Urlaub statt Krankenstand

"Trauriger Alltag" – nun geht Gewerkschaft auf Wirt los

Sind Mitarbeiter weniger als 3 Tage im Krankenstand, sollen sie sich Urlaub nehmen. Die Gewerkschaft ist empört über die Idee der Wirtschaftskammer.
Johannes Rausch
31.01.2025, 04:00

Auch nach fast zwei Wochen wirbelt der Vorschlag viel Staub auf. Wie berichtet, regte der Kärntner Wirtschaftskammer-Gastro-Obmann Stefan Sternad an, dass es keine Krankenstände unter drei Tagen mehr geben sollte. Betroffene Mitarbeiter sollen stattdessen zwingend Urlaub oder Zeitausgleich nehmen müssen.

Darüber hinaus sollen ab dem vierten Tag die Sozialversicherungsträger für die Kosten aufkommen. Hintergrund der Idee: Kurze Krankenstände würden Unternehmen finanziell strapazieren. Daraufhin schlug Thomas Mayr-Stockinger in dieselbe Kerbe und goss zusätzlich Öl ins Feuer. "Ich kann den Vorschlag meines Kärntner Kollegen nur unterstützen, seine Ansätze sind gut", sagte der Wirtesprecher der Wirtschaftskammer Oberösterreich gegenüber "Heute".

Jetzt geht es ans Eingemachte. In einem Offenen Brief an den bekannten Gastronomen findet Gerhard Siegl, Landesvorsitzender der Gewerkschaft vida OÖ, scharfe Worte. Er bezieht sich auf den erwähnten "Heute"-Bericht und appelliert: "Kehren Sie erstmal vor der eigenen Haustür, Herr Mayr-Stockinger!"

In dem Schreiben zeigt sich Siegl bestürzt über die Aussagen: "In der Gastronomie sind unattraktive Arbeitszeiten, schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Bezahlung trauriger Alltag." Doch nicht nur das: "Hinzu kommen falsche Einstufungen, mangelhafte Abrechnungen und systematische Unterentlohnung, die nicht nur die Moral der Mitarbeiter, sondern auch die gesamte Branche belasten", so der Gewerkschaftsvertreter.

Siegl zitiert eine Umfrage der Arbeiterkammer OÖ. Laut dieser Studie betreffen 15 Prozent aller arbeitsrechtlichen Beratungen in der AK Beschäftigte aus dem Gastgewerbe – obwohl sie nur drei  Prozent der Gesamtbelegschaft im Bundesland ausmachen würden. "Diese Zahl sollte Ihnen zu denken geben", richtet sich der Gewerkschafter an Mayr-Stockinger.

"Längst überholt"

"Stereotypen Aussagen wie 'Blauer Montag'" sind "längst überholt". Sie würden nicht dazu beitragen, die drängenden Probleme unserer Zeit anzugehen. "Sie erreichen damit niemanden mehr", kritisiert der Arbeitnehmervertreter den Wirt. Davon abgesehen würden immer noch die behandelnden Ärzte "die Frage entscheiden, ob eine Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Erkrankung vorliegt".

„Ihre stereotypen Aussagen wie 'Blauer Montag' sind längst überholt und tragen nicht dazu bei, die drängenden Probleme unserer Zeit anzugehen.“
Gerhard SieglLandesvorsitzender der Gewerkschaft vida OÖv

Dann legt er dem Wirtesprecher noch einen wohlwollenden Hinweis ans Herz: "Abschließend möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben: Es gibt zwei Sorten von Arbeitgebern", so der Gewerkschaftsfunktionär. "Jene, die ihre Mitarbeiter respektieren und wertschätzen, und jene, die kein Personal finden. Sie haben die Wahl, zu welcher Gruppe Sie gehören möchten."

{title && {title} } JR, {title && {title} } 31.01.2025, 04:00
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