USA
Trump-Attentat: Darum konnte Täter ungehindert schießen
Weniger als 150 Meter entfernt von Trump richtete sich der Schütze seine Stellung ein. Dem Secret Service wird Totalversagen vorgeworfen.
Wenige Millimeter retteten Donald Trump das Leben, als am Samstag ein 20-Jähriger das Feuer auf den ehemaligen US-Präsidenten eröffnete. Es sei "ein Wunder", dass er noch lebe, sagte Trump in seinem ersten Interview nach dem Anschlag. Nun gibt es neue Erkenntnisse dazu, wie sich der nach dem Attentatsversuch erschossene Thomas Matthew Crooks so nah beim Präsidenten mit der AR-15 seines Vaters einrichten konnte.
So befand sich der Attentäter auf dem Dach, auf dem er seine Scharfschützenposition eingerichtet hatte, wohl weitestgehend im toten Winkel der Agenten des Secret Service. "Bei Betrachtung der Lage der beiden Scharfschützenteams der Polizei scheint nur das südliche Team nicht vollständig durch einen Baum behindert worden zu sein", schreibt der OSINT-Analyst Oliver Alexander bei Twitter und teilt dazu Bilder, die die Blickwinkel der Sicherheitskräfte zeigen.
Hätte der Schütze eine Position nur gut einen Meter östlich von seiner Stellung gewählt, mutmaßt Alexander, wäre er für die Scharfschützen der Polizei wohl gar nicht sichtbar gewesen. Eine Analyse der deutschen "Bild"-Zeitung kommt ebenfalls zum Schluss, dass keines der Sicherheitsteams vor Ort einen guten Blick auf die Stellung von Crooks gehabt habe. Wenige Sekunden nach seinen Schüssen auf Trump wurde der Attentäter durch einen Kopfschuss ausgeschaltet.
Auch unter Berücksichtigung der schlechten bis komplett versperrten Sicht bleibt eine Frage aber nach wie vor offen: Wieso haben der Secret Service und die lokalen Sicherheitskräfte Hinweise aus dem Publikum nicht ernster genommen?
Publikum warnte Secret Service vor Attentäter
Minuten vor den Schüssen, die Trump am Ohr verletzten und den Familienvater Corey Comperatore töteten, hatten nämlich diverse Teilnehmer von Trumps Wahlkampfveranstaltung auf den Schützen aufmerksam gemacht. Dieser hat laut den Augenzeugen sein Vorhaben auch immer wieder laut rufend und gestikulierend kundgetan.
"Da war der Typ auf dem Dach, der sein Gewehr vorbereitet hat. Das ging zwei bis drei Minuten. Der Secret Service sah uns, und wir haben in Richtung Dach gedeutet", berichtet eine an der Rally anwesende Person gegenüber BBC. Wegen des Sichtwinkels hätten die Agenten den 20-Jährigen aber wohl nicht gesehen.
Schon kurz nach dem Attentat gab es schwere Vorwürfe gegen den Secret Service, unter anderem auch wegen des Verhaltens einzelner Agentinnen nach dem Attentatsversuch. Im Netz fordern unzählige Nutzer den Rücktritt der Chefin des Secret Service, Kimberly A. Cheatle. Donald Trump hingegen sagte, dass der Secret Service "einen fantastischen Job gemacht" habe.