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U-Boot-Unglück: "Würde nicht von mildem Tod sprechen"
Die Rettungsmission nach dem vermissten Titanic-U-Boot dauert weiter an, doch im Meer wurden Trümmer der "Titan" gefunden. Es kam wohl zur Tragödie.
Für 96 Stunden sollte der Sauerstoff an Bord der "Titan" ausreichen. Das Tauchboot war mit fünf Insassen auf dem Weg zum Wrack der "Titanic" in rund 3.800 Metern Tiefe, als am Sonntag der Kontakt abriss. Trotz einer groß angelegten Suche unter Führung der US-Küstenwache wurde das Gefährt bisher nicht im Atlantik lokalisiert – bis Donnerstagabend. Zuerst wurden Trümmerteile in der Nähe der Titanic gefunden, dann wurde gemeldet: Es sind Teile der vermissten "Titan" darunter!
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Dabei war im Vorfeld die Planung der Rettung auf Hochtouren gelaufen. In der Nacht auf Donnerstag ist das französische Forschungsschiff "Atalante" südlich der kanadischen Insel Neufundland eingetroffen. Es ist mit einem unbemannten Tauchroboter ausgestattet – der kann bis zu sechs Kilometer tief tauchen und damit den Meeresgrund absuchen. Er sollte die "Titan" in 3.800 Metern Tiefe finden und an dem Tauchboot ein Kabel anbringen. Mit Seilwinde hätte die US-Marine dann das Boot bergen können.
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Die einzige Möglichkeit, die fünf Besatzungsmitglieder an Bord zu retten, wäre gewesen, die "Titan" so schnell wie möglich nach oben zu bringen, die Luke zu öffnen und zu den Menschen zu gelangen, erklärte Meeresforscher Tom Dettweiler dem US-Sender CNN. Doch auch das Tauchboot aus großer Tiefe an die Oberfläche zu bringen, hätte vermutlich mehrere Stunden gedauert, betonte der Forscher, der selbst 1985 an der Suche und dem Fund des gesunkenen Luxusdampfers "Titanic" beteiligt war.
An Bord der "Titan" befanden sich der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Die beiden weiteren Insassen waren der renommierte "Titanic"-Forscher Paul-Henri Nargeolet (77) sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte.
Ohne Sauerstoff wartete auf das Team ein langsamer Tod, wie der Lungenfacharzt Rainer Schädlich dem Kölner "Express" erklärte. "Der Prozess dauert lange, da sich der Sauerstoff langsam aufbraucht und zusätzlich CO₂ durch Atmung entsteht." Zwar hätte das Tauchboot einen Kohlendioxid-Filter, um das Gas aufzufangen, doch sind dessen Kapazitäten einmal aufgebraucht, "dann steigt das Kohlendioxid an".
"Ich würde nicht von einem milden Tod sprechen"
Symptome für zunehmenden Sauerstoffmangel seien Kopfschmerzen sowie Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, aber auch Atemnot, Verwirrtheit, Schwindel und Benommenheit bis zur Apathie. "Die bei einem Sauerstoffmangel auftretenden Symptome, insbesondere die Atemnot, können sehr unangenehm sein. Insofern würde ich nicht von einem milden Tod sprechen", so der Hamburger Intensivmediziner. Die Wrackteile wiederum deuten nun aber darauf hin, dass die "Titan" unter dem immensen Druck in der Tiefe zerborsten sein dürfte – lange bevor der Sauerstoff ausging.