Betrieb startet, aber ohne ihn

"Traum zerplatzt" – Frust nach KTM-Kündigung

KTM ist vorerst gerettet. Jetzt berichtet ein enttäuschter Vater über seinen Sohn, der als Lehrling gekündigt wurde: "Wir sind sehr bedrückt."
Johannes Rausch
12.03.2025, 19:54

Aufatmen im Innviertel: Die Zukunft des bekannten Zweirad-Produzenten mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) ist zunächst gesichert. Vor rund zwei Wochen haben die Gläubiger dem vorgelegten Sanierungsplan des Unternehmens am Landesgericht Ried im Innkreis zugestimmt.

Danach erhielt die Firma die erste Finanzspritze. Der indische Miteigentümer Bajaj soll 50 Millionen Euro überwiesen haben. Mit dem Geld soll das Wiederhochfahren der Produktion finanziert werden, außerdem soll damit die Zeit bis zur Investorenfindung überbrückt werden.

"Heute" war in den vergangenen Wochen im regelmäßigen Kontakt mit verschiedenen Betroffenen, die von den Zuständen bei KTM berichteten.

Wie drastisch die Lage beim Innviertler Traditionsunternehmen zuletzt gewesen sein muss, berichtet jetzt ein Vater. Der Mann, der anonym bleiben möchte, hat sich an die Redaktion gewandt. Ende Jänner wurde sein Sohn (17) während seiner Lehre einvernehmlich gekündigt.

Vier Jahre sollte die Lehrzeit beim weltberühmten Konzern insgesamt dauern. Nach 1,5 Jahren war für den Burschen aber schon Schluss. Er war in der Sparte KFZ-Mechanik bzw. Mechatronik beschäftigt, wohnte in einem Heim. Mittlerweile lebt der 17-Jährige wieder in seiner Heimat Tirol. "Wir sind sehr bedrückt", sagt sein Papa im Gespräch. Immer wieder tauschte sich sein Sohn mit ihm über den Stand der Dinge aus.

"Wahnsinnig schade"

Es sei "wahnsinnig schade", dass die Zeit bei KTM schon vorbei ist. Der frustrierte Vater berichtet von einem "Zugehörigkeitsgefühl", das es anfangs gegeben hätte. "Viele tolle, engagierte Menschen arbeiteten dort." Das Motto "Orange Family" sei gelebt worden.

In den vergangenen Wochen hätte die Ausbildung seines Sohnes aber keinen Sinn mehr gemacht: "Es gab keine Arbeit mehr für die Lehrlinge. Einmal mussten sie zum Beispiel ein Referat über die Kupplung schreiben."

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"Ihr seid die Zukunft!"

Anfangs sei den Lehrlingen gesagt worden: "'Ihr seid die Zukunft!', sie hörten viele tolle Sprüche. Bereits im ersten Lehrjahr bekamen alle ein iPhone, einen Laptop und eine eigene Mail-Adresse. Sehr viel war nur eine Show", so der Mann. Den Auszubildenden seien viele Versprechungen gemacht worden: "Zu Beginn der Lehrzeit wurde ihnen gesagt, dass sie nach den vier Jahren fix bei KTM einen Job haben."

Doch nach und nach habe sich die Situation zunehmend verschärft: "Bei KTM herrschte dicke Luft. Die Menschlichkeit hat gefehlt. Die Stimmung war mies", findet der verärgerte Vater harte Worte. "Alles ist weggebrochen. Lehrlingen sind Kündigungen angedroht worden. Für die Psyche meines Sohnes war das schlimm. Für ihn ist ein Traum zerplatzt."

„Bei KTM herrschte dicke Luft. Die Menschlichkeit hat gefehlt. Die Stimmung war mies.“
Empörter Vater eines ehemaligen KTM-Lehrlings

Produktion startet wieder

Ab Montag soll die stillgelegte Produktion am Standort Mattighofen wieder schrittweise hochgefahren werden. Konkret ist geplant, dass für die vier Produktionslinien ein Einschichtbetrieb startet. Wie berichtet, gingen Mitte Dezember bei KTM die Lichter aus. Bis März machten die Fließbänder Pause.

Ausschlaggebend für diesen Schritt war, dass in den Lagern noch mehr als 100.000 Bikes auf ihren Verkauf warteten. Jene 250 Personen, die gekündigt wurden, mussten aber offenbar zum Teil trotzdem im Werk erscheinen.

{title && {title} } JR, {title && {title} } Akt. 13.03.2025, 10:17, 12.03.2025, 19:54
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