Klimaschutz

Österreich verbaut europaweit am meisten Grünflächen

Aktueller WWF-Report zeigt "enormen Flächenfraß" der Bundesländer auf und fordert vor Bodenschutzgipfel ein umfassendes Maßnahmenpaket.

Lydia Matzka-Saboi
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Bodenversiegelung: Immer mehr Grünflächen verschwinden
Bodenversiegelung: Immer mehr Grünflächen verschwinden
Getty Images/iStockphoto

Österreich ist "Europameister" im Versiegeln von Grünflächen. Auch wenn der tägliche Bodenverbrauch in den letzten zehn Jahren sukzessive zurückgegangen ist, lag er im Durchschnitt der letzten drei Jahre immer noch bei 11,5 Hektar pro Tag, also bei einer Fläche von 16 Fußballfeldern täglich.

Angesichts des Bodenschutzgipfels von Bund, Ländern und Gemeinden am 20. Oktober hat die Naturschutzorganisation WWF Österreich in einer aktuellen Analyse auf den besonders hohen Bodenverbrauch der Bundesländer hingewiesen. "Mit einem Bodenverbrauch von durchschnittlich 11,5 Hektar pro Tag verbaut Österreich mehr als das Vierfache des Nachhaltigkeitsziels des Bundes", kritisierte WWF-Expertin Maria Schachinger.

Verbaute Zukunft – Natur statt Beton

Zubetonierte, also versiegelte, Böden erhöhen die Hochwassergefahr bei Extremwetterereignissen, wie sie in Zeiten der globalen Klimakrise weiter zunehmen werden. Über Asphalt und Beton entstehen Hitzeinseln, die bei steigenden Temperaturen eine zusätzliche Belastung darstellen. Die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren schwindet. Auf zugebauten Äckern kann nichts mehr angebaut werden und die letzten freien Flächen stehen aufgrund der Erderhitzung immer mehr unter Druck.

Zeit, unsere Böden zu schützen, anstatt sie weiter zu verbauen. Der WWF Österreich fordert daher einen verbindlichen Bodenschutzvertrag für ganz Österreich sowie ein umfassendes Maßnahmenpaket zum Schutz unserer Böden vor Versiegelung.

Insgesamt ist in Österreich laut WWF Österreich bereits eine Fläche von knapp 576.900 Hektar produktiver Böden verloren gegangen – was mehr als der doppelten Fläche des Bundeslandes Vorarlberg entspricht. Projekte wie die Lobau-Autobahn in Wien oder die Erweiterung des Skigebiets Vorderstoder (Oberösterreich) würden zeigen, dass es hierzulande nach wie vor kein Umdenken gibt.

WWF fordert Schutz von produktiven Böden

Der aktuelle WWF-Report zeigt, dass alle Bundesländer noch weit von einer nachhaltigen Bodennutzung entfernt sind. Während die Steiermark beim täglichen Bodenverbrauch mit 3,3 Hektar Spitzenreiter ist, liegt das Burgenland bei der pro Kopf versiegelten Fläche mit 510 Quadratmetern an vorderster Stelle. Gleichzeitig haben die kleinsten Bundesländer Wien und Vorarlberg am meisten für Landwirtschaft und Siedlungszwecke nutzbare Flächen verbaut (Vorarlberg 30 Prozent, Wien 79 Prozent).

WWF-Grafik: Versiegelte Fläche pro Kopf nach Bundesländern.
WWF-Grafik: Versiegelte Fläche pro Kopf nach Bundesländern.
(c) WWF Österreich

Bodenverbrauch wächst in Österreich rasant

Die hohe Versiegelung zeigt sich auch im Straßennetz, das bundesweit mehr als ein Drittel des gesamten Bodenverbrauchs verursacht und im Burgenland mit 31 Metern pro Kopf am dichtesten ist. "Der Flächenfraß hat massive Folgen für Mensch und Natur. Und obwohl es immer noch tausende Hektar ungenutzten Leerstandes gibt und in vielen Gemeinden die Ortskerne veröden, wird landauf, landab weiter auf der grünen Wiese gebaut", kritisiert WWF-Expertin Maria Schachinger.

Seit der Jahrtausendwende ist der Bodenverbrauch in Österreich fast dreimal so schnell gewachsen wie die Bevölkerung. "Die Verantwortung für den Bodenschutz darf nicht mehr länger auf die jeweils andere politische Ebene geschoben werden. Daher braucht es auf der politischen Raumordnungskonferenz am 20. Oktober endlich verbindliche Ziele statt Lippenbekenntnisse", forderte Schachinger.