Welt

Trauer in Russland – Jetzt bereits 52 Tote nach Unglück

Sibirien ist in Schockstarre: 52 Menschen verunglückten in einer Kohlegrube in der russischen Polarregion. Den Rettern rinnt die Zeit davon. 

20 Minuten
Teilen
1/6
Gehe zur Galerie
    Bestürzung bei den Angehörigen der Opfer.
    Bestürzung bei den Angehörigen der Opfer.
    Maxim Kiselev / Tass / picturedesk.com

    Bei dem schwersten Grubenunglück in Russland seit Jahren sind im Westen Sibiriens 52 Menschen ums Leben gekommen. Das meldeten die Staatsagenturen Tass und Ria Nowosti am Donnerstagabend übereinstimmend unter Berufung auf den Rettungsdienst. Darunter seien sechs Rettungskräfte gewesen, die bei Sucharbeiten in dem Bergwerk starben. Über Stunden galten mehr als 30 Bergleute als vermisst.

    In dem Bergwerk hatte sich am Morgen aus zunächst unbekannter Ursache eine Explosion ereignet. Insgesamt wurden nach Angaben des Zivilschutzes 239 Arbeiter aus dem Schacht "Listwjaschnaja" im Kusnezker Kohlebecken (Kusbass) gerettet. Mehr als 40 von ihnen seien in Krankenhäusern, teilte der Gouverneur des Gebiets Kemerowo, Sergej Ziwiljow, mit. Er besuchte Verletzte im Krankenhaus.

    Kontakt zu Rettungskräften brach ab

    Über Stunden war der Zustand der Bergarbeiter im Schacht unklar. Die Grubengänge seien stark mit Rauch gefüllt, hiess es. Die Arbeiter könnten sich nicht selbst retten. Die Sucharbeiten mussten Stunden nach dem Unglück wegen Explosionsgefahr unterbrochen werden, konnten aber inzwischen wieder aufgenommen werden. Zudem war der Kontakt zu den Rettungskräften abgebrochen.

    Die Explosion soll sich in 250 Metern Tiefe ereignet haben. Der russische Präsident Wladimir Putin drückte den Angehörigen der Opfer der "Tragödie" sein Beileid aus und ordnete an, den Hinterbliebenen und Überlebenden zu helfen. "Die Lage wird leider nicht leichter. Es gibt auch eine Gefahr für das Leben der Rettungskräfte", sagte Putin.

    Bergwerksdirektor festgenommen

    Nach Angaben der Ermittler wurden der 47-jährige Bergwerksdirektor, sein Stellvertreter und ein Abteilungsleiter festgenommen. Sie müssten sich wegen Verletzung von Arbeitsvorschriften verantworten.

    Das Gebiet um das 1954 eröffnete Bergwerk wurde abgesperrt. Psychologen betreuten Angehörige. Der Gouverneur ordnete eine Überprüfung aller Bergwerke in der Region an und setzte eine dreitägige Trauer an – von diesem Freitag bis Sonntag (28. November).

    Die Arbeit im Kohlebergbau in Russland gilt als lebensgefährlich. Wegen Verstössen gegen elementare Sicherheitsvorschriften kommt es dort immer wieder zu schweren Unglücken. Oft explodiert etwa Methangas. Das leicht entzündliche Grubengas wird durch die Arbeiten im Bergbau freigesetzt und sammelt sich bei schlechter Belüftung in den Schächten und Strecken unter Tage an. In dem jetzt betroffenen Bergwerk gab es bereits 2004 eine Explosion mit 13 Toten.

    Kohlebau als wichtige Einnahmequelle

    Bei dem schwersten Grubenunglück der vergangenen Jahre in Russland waren im März 2007 insgesamt 107 Menschen in der Stadt Nowokusnezk in Sibirien ums Leben gekommen. 91 Tote hatte es 2010 bei zwei Methan-Explosionen in dem Ort Meschduretschensk in Sibirien gegeben.

    Für die Rohstoffgroßmacht ist der Kohleabbau neben Öl und Gas eine wichtige Einnahmequelle. Im vergangenen Jahr wurden der offiziellen Statistik zufolge 402,1 Millionen Tonnen gefördert, ein Teil davon geht auch nach Deutschland. Umweltschützer machen vor allem den Bergbau für massive Umweltverschmutzung in Sibirien verantwortlich.

    1/50
    Gehe zur Galerie
      <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
      21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
      privat, iStock