Wien

Wiener Trafikant schickt Mitarbeiterin Sex-SMSen

Die Arbeiterkammer vertritt Menschen, die auf der Arbeit sexuell belästigt werden. Einer Frau, die vom Chef belästigt wurde, konnte geholfen werden.

Heute Redaktion
Er schrieb seiner Angestellten gegen ihren Willen ständig anzügliche SMS – und hinterließ damit jede Menge Beweise für sein Fehlverhalten. Nun musste er 8.500 Euro an die Frau zahlen. 
Er schrieb seiner Angestellten gegen ihren Willen ständig anzügliche SMS – und hinterließ damit jede Menge Beweise für sein Fehlverhalten. Nun musste er 8.500 Euro an die Frau zahlen. 
Science Photo Library / picturedesk.com

Eine Angestellte (34) bekam in einer Wiener Trafik anzügliche Sprüche zu hören – mündlich und per SMS. Nicht von den Kunden. Von ihrem Chef. "Sie wurde verbal massiv belästigt", erinnert sich Ludwig Dvořák, Bereichsleiter Arbeitsrechtliche Beratung bei der AK an den Fall. Als die Frau es nicht mehr ertrug, trat sie fristlos aus dem Arbeitsverhältnis aus. Und ließ sich bei der Arbeiterkammer beraten.

Sie hat alles richtig gemacht. "Die Schattenseite davon ist: Bei einem berechtigten Austritt aus dem Arbeitsverhältnis gibt es keinen vollen Anspruch auf Schadensersatz. Diese Rechtslücke muss geschlossen werden", so Ludwig Dvořák, Jurist der Arbeiterkammer, der den Fall betreute.

Die Kosten tragen am Ende meist die Frauen

Für die Frau ging es gut aus. Die Arbeiterkammer konnte für sie 8.504,87 Euro erstreiten. Nach einer geänderten Rechtslage wie sie die AK fordert, bestünde eine finanzielle Absicherung bis zum Eintritt ins nächste Dienstverhältnis.

Auch wenn das viel Geld ist – den Schaden nach so einem Übergriff haben oft die Frauen. Sie müssen sich einen neuen Job suchen, sie müssen aktiv werden, weil es Arbeitgeber in größeren Firmen selbst oft versäumen und ihrer Fürsorgepflicht nicht nachkommen, so eine Beobachtung der AK. Ludwig Dvořák findet: "Arbeitgeber müssen ihre Fürsorgepflicht stärker als bisher wahrnehmen und Arbeitnehmer:innen vor Übergriffen schützen." Es brauche endlich vorbeugende Maßnahmen und ein klares Prozedere, wer was zu tun hat, wenn es einen Fall von sexueller Belästigung gibt.

Jede vierte Frau kennt Belästigung am Arbeitsplatz

27 Prozent der Frauen sagen laut Statistik Austria, sie haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Sicherheit am Arbeitsplatz heißt auch Schutz vor sexueller Belästigung. Doch eine Auswertung der Beratungs- und Vertretungsfälle der Arbeiterkammer Wien deutet darauf hin, dass zu viele Arbeitgeber ihrer Verpflichtung zur Schaffung einer sicheren Arbeitsumgebung nicht ausreichend nachkommen.

Erst unlängst berichtete "Heute" von einem Fall, wo eine Servicekraft von ihrem Chef auf ihre Brüste und ihre sexuellen Vorlieben angesprochen wurde – sie meldete es und es geschah genau: nichts. Bis die Arbeiterkammer half. Nun musste der übergriffige Chef mehrere tausend Euro Strafe zahlen. Aber das Geld ändert nichts an der erschreckend hohen Zahl an Übergriffen auf Frauen am Arbeitsplatz.

91 Prozent der Übergriffe betreffen Frauen

Den Großteil an Übergriffen erleben tatsächlich Frauen, circa 91 Prozent, so Bianca Schrittwieser, Abteilungsleiterin Arbeitsrecht bei der AK. Bei den Fällen, die die Arbeiterkammer vor Gericht brachte, ging es in 32 von 33 Fällen um Übergriffe an Frauen. Aber es gibt auch Männer, die davon betroffen sind. "Meist junge Burschen, die als Zivildiener von Klienten und Klientinnen, Patienten und Patientinnen belästigt werden."

Die jüngste Frau, die bei der Wiener Arbeiterkammer (Prinz Eugen Straße 20-22, Wieden) nach wiederholten sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz Beratung suchte, war 16 Jahre alt. Die älteste Frau war sechzig. "Das Thema betrifft Frauen allen Alters, jeden Bildungsstandes, in allen Berufen und Milieus", so die Beobachtung von Ludwig Dvořák.

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