Niederösterreich
Tierheim-Chefin: "2023 war Katastrophen-Jahr"
Die Präsidentin des NÖ Tierschutzverbandes Andrea Specht zieht in einem Interview mit dem Regionalsender "p3tv" Bilanz über das schwierige Jahr 2023.
Inflation, Teuerungen, hohe Energie- und Tierarztkosten und eine Flut an ausgesetzten Findlingen – das Jahr 2023 war für die acht offiziellen NÖ Tierheime kein leichtes.
Wie berichtet, kamen 2023 immer mehr private, aber auch durch öffentliche Gelder betriebene Tierheime an die finanziellen Grenzen. In Einzelfällen blieb den engagierten Helfern nur noch die herzzerreißende Option einer Euthanasie, anstatt der teuren Operation für verletzte oder kranke Vierbeiner.
Keine Kapazität für Abgaben
Andrea Specht, Leiterin des Tierheims Krems und Präsidentin des NÖ Tierschutzverbandes, spricht nun in einem Interview mit "p3tv", dem Regionalsender für Niederösterreichs Zentralraum, von einem regelrechten "Katastrophenjahr".
"Wir sind dieses ganze Jahr extrem ausgelastet mit den so genannten § 30-Tieren, das sind also jene Tiere, für die das Land Niederösterreich verantwortlich ist, also ausgesetzte Tiere, herrenlose Tiere, beschlagnahmte Tiere, abgenommene Tiere, zurückgelassene Tiere. Also wir haben de facto für Abgaben aus Privathaushalten gar keine Kapazitäten mehr", fasst es Specht zusammen.
Insbesondere bei Katzen sei die Entwicklung mehr als besorgniserregend, immer öfter komme es zum Aussetzen von Samtpfoten, die dann in Müllcontainern, Kartons oder Kisten gefunden würden. Komme es zu finanziellen Engpässen bei Tierhaltern, versuche man mit Futterspenden oder mit Unterstützung bei Tierarzt-Rechnungen unter die Arme zu greifen, so Specht, auf Dauer könne das aber keine Lösung sein, weil "wir selbst in einer sehr, sehr schwierigen Situation sind."
Kastrationspflicht nicht eingehalten
Kritik übt die Tierschützerin daran, dass die Kastrationspflicht von Freigänger-Katzen – ein Gesetz, das es bereits seit 20 Jahren gibt – oftmals nicht eingehalten würde, was zu einer Überfüllung der Tierheime mit Katzen führe. Es fehle an Kontrollen und dementsprechend auch Strafen, Schlupflöcher müssten geschlossen werden. "Würden wir dieses Gesetz umsetzen können, dann wäre es kein zahnloses, dann hätten wir auch nicht diese enorme Anzahl von Kitten, die oft in einem ganz schrecklichen Zustand zu uns kommen", so Specht. Hier sei vor allem die Politik gefragt.
„Würden wir dieses Gesetz umsetzen können, dann wäre es kein zahnloses, dann hätten wir auch nicht diese enorme Anzahl von Kitten, die oft in einem ganz schrecklichen Zustand zu uns kommen.“
Ein weiteres Problem sei die gestiegene Anzahl an behördlichen Abnahmen, insbesondere bei Hunden. "Das wird ein großes Problem, weil die schaffen wir nicht aufzunehmen und zu bedienen. Das wird nicht mehr möglich sein", spricht Specht auch über zu wenig Personal aufgrund eines zu geringen Budgets. Und das bei steigenden Ausgaben, wie sie betont: "Wir haben (im Tierheim Krems, Anm.) innerhalb von zwei Jahren eine Verdreifachung der Tierarztkosten von ungefähr 70.000 auf 190.000 Euro. Und das ist natürlich enorm. Das muss man erst mal aufbringen."
Für schnelle Hilfe könne man sich bisher auf Tierfreunde aus der Bevölkerung verlassen, Aufrufe mit der Bitte um Spenden sichern das Überleben.