Tierisch aufgedeckt

Trotz Handelsverbot essen Österreicher Haifisch

Der Verein gegen Tierfabriken kontrollierte 1070 Restaurants in ganz Österreich: Trotz Verbot verkaufen einige Haifischflossensuppen.

Heute Tierisch
Trotz Handelsverbot essen Österreicher Haifisch
Für die Flosse werden Haie oft verstümmelt wieder ins Meer geworfen, wo sie schmerzvoll verenden.
Resha Juhari / We Animals Media

Der Verein gegen Tierfabriken, kurz VGT, erstattete kürzlich wieder Anzeige. Dieses Mal geht es jedoch nicht um einen Mastskandal aus Österreich, sondern um unsere Restaurants, die trotz striktem Handelsverbot seit 19. April 2024 ("Heute" berichtete) auch weiterhin Haifisch anbieten.

Österreichweite Recherche

Bei der umfassenden Recherche des VGT im Zeitraum von Juni bis August 2024 wurden über 1.070 Standorte in ganz Österreich kontrolliert: 27-mal wurden dabei Haifischflossensuppe oder Fleisch von geschützten Haiarten auf den Speisekarten gefunden.

Auffallend oft in folgenden Bundesländern:

Wien, Niederösterreich und der Steiermark

Lediglich in Vorarlberg gab es kein Angebot zum Meeresräuber. Doch nicht nur die berühmte Suppe stand auch weiterhin am Menü, sondern sogar Hai-Steaks vom bedrohten Blauhai, obwohl die neue Verordnung (VO (EG) Nr. 338/97) unmissverständlich ein klares Verbot und strengere, nationale Maßnahmen zum Schutz bedrohter Haiarten beinhaltet.

Nicht nur das Fleisch

Die Verordnung umfasst nicht nur Einschränkungen beim Import und der Verarbeitung von Haifischfleisch, sondern macht auch den Import von Haizähnen und ähnlichen Souvenirs strafbar.

Zu den geschützten Arten zählen nun:
- alle Arten der "Requiemhaie", oder auch Menschenhaie, worunter auch Riffhai, Blauhai oder Bullenhai fallen.
-Makohaie
-Walhaie
-Weiße Haie

Ausnahmen in Sonderfällen bedürfen individueller behördlicher Einfuhrgenehmigungen. Verstöße gegen diese Artenschutzbestimmungen können mit Geldstrafen von bis zu 40.000 Euro geahndet werden und Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren nach sich ziehen.

10,5 Tonnen Haiprodukte drei Jahren

Die Gesamtmenge aller importierten Haiprodukte betrug 2020 bis 2023 10,5 Tonnen. Hauptsächlich wurden Haifilets importiert (frisch, gekühlt oder gefroren) doch auch andere Haiprodukte wurden nach Österreich eingeführt. Im Jahr 2023 wurden sogar haltbar gemachte Haifischflossen von Deutschland nach Österreich gebracht.

Schillerlocken

Auch Schillerlocken wurden bei den aktuellen Recherchen gefunden. Hierbei handelt es sich um gehäutete und geräucherte Bauchlappen des Dornhais, der noch nicht in die EU-Artenschutz-Verordnung aufgenommen wurde (Verordnung (EG) Nr. 338/97). Umweltschutzorganisationen wie zum Beispiel der WWF warnen jedoch seit Jahren vor der Bedrohung des Dornhais durch Überfischung.

Dornhaie erreichen ihre Geschlechtsreife erst im Alter von etwa 15 bis 20 Jahren und haben eine niedrige Fortpflanzungsrate. Diese Faktoren machen die Bestände besonders anfällig.

Auf den Punkt gebracht

  • Trotz eines Handelsverbots für Haifischflossen und -fleisch in Österreich wurden bei einer Recherche des Vereins gegen Tierfabriken 27 Restaurants gefunden, die diese Produkte anbieten
  • Die Verordnung verbietet nicht nur den Handel mit Haifischfleisch, sondern auch den Import von Haizähnen und ähnlichen Souvenirs, und Verstöße können mit hohen Geldstrafen und Freiheitsstrafen geahndet werden
  • In den Jahren 2020 bis 2023 wurden insgesamt 10,5 Tonnen Haiprodukte nach Österreich importiert, darunter auch haltbar gemachte Haifischflossen aus Deutschland
  • Außerdem wurden auch Schillerlocken, gehäutete und geräucherte Bauchlappen des Dornhais, gefunden, obwohl der Dornhai bereits als bedrohte Art gilt
  • Umweltschutzorganisationen warnen seit Jahren vor der Überfischung des Dornhais
red
Akt.