Schon bis zu fünf Opfer
Tod durch Giftköder – große Trauer um Toffi und Nike
Der plötzliche Tod mehrerer Hunde löst in Wien-Floridsdorf großes Bangen um die eigenen Vierbeiner aus.
Aufruhr unter Hundebesitzern. Besonders in einem Grätzl in Wien-Floridsdorf ist die Stimmung mehr als betrübt. Die gesamte Nachbarschaft trauert um die tragischen Tode mehrere Vierbeiner, darunter "Toffi" und "Nike". Mit der Trauer steigt allerdings auch die Wut. Denn laut den Anrainern hätte man die grauenhaften Vorfälle vermeiden können. Schuld an der Misere, seien nämlich Giftköder, die im Bereich der Jedleseer Straße, der Frömmlgasse, der Grabmayrgasse sowie der Puffergasse vermehrt ausgelegt werden. Den Hundebesitzern im 21. Bezirk reicht es jetzt.
In dieser Gegend im 21. Bezirk sollen vermehrt Giftköder ausgelegt werden:
Die Wienerin Ela S. ist bereits seit Jahren stolze dreifache Hundemama: Emile, Pipi & Lilie. Momentan macht sich die Tierfreundin allerdings große Sorgen um ihre Liebsten: "Mittlerweile sind vier Hunde elendig an dem Gift zugrunde gegangen. Darunter Toffi und Nike. Man kann davon ausgehen, dass tatsächlich bewusst etwas verteilt wurde und es sich nicht um einen Zufall handeln kann."
Ein behandelnder Tierarzt der Praxis am Floridsdorfer Markt, bestätigt gegenüber "Heute" die Todesfälle im 21. Bezirk. Ihm seien vier bis fünf Fälle der letzten Wochen bekannt. Alle sollen durch Giftköder gestorben sein. Er selbst habe Toffi, die leider nur 15 Monate alt wurde, behandelt: "Wir haben alles versucht, um sie zu retten, aber die Organe wurden durch das Gift irreparabel beschädigt. Leider mussten wir den Hund einschläfern."
"Das wird gerne auf Schädlingsbekämpfer abgewälzt"
Laut Alexander Mader, Experte für Schädlingsbekämpfung in Wien, seien die Vorschriften in Österreich sehr streng reguliert: "Die Rattenbox zum Beispiel, ist so aufgebaut, dass du mit der Hand oder der Pfote einfach nicht hineinkommst. Der Köder sitzt viel weiter hinten. Klar, bin ich damit schon oft konfrontiert worden. Wenn der Hund einen Giftköder erwischt, wird das gerne auf den Schädlingsbekämpfer abgewälzt. Aber wie gesagt! Wir müssen uns an sehr strenge Vorschriften halten".
Nichtsdestotrotz sind dem Schädlingsbekämpfer "offene" Giftköder sehr wohl ein Begriff: "Das sind Köder, die von dummen Leuten ausgelegt werden, die gezielt gegen Hunde gerichtet sind. Es ist äußerst schwierig, solche zu erkennen. Sie tauchen in verschiedene Farben auf. Viele haben sicher schon von den Fleischbällchen gehört, die mit Rasierklingen gefüllt werden. Hundehasser haben einige Methoden!"
Giftköder in Wien – Seit Jahren ein Problem
Eine langjährige Tierärztin, die ebenfalls im 21. Bezirk tätig ist, sprach mit "Heute" über das Thema Giftköder: "Leider haben wir seit Jahren mit dieser Problematik zu kämpfen. Da es hier so viele Ratten gibt, werden auch dementsprechend viele Köder ausgelegt. Zwar sind Kammerjäger davon überzeugt, dass die Boxen für Hunde nicht gefährlich sind, dem ist aber nicht so."
Laut der erfahrenen Ärztin kann der Köder durch den Transport der Ratten auch nach draußen, sprich außerhalb der Rattenbox, gelangen. Ebenfalls könne die Ratte das Gift an andere Tiere übertragen. Die Tierärztin habe in der Vergangenheit bereits selbst schlechte Erfahrungen mit Giftködern gemacht. Sie erzählte "Heute", dass auch ihre eigenen Hunde davon betroffen gewesen sind. Die Situation in der Nachbarschaft hätte sich sicher nicht verbessert – im Gegenteil.
Weitere Gefahr: Düngemittel auf Feldern
Doch nicht nur Giftköder stellen laut Expertin eine Gefahr für Hunde dar. Auch Düngemittel, die auf Feldern verwendet werden, können dem Hund gefährlich werden.
So warnt die DA (Deine Apotheke) auf ihrer Website: "Mineralische Dünger enthalten vor allem die Elemente Stickstoff, Kalium und Phosphor in konzentrierter Salzform. Diese lösen sich im Verdauungstrakt des Tieres und rufen Vergiftungserscheinungen hervor. Die Schleimhäute in Magen, Darm und Maul werden gereizt, und das Hämoglobin im Blut kann in seiner Funktion beeinträchtigt werden, wodurch lebensgefährlicher Sauerstoffmangel eintreten kann." In Floridsdorf seien laut der Anrainer ausgelegte Giftköder das Problem.
Verdachtsmomente der Polizei melden
Auf "Heute"-Anfrage bei der Wiener Polizei, teilt Pressesprecher Philipp Haßlinger mit, dass in Floridsdorf derzeit keine derartigen Anzeigen wegen Tierquälerei vorliegen: "Sollten Personen aber Verdachtsmomente hinsichtlich der Auffindung von Giftködern haben, kann das in jeder Polizeiinspektion gemeldet werden."
Auch Ela macht im "Heute"-Gespräch erneut darauf aufmerksam: "Auch wenn es sich (noch) um einen unbekannten Täter handelt! Es ist wichtig, dass man in solchen Fällen die Polizei verständigt. Ohne Kenntnis kann nichts gemacht werden."
Eine weitere Anlaufstelle wäre die MA60 (Veterinäramt und Tierschutz der Stadt Wien), die in solchen Fällen ebenfalls sofort handelt. Die Magistratsabteilung richtet sich zudem an alle Hundebesitzer: "Derartige Meldungen werden von uns an die Polizei weitergeleitet. Der beste Schutz vor Vergiftungen ist sicherlich ein Maulkorb. Zudem ist ein Hund an der Leine (keine ausziehbare Flexi-Leine) für Besitzer*innen leichter zu kontrollieren, wenn er unerlaubterweise etwas fressen möchte."
Giftköder erwischt – was ist zu tun?
Wichtig vor allem ist ein vorausschauendes und aufmerksames Verhalten beim Gassigehen. Eine Alternative zum Maulkorb wäre die Mitnahme von eigenem Futter. Des Weiteren kann man laut "Vier Pfoten Österreich" dem Hund beibringen, nicht jedes Futter aufzunehmen.
Sollte es zu einer Kontaktaufnahme mit einem Giftköder kommen, warnt die Tierschutzorganisation davor, den Hund absichtlich zum Erbrechen zu bringen. Denn Gifte verätzen den Rachen, scharfe Gegenstände könnten das Tier noch mehr verletzen. Am besten ist es, so schnell wie möglich einen Tierarzt aufzusuchen und gegebenenfalls eine Probe vom Giftköder mitzunehmen: "Ob und welche Tierklinik in der Nähe ist, erfährt man durch den Tierarzt beziehungsweise das Internet." In Wien werden außerdem Anti-Giftköder-Workshops angeboten.