Niederösterreich

Titelverteidiger Stadler (SP): "Stehe für Stabilität"

Er ist der haushohe Favorit der Wahl am 24. 1., machte in den letzten 17 Jahren kaum Fehler: Matthias Stadler (SP) über seine 4. St. Pölten-Schlacht.

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SP-Bürgermeister Matthias Stadler.
SP-Bürgermeister Matthias Stadler.
A. Kalteis

"Heute": Herr Stadler, ihr bereits 4. Wahlkampf - mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Rennen?

Matthias Stadler: "Der Lockdown macht die Wahl wohl zu einer der Unerwartbarsten, die es jemals gab. Wir haben dafür Sorge getragen, dass jede und jeder vom Wahlrecht Gebrauch machen kann. Die österreichweite Innovation „Wahldorf“ hat sich bestens bewährt. Ich hoffe, dass sich dies auch in der Wahlbeteiligung niederschlägt und mir natürlich möglichst viele St. PöltnerInnen ihr Vertrauen aussprechen."

"Heute":  Wird der neue und alte Bürgermeister wieder Matthias Stadler heißen?

Matthias Stadler: "Diese Entscheidung liegt bei den St. Pöltnern und St. Pöltnerinnen. Was mir nach den 17 Jahren – und vor allem in so fordernden Zeiten wie wir sie jetzt erleben – immer bewusster wird ist, dass ich einen Beruf ausüben darf, der mich erfüllt. Und ich weiß auch, dass das ein Privileg ist. Auch wenn ich jetzt nicht mehr zu den jungen, wilden NachwuchspolitikerInnen gehöre: Ich fühl mich frisch wie vor 17 Jahren, aber so erfahren wie nach 17 Jahren. Und wenn man dann merkt, dass das, was man mit seinem ganzen Team jeden Tag auf den Weg bringt – in Corona-Zeiten oft auch unter Anstrengungen und unter Druck – wenn das bei den Menschen ankommt und gut ankommt und auch geschätzt wird: Dann wiegt das jede Anstrengung auf und ist es sie wert. Deshalb werden Sie mich nie raunzen hören, wie schwer mein Job ist, wie lange ich schon wieder arbeiten muss oder mit wie vielen Menschen ich reden muss. Denn das sind genau die Dinge, die ich gerne tu. Solang das Feuer lodert und ich mit voller Leidenschaft sagen kann, dass die Stadt in meinem Leben an erster Stelle steht, bitte ich um das Vertrauen der Menschen am Wahltag. In solch schwierigen Zeiten braucht es Stabilität, Verlässlichkeit und gutes Krisenmanagement und alles habe ich schon in diversen herausfordernden Situationen beweisen können."

"Heute": Einige Städte in NÖ, allen voran die einstige SP-Hochburg Wiener Neustadt wurden umgefärbt, nur St. Pölten nicht. Macht die Stadler-SP so einen tollen Job oder sind die übrigen Parteien so schwach?

Matthias Stadler: "Ich bin ein Konsenspolitiker. 95% einstimmiger Beschlüsse in der vergangenen Periode zeigen, dass – auch wenn die anderen Parteien das im Wahlkampf gerne vergessen - wir gemeinsam zum Wohle der St. Pöltner arbeiten und die anderen Parteien den Weg auch zu 95% mitgehen. Mit unseren Mandataren und Mandatarinnen in den Stadtteilen sind wir nah bei den Menschen. Das spüren und schätzen die St. Pöltner. Ich habe in den vergangenen Jahren auch mehr als einmal bewiesen, dass ich das Ohr bei der Bevölkerung habe und auch sehr daran interessiert bin, jedes noch so kleine Anliegen – im Rahmen meiner Möglichkeiten – unkompliziert zu lösen. Mit unseren Partizipationsprojekten wie im Rahmen der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2024, dem Sturm-19-Park und der Promenade kann die Bevölkerung die Stadt auch selber mitgestalten. Und was in diesen schwierigen Zeiten besonders wichtig ist. Ich habe schon in unterschiedlichsten Krisensituationen, von Gasexplosionen über den Glanzstoffbrand bis zu Weltwirtschaftskrise und jetzt Pandemie bewiesen, dass ich die Stadt auch in Krisenzeiten mit vollem Einsatz führe und ein Garant für Stabilität bin."

"Heute": Sie sind im 17. Bürgermeisterjahr - was würde Sie aus heutiger Sicht anders machen?

Matthias Stadler: "Bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadt würde ich vehement darauf hinweisen, dass der Kaiser auch in St. Pölten war."

Matthias Stadler im Rathaus.
Matthias Stadler im Rathaus.
Daniel Schaler

"Heute": Welche zwei Dinge wären Ihnen wirklich eine Herzensangelegenheit für St. Pölten? Was braucht St. Pölten?

Matthias Stadler: "Schon bei meinem Amtsantritt 2004 habe ich mit der Öffnung des Viehofner Sees ein klares Bekenntnis zu Grünraum und Naherholungsgebieten abgegeben und diesen Weg wollen wir weitergehen. Mit der Aufforstungsoffensive, wo für jeden gefällten Baum drei neue gepflanzt werden, dem Sturm-19-Park, der Umgestaltung der Promenade, dem Naherholungsgebiet in der Kunrathstraße, den Grüngürtel West und unserem Zukunftsprojekt Südsee haben wir konkrete Projekte vorgestellt, die teilweise schon in Umsetzung sind. Dass ich einen langen Atem habe, wenn es um Naherholungsgebiete für die Bevölkerung geht, habe ich beim Truppenübungsplatz unter Beweis gestellt. Nach 10-jährigem Rechtsstreit konnten eine Areal von 140 Hektar für die Bevölkerung als Naherholungsgebiet gesichert. Teile davon werden sogar unter Schutz gestellt."

"Ein weiteres meiner Herzensangelegenheiten ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Mit dem LUP haben wir in St. Pölten ein Erfolgsprojekt, dass wir in den letzten Jahren weiter ausgebaut haben und noch weiter ausbauen werden. Die Erweiterung bis 22:30 unter der Woche und 20:30 am Sonn- und Feiertag ist ein weiterer wichtiger Schritt. Man darf jedoch den Nahverkehr nicht nur bis zur Stadtgrenze denken. Was es wirklich braucht ist ein zentralraumweites Verkehrskonzept mit der Landeshauptstadt im Mittelpunkt am Beispiel der Kernzone 100 in Wien. Wir brauchen ein gut getaktetes S-Bahn/S-Bus System, um auch den PendlerInnen die Möglichkeit zu geben, ohne großen Aufwand aufs Auto zu verzichten und öffentlich nach St. Pölten einzupendeln. Auch die Jugend wird zu Autofahrern erzogen, wenn sie auf den motorisierten Individualverkehr angewiesen sind, um nach St. Pölten zu kommen. Leider liegt so ein Verkehrskonzept nicht in unserer Hand. Zusätzlich ist es mir wichtig St. Pölten noch mehr zur Stadt der kurzen Wege zu machen. Darunter verstehe ich auch den noch besseren Ausbau der Radinfrastruktur. Hierfür haben wir schon 1 Million für Radwege in den nächsten fünf Jahren budgetiert. Für die Jugend wollen wir das Sammeltaxi digitalisieren, sodass jene die ein Sammeltaxi bestellen, die auch bekommen und eine Guthabenkarte einführen, damit die Eltern jederzeit gewährleisten könne, dass die Jugendlichen mit dem Taxi heimfahren können."

"Heute": Wieviele Einwohner wird St. Pölten, ihrer Schätzung nach, im Jahr 2040 haben?

"2040 hat St. Pölten rund 65.000 Hauptwohnsitzer", prognostiziert Bürgermeister Matthias Stadler (SP).

Matthias Stadler: "Wir legen Wert auf ein qualitatives Wachstum. Bei einem gesunden Wachstum von 0,6 – 0,8% pro Jahr sind wir in 20 Jahren bei rund um 65.000 HauptwohnsitzerInnen."

"Heute": Hat St. Pölten ein Sicherheitsproblem und ein Problem mit gewissen Gruppierungen bzw. Nationalitäten (Tschetschenen)? Die FP und teilweise die VP sagen dies mal ...

Matthias Stadler: "St. Pölten ist eine der sichersten Landeshauptstädte. Wir haben zum Glück wenige schwere Verbrechen. Die Polizeiinspektion am Bahnhof war ein Meilenstein, wir haben mehr PolizistInnen als Planstellen, es gibt eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Stadt und Polizei und mit dem Sicherheitszentrum werden nochmal 1600 Personen in St. Pölten für die Sicherheit (nicht nur in St. Pölten sorgen). Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Communitys aller Nationalitäten in St. Pölten. Aber in Menschen kann man nicht hineinschauen. Was ich kritisiere ist, dass es im Zuge der Verhaftungen nach dem schrecklichen Anschlag in Wien, von den offiziellen Stellen keine Kontaktaufnahme mit mir gab."

"Heute": Warum drängt es Matthias Stadler nicht auf die Landes- oder Bundes-Politbühne?

Matthias Stadler: "Zu meinem Amtsantritt haben ich gesagt: Ich liebe St. Pölten. Diese Liebe hat sich in den vergangenen Jahren intensiviert. Die Stadt St. Pölten steht für mich an erster Stelle und ich habe noch viel vor in der Stadt. Ich strebe nicht nach höheren Sphären, wie andere Stadtpolitiker, wo man merkt, beim ersten Angebot sind sie weg aus der Stadtpolitik."