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Tödliche Flut in Italien! "Nichts wird wie vorher sein"
Ganze Städte stehen unter Wasser, es gibt mindestens neun Tote. Sintflut-Unwetter hinterlassen eine Spur der Verwüstung in Norditalien.
Nach wie vor gilt höchste Hochwasser-Alarmstufe in der italienischen Region Emilia-Romagna. Auch am frühen Donnerstagmorgen, Christi Himmelfahrt, wurden betroffene Städte und Dörfer evakuiert, der Zivilschutz ruft trotz nachlassender Regenschauer weiter zur Vorsicht auf.
Heftige Sintflut-Unwetter haben 23 Flüsse in der Region über die Ufer treten lassen. Innerhalb eines Tages kam an manchen Orten ein Drittel der Gesamtjahresmenge an Niederschlag vom Himmel. Dabei hatte es Monate zuvor fast überhaupt nicht geregnet, die Region war von Dürre geplagt. Die völlig ausgedörrten Böden konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen.
In Cesena etwa zeigen dramatische Aufnahmen des TV-Senders RAI Feuerwehrleute, die in hüfthohem Wasser durch den Ort waten und dabei ein Schlauchboot vor sich her schieben. Als sie Hilfeschreie eines eingeschlossenen Bürgers hören, schlagen sie ein Fenster ein, um den Mann aus seiner Flutwohnung zu retten.
"Meine Provinz ist nicht wiederzuerkennen"
"Wir stehen hier vor einem Ereignis von zerstörerischem, dramatischem Ausmaß. Für unsere Region ist das in dieser Dimension beispiellos", so die stellvertretende Regionalpräsidentin Irene Priolo über die Katastrophe. Es sei ein "schwarzer Tag" für Emilia-Romagna. Bisher seien rund 13.000 Menschen aus gefährdeten Zonen evakuiert worden.
Neben Cesena, Forlì, Faenza und der Regionalhauptstadt Bologna gehört auch Ravenna zu den am stärksten betroffenen Gemeinden. Dessen Bürgermeister, Michele De Pascale, ist vom Ausmaß der Schäden völlig geschockt: "Es war die vielleicht schlimmste Nacht in der jüngeren Geschichte der Emilia-Romagna. Meine Provinz Ravenna ist aufgrund der Wassermassen in weiten Teilen nicht wiederzuerkennen".
In Summe sind 41 Gemeinden von den Überflutungen betroffen. Zudem wurden von den Behörden mehr als 200 Murenabgänge und 400 blockierte Straßen registriert.
"Nichts wird mehr sein, wie es vorher war"
Italiens Katastrophenschutzminister Sebastiano Musumeci spricht von einer neuen Realität durch den fortschreitenden Klimawandel: "Nichts wird mehr sein, wie es vorher war. Was in diesen Stunden passiert, ist Zeugnis für künftige lange Dürreperioden und sehr kurze Perioden sehr heftiger Niederschläge."
Das Unwetter habe sämtliche hydraulischen Systeme der Region innerhalb kürzester Zeit überlastet, künftig müsse man vermehrt dafür sorgen, dass größere Mengen an Wasser aufgenommen werden könnten, so Musumeci weiter.
Für den Generalsekretär der Wasserverwaltung im zentralen Apennin, Marco Casini, gibt es laut ZDF-Bericht aber noch ein anderes Problem, das zu der Katastrophe beigetragen hat. Ihm zufolge hätten die Städte in den vergangenen Jahrzehnten durch zunehmende Verbauung und Einengung der Flüsse selbst dafür gesorgt, dass die Folgen eines Hochwassers umso dramatischer werden.
Aber auch er betont, dass die davor andauernde Trockenheit die Lage noch zusätzlich verschärft habe: "Wenn es lange nicht geregnet hat, fällt das Wasser auf einen sehr trockenen Boden". Dieser sei so wasserabweisend "wie Asphalt". Wo der Regen nicht versickern kann, kanalisiert er sich schnell in den Bächen und Flüssen und macht diese zur reißenden Gefahr.
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