"Shining" im Ewigen Eis

Todesangst – Irrer Forscher tobt in Antarktis-Station

Es gibt kein Entkommen: In einer Forschungsstation im Ewigen Eis ist ein Wissenschaftler durchgedreht. Bei den Kollegen herrscht Angst und Schrecken.
Bernd Watzka
18.03.2025, 11:07

Es klingt wie eine Szene aus dem US-Horrorfilm "Shining" (1980, mit Jack Nicholson): Winter, Kälte, Abgeschiedenheit und ein verrückter Psychopath mit Mordfantasien – dazu weit und breit kein Mensch, der helfen könnte: In der südafrikanischen Forschungsstation "Sanae IV" spielen sich derzeit dramatische Szenen ab.

Verrückter Wissenschaftler – keine Rettung vor Dezember

Was ist geschehen? Einer der rund ein Dutzend Wissenschaftler, die dort völlig abgeschnitten von der Außenwelt monatelang überwintern, ist offenbar durchgedreht. Er soll Kollegen körperlich angegriffen und bedroht haben. Zudem wird ihm sexueller Missbrauch vorgeworfen. Das berichtet ein Forscher in einer E-Mail, die der südafrikanischen "Sunday Times" zugespielt wurde.

Die Regierung Südafrikas ist besorgt, doch vor Dezember des Jahres wird es aufgrund der Wetterverhältnisse im antarktischen Winter (März bis September) wohl keine Rettung geben, wie es hieß.

Ein Mann wird in der Einsamkeit des Winters verrückt? Kennen wir doch – aus "Shining".
Warner Bros

Todesdrohungen gegen Forscher-Kollegen

Der Mann habe sogar gedroht, einen wissenschaftlichen Kollegen zu töten. "Sein Verhalten ist zunehmend ungeheuerlicher geworden und ich habe erhebliche Schwierigkeiten, mich in seiner Gegenwart sicher zu fühlen", heißt es in der verzweifelten Botschaft an die Außenwelt.

Tätlicher Angriff auf der Station

Der offenbar verrückt gewordene Forscher soll zudem ein Team-Mitglied sexuell belästigt haben. Der Wissenschaftler griff die Person "körperlich an, was eine schwere Verletzung der persönlichen Sicherheit und der Normen am Arbeitsplatz darstellt", zitiert die englische "Daily Mail" aus dem Schreiben.

„Es ist eng, und die Leute bekommen einen Lagerkoller. Das kann sehr verwirrend sein.“
Dion GeorgeSüdafrikas Umweltminister

"Situation eskalierte"

Südafrikas Umweltminister Dion George will nun mit den Team-Mitgliedern sprechen, um sich selbst ein Bild zu machen. George: "Es gab eine verbale Auseinandersetzung zwischen dem Teamleiter und dieser Person. Dann eskalierte die Situation, und diese Person hat den Leiter körperlich angegriffen."

"Lagerkoller" in der Abgeschiedenheit

"Sie können sich vorstellen, wie das ist: Es ist eng, und die Leute bekommen einen Lagerkoller. Das kann sehr verwirrend sein", so der Minister. Das Team lebt unter harten Bedingungen in einer abgelegenen Landschaft bei Temperaturen von minus 23 Grad – und verlässt aus Sicherheitsgründen die Basis nur selten oder nie.

Die Helikopter der Station können nur im antarktischen Sommer abheben, im Winter ist es zu gefährlich.
SANAP

Antarktis ist "sehr, sehr einsamer Ort"

"Die Antarktis ist aus psychologischer Sicht ein sehr, sehr einsamer Ort", erklärt der britische Weltreisende Alan Chambers in der Londoner "Times". "Es gibt kaum Kontakt. Es gibt keine Farben, keinen Lärm und nichts, was man als normal ansehen würde." Das könne das Verhalten aller "stark beeinflussen".

Wenn man in einem derartigen Lager oder Forschungszentrum arbeitet, sei "man sechs Monate, wenn nicht sogar ein Jahr, mit diesen Menschen zusammen", so Chambers.

Nächster Stützpunkt ist 300 Kilometer entfernt

Es werde nun in Erwägung gezogen, Unterstützung von benachbarten Stützpunkten aus Norwegen und Deutschland anzufordern, um die Sicherheit des südafrikanischen Teams zu gewährleisten, heißt es aus Südafrika. Der nächste Stützpunkt ist allerdings gut 300 Kilometer weit weg.

So sehen die Räume auf der abgeschiedenen Forschungsstation aus.
SANAP

Station ist noch Monate von der Außenwelt abgeschnitten

Die "Sanae IV"-Station liegt an der Nordspitze der Antarktis rund 220 Kilometer von der Küste entfernt. Seit fast 30 Jahren arbeiten dort Forscher. Versorgt werden sie von Eisbrechern und Hubschraubern. Wegen Eisschollen und Extremwetter ist die Station für Monate von der Außenwelt abgeschnitten.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 18.03.2025, 13:06, 18.03.2025, 11:07
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