Kinderschuh-Produzent
Traditions-Unternehmen schockiert mit Millionen-Pleite
Die nächste bittere Pleite eines Traditionsunternehmens sorgt für Gesprächsstoff in der Wirtschafts-Szene in OÖ. "Richter Schuhe" ist insolvent.
Eine Pleitewelle schwappt derzeit über zahlreiche Unternehmen in Oberösterreich. Jüngstes Opfer ist Europas ältestes und traditionsreichstes Kinderschuhunternehmen. "Richter" produziert bereits seit dem Jahr 1893, war jahrelang bekannt für hohe Qualität, gute Passform.
"In den letzten Jahren wurde zudem besonderer Wert auf Nachhaltigkeit des eigenen Schuhsortiments gelegt und konnte in diesem Zuge der erste komplett nachhaltige Schuh entwickelt werden", berichtet der Kreditschutzverband KSV1970 in einer Aussendung. Es sind 20 Dienstnehmer betroffen, es gibt rund 116 Gläubiger. Die Schulden betragen 7,9 Millionen Euro, das Vermögen beträgt 920.000 Euro.
Traditioneller Sitz in Pasching bei Linz
Die "Richter Schuhe" wurden laut KSV zunächst von der österreichischen Gesellschaft "Ferdinand Richter GmbH" mit Sitz in Pasching hergestellt, ehe die Gesellschaft im Jahr 2020 auf die Antragstellerin umgewandelt wurde. "Richter Schuhe" werden laut den Angaben des Verbands in Europa sowie in Asien hergestellt. Die Kernabsatzmärkte sind derzeit Deutschland, Österreich, Schweiz und Ungarn.
Pleitewelle ist voll da
Schon seit Monaten wurde sie erwartet, nun dürfte die Herbst-Pleitewelle da sein. Zahlreiche Unternehmen müssen sich geschlagen geben. Die Gründe sind meist: Folgen der Corona-Pandemie, einbrechende Nachfrage wegen der Teuerung und die Krise allgemein.
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Der Sitz in Pasching ist historisch begründet, jedoch befinden sich dort laut KSV bereits seit geraumer Zeit weder die Produktion noch das Lager. "Dies wurde vor vielen Jahren an die slowakische Tochtergesellschaft ausgelagert. Lediglich ein Teil der Mitarbeiter der internen Verwaltung befinden sich noch in Pasching. Die tatsächliche faktische Leitung – insbesondere die strategische und kaufmännische Führung erfolgt in Graz".
Über die Gründe für die Pleite heißt es beim KSV: "Die COVID-19 Krise hat das Unternehmen in seiner positiven wirtschaftlichen Entwicklung insoweit beeinflusst, als infolge der langen Lockdowns und der damit einhergehenden Reduktion des Geschäftsvolumens ein unerwarteter Finanzierungsbedarf notwendig wurde".
Dieser konnte dann mittels Überbrückungsfinanzierungen, der Unterstützung der GesellschafterInnen sowie staatlicher Förderungen gedeckt werden. Offenbar war aber unklar, ob und wieviele Gelder zurückbezahlt werden müssen. Das habe "wesentlich" zur Antragstellung beigetragen.
„Durch die langen Lockdowns wurde ein unerwarteter Finanzierungsbedarf notwendig“
"Die Schuldnerin strebt die Fortführung des Unternehmens und ihre Entschuldung durch einen Sanierungsplan an. Die zur Erfüllung der Sanierungsplanquote erforderlichen Mittel sollen insbesondere aus dem operativen Betrieb, der Verwertung des Warenlagers sowie erforderlichenfalls von dritter Seite finanziert werden".