Kein Mord
Tränen im Gericht – Leons (6✝) Vater freigesprochen
Im Mordprozess gegen den Vater (39) des toten Sechsjährigen in Tirol kam es am Donnerstag zum Knalleffekt: Er wurde in allen Punkten freigesprochen.
Überraschender Ausgang des Mordprozesses am Innsbrucker Landesgericht am Donnerstag. Ein 39-Jähriger musste sich wegen des Verdachts des Mordes an seinem sechsjährigen Sohn vor dem Schwurgericht verantworten. Ihm wurde Unfassbares vorgeworfen: Der Mann soll, so die Anklage, den kleinen Leon (6) im August 2022 in die Kitzbüheler Ache geworfen haben. Laut Staatsanwaltschaft täuschte er im Anschluss eine Gewalttat vor. Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe vehement, bekannte sich zu Prozessbeginn "nicht schuldig".
Insider sprachen jedoch von Beginn weg von erdrückenden Beweisen gegen den Mann, auch alle sichergestellten Spuren hätten keine Beteiligung einer weiteren Person gezeigt. Am Donnerstagnachmittag dann jedoch der Knalleffekt: Einstimmig wurde der Angeklagte mit acht zu null Stimmen von den Geschworenen vom Vorwurf der vorsätzlichen Tötung freigesprochen, ebenso einstimmig wurde der vorgetäuschte Raubüberfall verneint. Das Urteil ist bereits rechtskräftig, im Gerichtssaal fielen sich die Familienmitglieder weinend in die Arme.
Das Kind wurde nur noch tot gefunden
Die grausame Vorgeschichte: Weil Leon unruhig geschlafen habe, sei der 39-Jährige mit ihm zu einem Spaziergang aufgebrochen, gab er damals bei seiner Einvernahme an. Oftmals sei er mit seinem Sohn in der Nacht in der Umgebung spazieren gewesen. Der Sechsjährige sei von den Graffitis und dem Brunnen am Weg zum Hervis besonders angetan gewesen, schilderte der Deutsche vor Gericht. An die Situation, bei der er mit einer Flasche niedergeschlagen worden sei, könne er sich nicht im Detail erinnern. Es sei wie ein Blitzschlag im Kopf gewesen.
Als er wieder zu sich kam, seien bereits Rettungssanitäter bei ihm gewesen. "Als ich gefragt wurde, ob ein Kind bei mir gewesen ist, wurde ich panisch", so der Angeklagte. Er habe sofort Angst gehabt, dass sein Sohn in den Fluss gestürzt sei. Das tote Kind wurde einige Meter entfernt am Ufer der Kitzbüheler Ache gefunden. Zuerst wurde davon ausgegangen, dass das Kind aus dem Kinderwagen geklettert und ins Wasser gefallen war – doch schließlich geriet der Vater unter Verdacht. Der wehrte sich vehement bei seinen Schlussworten vor Gericht.
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"Werden niemals aufhören, nach ihm zu suchen"
Niemand könne nachvollziehen, wie sich ein Vater eines toten Kindes fühle, wenn man sich solchen Vorwürfen ausgesetzt sehe, so der Mann, der 17 Monate in Untersuchungshaft saß und den Geburtstag seiner Tochter sowie den Todestag seines Sohnes eingesperrt war. "Die Geschichte hat für uns kein Happy-End – denn das bringt unseren Sohn nicht zurück", so der gebrochene Familienvater. Und er versprach dem oder den Verantwortlichen: "Ich will ihm die Botschaft mitteilen, dass wir niemals aufhören werden, nach ihm zu suchen."