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Transmann Sascha: "Zeige abgebundene Brust auf TikTok"

Für Sascha B. ist TikTok sein persönliches Tagebuch. Dieses öffnet der Transmann aus Tirol nun und berichtet über seinen Weg von Frau zu Mann.

Amra Duric
Auf seinem TikTok-Kanal spricht der Tiroler Sascha über Transidentität und gibt auch Einblicke in seinen Alltag als Transmann.
Auf seinem TikTok-Kanal spricht der Tiroler Sascha über Transidentität und gibt auch Einblicke in seinen Alltag als Transmann.
TikTok

"Ich wusste immer, dass ich anders war als die anderen", sagt Sascha B. im Gespräch mit "Heute". Doch das erste Mal, bis es "Click" machte, sollten einige Jahre vergehen. "Ich war 16 oder 17 und habe mir bei einer Freundin eine Doku über Transmänner angesehen. Ich habe mich zu ihr umgedreht und gesagt: Du, ich glaub, ich bin Trans", so der 28-jährige Tiroler.

"Ich bin weinend aus dem Termin raus und hatte das Gefühl, mir bleibt nichts anderes übrig, als eine Frau zu sein. Ich habe mich jahrelang mies gefühlt."

Seine Erkenntnis teilte Sascha mit seinem damaligen Psychiater. Dieser blockte schnell ab. "Er hat das gar nicht verstanden. Ich bin weinend aus dem Termin raus und hatte das Gefühl, mir bleibt nichts anderes übrig, als eine Frau zu sein. Ich habe mich jahrelang mies gefühlt."

"Konnte so nicht weiterleben"

Erst 2016 fasst der Tiroler den Entschluss sich zu outen. "Ich konnte so nicht weiterleben", so der 28-Jährige. Sascha fing 2017 an Hormone zu nehmen und wechselte seinen Psychiater. "Als ich ihm erzählte, was sein Vorgänger zu mir gesagt hat, ist er aus den Schuhen gefallen."

Durch ein Facebook-Posting erfuhren Freunde und Familie von Sascha. "Meine engsten Freunde haben sehr gut reagiert. Zu meiner Mutter habe ich keinen Kontakt mehr. Mein leiblicher Vater hat es sofort akzeptiert, da gab es gar keine Diskussion. Meine (Halb)Schwester steht auch hinter mir und findet es cool, einen Bruder zu haben." Auch Saschas Partnerin und ihre Familie unterstützen den Tiroler. "Früheres Dating gestaltete sich echt super schwer. Aussagen wie 'iiiihhhh ich bin doch nicht lesbisch' waren da Alltag", erinnert sich der Transmann.

TikTok-Video ging viral

Drei Jahre dauerte es, bis Saschas Name und Pronomen in seinem Umfeld Gewohnheit wurden. "Ich nehme das keinem übel. Man hat mich 20 Jahre lang als weibliche Person gekannt." Bekannt ist der 28-Jährige mittlerweile auch außerhalb seines Familien- und Freundeskreises.

"TikTok soll für mich und meine Follower ein Ruhepol sein. Hass brauche ich keinen", sagt Sascha im Interview mit <em>"Heute"</em>.
"TikTok soll für mich und meine Follower ein Ruhepol sein. Hass brauche ich keinen", sagt Sascha im Interview mit "Heute".
privat
"Oft kommen Leute in meine Livestreams und fragen mich: 'Wie soll ich meinen Eltern sagen, dass ich trans bin?' Ich versuche ihnen ganz viel Mut zu machen"

Vor Kurzem fing der Tiroler an, auf TikTok offen über seinen Weg zu sprechen. Ein Video, in dem Sascha das Abbinden seiner Brust thematisiert, ging viral. Den Clip betitelte er mit: "Mein Therapeut hat mich gestern gefragt, was für mich Freiheit bedeutet. Dieses Video ist die Antwort darauf."

Nicht nur TikToks postet der Tiroler, er spricht mittlerweile auch in seinen Livestreams mit seinen Followern über das Thema Transidentiät. "Oft kommen Leute in meine Livestreams und fragen mich: 'Wie soll ich meinen Eltern sagen, dass ich trans bin?' Ich versuche ihnen viel Mut zu machen und berichte von meinen eigenen Erfahrungen."

"Hass brauche ich keinen"

In kurzer Zeit sammelten sich hunderte Kommentare unter Saschas TikToks. "Wow krass wie viel Stärke du zeigt. Wünsche dir alles Glück der Welt", schrieb eine Userin. "Du sieht absolut toll aus und bist ein unglaublich schöner Mann, sei stolz auf dich", lautete ein anderer Kommentar.

"TikTok soll für mich und meine Follower ein Ruhepol sein."

Doch nicht nur positive Stimmen finden sich auf den Social-Media-Kanälen des 28-Jährigen. "Ich höre noch Kommentare wie: 'Man wird immer sehen, dass du einmal eine Frau warst' oder 'Gott wollte das nicht'. Natürlich ärgert mich so etwas. Es ist 2022 und es gibt Leute, die einen nicht in Ruhe leben lassen wollen. Ich möchte einfach nur meine Erfahrungen teilen und hoffe damit anderen Menschen helfen zu können. Hass brauche ich keinen.TikTok soll für mich und meine Follower ein Ruhepol sein."

Nächster Schritt: Brustentfernung

Nicht nur auf TikTok, sondern auch auf Twitch ist Sascha sehr aktiv. "Gaming ist meine größte Leidenschaft. Das war schon immer so. Da kann ich zu 100 Prozent so sein, wie ich bin", schwärmt er. Durch seine Follower wurde der 28-Jährige nun zu einem weiteren Schritt ermutigt – eine Spendenkampagne auf gofundme. "Ich würde gerne eine Mastektomie (Anm. Brustentfernung) machen lassen", erzählt der Tiroler.

Finanziell und gesundheitlich ist der Eingriff für den 28-Jährigen aber noch nicht möglich. "Ich habe aber nach meiner Corona-Infektion Long-Covid bekommen. Seit April kann ich nicht mehr arbeiten und kämpfe mit gesundheitlichen Problemen. Die Operation wäre deshalb voraussichtlich erst Mitte nächsten Jahres möglich."

"Die Kosten für die Gutachten und die medizinische Nachversorgung machen zwischen 500 Euro und 600 Euro aus."

Lange weigerte sich Sascha eine Spendenkampagne zu starten. "Bisher habe ich immer abgelehnt, weil ich kein Schmarotzer oder Bettler sein möchte", schreibt der Tiroler in seinem Spendenaufruf. Auch im Interview betont der 28-Jährige: "Die Kosten für die Gutachten und die medizinische Nachversorgung (Anm. Kompressionsweste, Salben, Medikamente) machen zwischen 500 Euro und 600 Euro aus. Ich weiß, dass viele Menschen derzeit unter den Teuerungen leiden. Ich bedanke mich jetzt schon für jeden Einzelnen, der mich irgendwie unterstützen möchte."

Hier gibt es Unterstützung
Transgender Team Austria: Die Beratungsstelle ist unter 0043/676 3751021 oder 0043/677 62516613 montags bis freitags von 10 Uhr bis 18 Uhr erreichbar
Courage* Beratungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen: 0043/585 69 66

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    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
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