Viertel nach Zwölf
Das passiert wenn der Hai stirbt
Bisherige Maßnahmen erzielten kaum, oder gar keine Wirkung: Der Hai verschwindet mehr und mehr aus unseren Ozeanen - mit katastrophalen Folgen.
Trotz globaler Schutzmaßnahmen gegen das sogenannte Finning, wo Haien brutal die Flossen abgeschnitten werden, sind die Hai-Populationen weiterhin ernsthaft in unserer Ozeanen bedroht. Laut einer aktuellen Studie sterben pro Stunde 9.000 (!) Haie und mehr als 80 Millionen Haie pro Jahr.
Dunkelziffer weitaus höher
Das Forschungsteam der Studie, welches sich aus Wissenschaftlern der Universitäten Dalhousie und Santa Barbara plus Mitarbeitern der Naturschutzorganisation "The Nature Conservancy" zusammensetzt, spricht sogar von einer weitaus höheren Dunkelziffer, da die Nachfrage nach Haifischfleisch gestiegen sein soll. Von ganzen Tiere wird mittlerweile Fleisch, Knorpel und Öl für die Lebensmittelindustrie verwendet und erhöht die Jagd auf den Meeren massiv.
Vor allem in den Küstengebieten werden Haie gefangen - dort jedoch ist praktisch der "Kindergarten" und junge Exemplare haben keine Chance auf die Reproduktion. Die nächste Generation wird also faktisch ausradiert, was langfristige Konsequenzen nach sich zieht. Die Rolle der Haie im gesamten Ökosystem kann nicht mehr erfüllt werden und die Spitze der Nahrungskette fällt weg.
Thunfisch-Fang als Vorbild
Laut dem Autor der Studie, soll beim Thunfisch-Fang bereits ein Umdenken stattgefunden haben, was auch für die Haie von großem Interesse sein dürfte. Exakt berechnete Fangquoten legen fest, wie viele Exemplare aus dem Meer entnommen werden dürfen und lassen die Thunfisch-Population nicht weiter schwinden. Trotz roter Listen und Aufschreie der Tierschützer darf man so viele Haie fangen wie man möchte, auch wenn dies nicht für bedrohte Arten gilt. Doch wie richtig erkennen?
Unsere Bildergalerie zeigt preisgekrönte Unterwasserfotografie - wäre es nicht schrecklich, wenn dies alles verschwindet?
Laut den Forschern wären große Schutzgebiete mit einer Null-Toleranz-Grenze für den Hai-Fang die einzige Möglichkeit, wie sich die angeschlagenen Hai-Populationen erholen könnten. Auch Stellnetze gehören einfach komplett verboten: Wie bereits in der Hochseefischerei erfolgt, lauern diese Todesnetze in den Küstengebieten auf die Fauna des Meeres und selektieren dabei nicht. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, denn neun Jahre nachdem Haie in einer Region Indonesiens beispielsweise fast ausgerottet waren, konnte man bei Tauchgängen plötzlich wieder Exemplare dieser faszinierenden Tiere sichten.
400 Millionen Jahre - dann kam der Mensch
Es ist wirklich traurig, wenn man bedenkt, dass Haie bereits seit 400 Millionen Jahren auf unserem Planeten zuhause sind und wir es binnen eines Wimpernschlages geschafft haben, die Meerespolizei an den Rand der Ausrottung zu treiben. Doch ohne Haie gibt es auch keinen Ozean:
Seegrasfelder würden verschwinden:
Der Tigerhai ernährt sich hauptsächlich von Schildkröten. Indem er die Tiere auf Trab hält, grasen sie nicht ständig am selben Fleck sondern bewegen sich dynamisch im Meer. Fällt der Tigerhai weg - frisst die Schildkröte die Seegräser, bis keines mehr nachwächst.
Korallenriffe würden verschwinden:
Durch schwindende Haie, vermehren sich andere, kleine Raubfische zu zahlreich und fressen die veganen Fische, womit Algen die Riffe überziehen. Ein Korallenriff ohne Haie besteht nicht länger als ein Jahr.
Robben pflanzen sich seltener fort:
Ohne Stresshormone reduziert sich auch der Sexualtrieb jener Robben, die keinen natürlichen Feind mehr haben. Sie haben deshalb wesentlich weniger "Stress" sich fortzupflanzen und die Populationen stagniert.
Salopp gesagt: Ohne Haie an der Spitze der Nahrungskette, rücken andere Fische an seinen Platz, bis die Beute knapp wird und ein Massenaussterben beginnt. Das System kippt und das Meer wird zu einem trostlosen und unbewohnten Ort.