Oberösterreich

Trainerin auf Intensiv: "Dachte, Virus frisst mich auf"

Fitnesstrainerin Karin J. landete wegen einer Corona-Infektion auf der Intensivstation. "Ich dachte das Virus frisst mich innerlich auf."

Amra Duric
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Zehn Tage lang lag Karin J. (47) auf der Intensivstation. "Ich wurde mit einem Beatmungshelm beatmet und als Vorsichtsmaßnahme künstlich ernährt. Es hätte jederzeit sein können, dass ich in den Tiefschlaf versetzt werden muss."
Zehn Tage lang lag Karin J. (47) auf der Intensivstation. "Ich wurde mit einem Beatmungshelm beatmet und als Vorsichtsmaßnahme künstlich ernährt. Es hätte jederzeit sein können, dass ich in den Tiefschlaf versetzt werden muss."
privat

Trotz Lockdown steigt die Zahl der Covid-19-Infektionen täglich an. Auch auf den Intensivstationen ist keine Entspannung in Sicht. Vier Intensivpatienten aus Salzburg müssen nun sogar nach Wien überstellt werden. Wie es auf der Intensivstation zugeht weiß Karin J. aus eigener Erfahrung. Die 47-Jährige erkrankte im Februar an Corona. "Ich dachte zuerst es handelt sich um eine Grippe", so die Fitnesstrainerin aus Perg (OÖ) im Gespräch mit "Heute".

Beatmungshelm und künstliche Ernährung

Die Ansteckung mit dem Virus kam für die Oberösterreicherin überraschend. "Im Februar konnte ich noch nicht geimpft werden, aber ich habe mich regelmäßig getestet und es war damals auch Lockdown. Darum hatte ich zuerst geglaubt, dass ich eine Grippe habe." Als die 47-Jährige ihren Geschmackssinn verlor, wurde ihr klar, dass es sich um Covid-19 handelt, was ihr PCR-Test kurz darauf bestätigte. "Ich habe mir aber keine Sorgen gemacht, da ich sportlich unterwegs bin. Ich dachte, wenns mich erwischt, werde ich es schon wegstecken." Doch genau das Gegenteil sollte eintreten.

Innerhalb weniger Tage verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Fitnessfrau rapide, sie rief den Notarzt, der sie sofort nach Linz ins Spital schickte. "Ich wurde auf der Akutstation mit Sauerstoff versorgt, aber es wurde nicht besser." Nur einen Tag später lag J. auf der Intensivstation. "Ich wurde mit einem Beatmungshelm beatmet und als Vorsichtsmaßnahme künstlich ernährt. Es hätte jederzeit sein können, dass ich in den Tiefschlaf versetzt werden muss. Zum Glück ist das nicht passiert."

"Ich hatte das Gefühl, dass mich das Virus von innen auffressen würde. Ich hätte mir nie gedacht, dass ich so krank werde."

Flashbacks von der Intensivstation

16 Tage lang lag J. im Spital, zehn davon verbrachte sie auf der Intensivstation. "Als ich wieder auf die Normalstation kam, habe ich mit kleinen Übungen angefangen. Das war wahnsinnig anstrengend." Auch die Entwöhnung vom Sauerstoffgerät war für die Trainerin eine große Herausforderung. "Als ich das Gerät abnahm, hatte ich das Gefühl zu ersticken." Nach dem Krankenhausaufenthalt war die 47-Jährige vier Wochen lang auf Reha. "Ich hatte am Anfang nur 40 Prozent Lungenleistung." 

Ein halbes Jahr nach ihrer Corona-Erkrankung ist Karin J. wieder fit. "Ich möchte ein großes Lob an Ärzte und Pfleger aussprechen. Wer nicht selbst auf einer Intensivstation gelegen ist, weiß gar nicht wie viel diese Menschen leisten und welchem Risiko sie sich aussetzen."
Ein halbes Jahr nach ihrer Corona-Erkrankung ist Karin J. wieder fit. "Ich möchte ein großes Lob an Ärzte und Pfleger aussprechen. Wer nicht selbst auf einer Intensivstation gelegen ist, weiß gar nicht wie viel diese Menschen leisten und welchem Risiko sie sich aussetzen."
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Ein halbes Jahr lang brauchte die Oberösterreicherin, um sich wieder zurück ins Leben zu kämpfen. "Ich bin immer positiv geblieben, das hat mir sehr geholfen." Auch die Flashbacks von der Intensivstation, die J. nach ihrem Aufenthalt quälten, sind mittlerweile verschwunden. Mit ihrer Geschichte, die sie auch in den Oberösterreichischen Nachrichten erzählte, will die Mühlviertlerin Menschen auf die Gefahr, die das Coronavirus mit sich bringen kann, aufmerksam machen. "Das Virus ist unberechenbar. Es kann jeden treffen und dann landet man plötzlich von einer Minute auf die andere im Spital."

Auch die wirtschaftlichen Folgen, die durch Lockdowns entstehen, bekommt die 47-Jährige zu spüren. "Ich bin seit fast einem Jahr in Kurzarbeit, weil ich durch die Schließung des Fitnessstudios nicht arbeiten durfte. Das ist nun wieder der Fall. Gerade in dieser Situation wäre aber das Training für die Menschen besonders wichtig."