Welt
Jogginghosen-Revolte an Wirtschafts-Gymnasium
Maturanden eines Wirtschaftsgymnasiums rufen dazu auf, in Jogginghosen zur Schule zu kommen. Die Sportkleidung ist verboten – das soll sich ändern.
"Morgen alle Trainerhosen!", stand auf einem Transparent, das am Donnerstag vor dem Wirtschaftsgymnasium in Basel aufgehängt wurde. Es ist die letzte Woche vor den Maturaprüfungen für die Klasse G6X am Schweizer Wirtschaftsgymnasium.
In der Schulordnung steht, dass außerhalb des Sportunterrichts keine Sportkleidung getragen werden darf. Diese Regel ist den Schülern ein Dorn im Auge.
"Denkanstoß für die Zukunft"
"Uns würde es nichts mehr bringen, falls die Regeln gelockert würden, aber es soll ein Denkanstoß für die Zukunft sein", so ein Schüler der Abschlussklasse am Freitagmorgen. Schülerin Julia H. (15) kommt am Freitag wie viele ihrer Mitschüler in Jogginghose zum Unterricht. "Ich hatte Lust mit Jogginghosen zu kommen und nutzte das jetzt aus. Ich glaube nicht, dass die Regeln aufgrund des Protests gelockert werden, hoffe es aber", sagt sie.
F. S. (17) würde sich selbst in Sportkleidung außerhalb des Sportunterrichts unwohl fühlen, findet den Protest jedoch berechtigt. "Jeder soll kommen, wie er will. Solange es nicht gerade in Unterwäsche ist", so die Schülerin. "Ich fühle mich in anständigen Hosen wohler", sagt auch L. O. aus der Abschlussklasse. Trotzdem hat er heute eine Jogginghose an – aus Protest an der Kleiderordnung. Die Schüler haben den Eindruck, dass die Lehrer ihren Protest gut finden. "Die Schulleitung hat jedoch keine Freude", äußerst sich einer der Maturanden.
Trainerhosen-Verbot nur am WG
Das Wirtschaftsgymnasium ist das einzige Gymnasium, an dem ein Jogginghosen-Verbot herrscht. Es seien auch schon Schüler aus dem Unterricht ausgeschlossen worden, weil sie sich nicht an die Kleiderordnung gehalten hätten, so Max Schmid, einer der Maturanden gegenüber der "bz Basel". "Das Argument, wonach man nach der Matur auch nicht mit Jogginghosen rumlaufen könne, stimmt nicht", meint Schmid. An der Uni gelten schließlich auch keine Kleidernormen. Ein Jogginghosenverbot sei veraltet. Dieser Stil sei heute nicht mehr nur auf den Sportplätzen en vogue.
Mehr als ein traditioneller Maturastreich?
Im Mail an die Schulleitung schreiben die Protestierenden: "Die Modewelt ist in einem ständigen Wandel. Was vor ein paar Jahren noch als Sportkleidung angesehen wurde, kann heute als Alltagskleidung angesehen werden." Jeder Schüler solle deshalb frei entscheiden dürfen, was er anziehe.
Der Sprecher des Erziehungsdepartement, Simon Thiriet, tat die Ankündigung am Donnerstag gegenüber der "bz" als traditionellen Maturastreich ab. Es komme immer wieder vor, dass Maturaklassen in extravaganter Kleidung erschienen.
Thiriet findet die Kleidungsordnung gerechtfertigt. Es gebe am Wirtschaftsgymnasium Projektwochen, Hausmessen und Start-Up-Wettbewerbe. In diesem Rahmen sei die Kleiderordnung festgelegt worden: "Genau gleich, wie man das in der Arbeitswelt auch macht". Man sei jedoch für Diskussionen offen: "Sollte die ganze Diskussion über den diesjährigen Maturastreich hinaus gehen, dann wird sich die Schulleitung der Sache unaufgeregt annehmen", verspricht er.
(kom/lb)