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Trotz Klimakrise! SUV-Boom in Österreich stark wie nie
In Zeiten des Klimawandels und der Teuerung gehen die Neuwagenzulassungen stark zurück: SUVs erfreuen sich trotz allem ungebrochener Beliebtheit.
Autoneuzulassungen sind im Vorjahr in Österreich um knapp 10 Prozent zurückgegangen – ein Rekordtief der Neuzulassungen seit 1979. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 war es sogar ein Rückgang um mehr als ein Drittel. Doch paradoxerweise bilden genau die größten Verbraucher in Zeiten des stärker werdenden Klima-Bewusstseins die Ausnahme von der Regel: Der Boom bei Stadtgeländewägen hielt unterdessen an.
2022 befindet sich der Anteil der SUVs an den Neuwagenzulassungen laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) auf einem Rekordhoch. Blickt man zurück auf das Jahr 2005, hat sich der Anteil an den Zulassungen sogar verfünffacht. 43 Prozent aller Neuwägen waren 2022 laut VCÖ SUVs. Immerhin jeder Dritte SUV war ein Plug-in-Hybrid oder E-Auto – aber auch diese verbrauchen deutlich mehr Energie als herkömmliche Modelle.
"Förderungen stärker an Energieverbrauch" koppeln
Der VCÖ setzt sich für ein ökologisch verträgliches, ökonomisch effizientes und sozial gerechtes Verkehrssystem ein. Daher ist es seinen Akteuren wichtig, auf den höheren Energieverbrauch von SUVs zu verweisen. Besonders trügerisch seien die boomenden Plug-in-Hybride: Mit Verweis auf eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) und des Fraunhofer-Instituts warnt der VCÖ vor dem fünfmal höheren Verbrauch dieser Modelle gegenüber den Herstellerangaben.
"Förderungen für Plug-in-Hybride stehen im Widerspruch zum Ziel, CO2-Ausstoß und Energieverbrauch der Autoflotte zu reduzieren", bemängelt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Der Verkehrsclub will hier eine Reform anstoßen: "Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise müssen Förderungen für Fahrzeuge viel stärker als bisher den Energieverbrauch von Pkws berücksichtigen".
SUV-Liebe in Hermagor
Vergangenes Jahr wurden in Österreich 92.387 SUVs und Geländewagen neu zugelassen, alleine 17.163 davon in Wien. Dies legen Daten der Statistik Austria nahe. Somit hat sich der Anteil an den Gesamtzulassungen seit 2015 verdoppelt. Obwohl Wien ein SUV-Hotspot ist, befindet sich der Bezirk mit dem niedrigsten SUV-Anteil bei den Neuzulassungen in der Hauptstadt: In der urbanen Leopoldstadt sind es nur 30,2 Prozent.
Auf der Suche nach dem extremsten Ausreißer nach oben wird man in Kärnten fündig: 56,2 Prozent der Neuautos im Oberkärntner Hermagor waren letztes Jahr SUVs. Angesichts des dortigen Geländes zahlt sich Allrad deutlich eher aus, als im Flachland. Derzeit liegen in Hermagor bis zu 30 Zentimeter Schnee – wohlgemerkt im Tal.