Burgenland
Tödlicher Schlepper-Crash – Polizei nennt neue Details
Ein mutmaßlicher Schlepper hat bei seiner Flucht vor einer Polizeikontrolle einen tödlichen Verkehrsunfall auf der A6 bei Kittsee verursacht.
Großeinsatz auf der A6 Nordost-Autobahn Samstagvormittag: Ein mutmaßlicher Schlepper hat mit 20 Flüchtlingen, darunter auch Kinder, an Bord die Grenze bei Kittsee durchbrochen, doch schon nach kurzer Flucht verlor er die Kontrolle über seinen weißen Lieferwagen und kam von der Straße ab. Nach einem Überschlag blieb das Fahrzeug völlig demoliert im Straßengraben liegen. Den eintreffenden Einsatzkräften bot sich ein schrecklicher Anblick. Mindestens drei Menschen waren tot, 17 weitere wurden verletzt, sieben davon schwer. Sie mussten mit Rettungshubschraubern in Spitäler geflogen werden – "Heute" berichtete.
"Es ist zuerst zu einer Kontrolle an der Grenze gekommen, bzw... hätte es kommen sollen, der Lenker hat allerdings die Flucht ergriffen, ist aufs Gas gestiegen und mit hoher Geschwindigkeit davongefahren. Er hat dann die erste sich bietende Gelegenheit, von der Autobahn abzufahren, genützt – hier diese Abfahrt Kittsee – hat aber so eine hohe Geschwindigkeit draufgehabt, dass er hier in der Kurve die Herrschaft über das Fahrzeug verloren und sich im Straßengraben überschlagen hat", schildert der Sprecher der burgenländischen Polizei, Helmut Marban, an der Unfallstelle die schrecklichen Ereignisse gegenüber einem ORF-Kamerateam.
"Vermutlich russischer Herkunft"
Am Samstagnachmittag enthüllten die Ermittler der Polizei erste Details zum Lenker des Unfallswagens. Er dürfte den Crash als einer der wenigen in dem Wagen ohne gröber Blessuren überstanden haben und laut dem Einsatzbericht der Exekutive zufolge nach dem Unfall noch versucht haben, zu fliehen. Der Mann kam aber nicht weit.
"Es ist uns zum Glück gelungen, den Fahrer, den vermeintlichen Schlepper, festzunehmen. Er wollte natürlich nach diesen Unfall flüchten, das ist aber nicht gelungen. Wir haben ihn festgenommen. Er wird derzeit einvernommen... das übliche Prozedere, wir versuchen natürlich den Fall aufzuklären und wer dahinter steckt", so Marban abschließend in seinem ORF-Interview. Im Bericht der Einsatzkräfte wird noch enthüllt, dass der Verdächtige "vermutlich russischer Herkunft" sei.
"Zeigt Brutalität der Schleppermafia"
"Der tragische Tod von drei Menschen am Grenzübergang Kittsee/Jarovce zeigt einmal mehr die Brutalität und Skrupellosigkeit der Schleppermafia. Menschen werden mit völlig falschen Versprechungen gelockt und riskieren dabei ihr Leben. Das entschlossene Vorgehen gegen diese Form der organisierten Kriminalität ist aktueller und wichtiger denn je. Wie der heutige Vorfall einmal mehr zeigt, zählt das Leben von Menschen für die Schleppermafia nichts – ihr Tod wird einfach in Kauf genommen", erklärte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).
Und der Landtagsabgeordneter Ewald Schnecker (SPÖ) kritisierte: "Dieser tragische Vorfall zeigt einmal mehr, dass man die Probleme nicht durch Rhetorik und PR lösen kann, sondern indem man die Realitäten akzeptiert und politische Lösungen sucht und umsetzt. Davon ist aber die Bundesregierung meilenweit entfernt. Wir brauchen schnellstens Verfahrenszentren außerhalb Europas. Das würde Schleppern das Geschäftsmodell entziehen und Menschen vor gefährlichen Fluchtwegen bewahren", forderte Schnecker gegenüber dem ORF.
Immer mehr Schlepper-Kriminalität
In den letzten Monaten hatte die Zahl der Schleppungen massiv zugenommen – mehr dazu hier. In den letzten Jahren hatte es immer wieder Tragödien rund um geschleppte Menschen gegeben.
In einem Lieferwagen waren 2015 bei Parndorf (Burgenland) 71 Flüchtlinge erstickt, im Oktober 2021 starben zwei Geschleppte im Burgenland – mehr dazu hier.