Niederösterreich

Tierarzt überfuhr Billigböller, jetzt droht 1 Jahr Haft

Tierarzt Wolfgang Babinek aus NÖ versteht die Welt nicht mehr: Sein Pferd wurde wegen der Knallerei verletzt, aber er wurde wegen Nötigung angezeigt.

Tierarzt Wolfgang Babinek: Sein Pferd wurde wegen der Knallerei verletzt, aber er wurde wegen Sachbeschädigung und Nötigung angezeigt. 
Tierarzt Wolfgang Babinek: Sein Pferd wurde wegen der Knallerei verletzt, aber er wurde wegen Sachbeschädigung und Nötigung angezeigt. 
privat

Der äußerst tierliebende Veterinärmediziner Wolfgang Babinek (60) aus dem Bezirk Korneuburg ist fassungslos: Ein 16-jähriges Pferd des 60-Jährigen wurden wegen der lauten Knallerei in der Silvesternacht verletzt, aber die Anzeige bekam der Tierarzt.

Beruhigungsmittel für Vierbeiner

Bereits vor dem Silvesterabend hatte der Weinviertler Vorkehrungen getroffen: "Meine drei Katzen holte ich ins Haus, den beiden Hunden gab ich ein Beruhigungsmittel." Um Mitternacht herum, wurde im Ort Würnitz (Korneuburg) kräftig geballert, sehr zum Leid der Tiere.

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    Veterinärmediziner Wolfgang Babinek (60) aus dem Bezirk Korneuburg.
    Veterinärmediziner Wolfgang Babinek (60) aus dem Bezirk Korneuburg.
    privat

    Ein Ross (16-jährige Huzule) des 60-Jährigen schreckte durch einen lauten Böller auf und ging durch, verletzte sich dabei am Bein. "Zum Glück ist nichts gebrochen, ich konnte das Pferd wieder einfangen und beruhigen", so der dreifache Pferdebesitzer.

    Ross mit Schmerzen

    Aber der Vierbeiner ließe sich weder antraben noch longieren. "Man merkt, dass es Schmerzen durch Prellungen hat", so Wolfgang Babinek, der neben drei Pferden auch zwei Hunde und drei Katzen besitzt.

    Kurz nach Mitternacht setzte sich der 60-Jährige in seinen Wagen und wollte die Böller werfenden Männer ausfindig machen: "Am Land kennt man sich halt. Ich wollte es einfach wissen und dann den Böllerwerfern einen Brief geschrieben. Keinen bösen Brief, sondern einfach mit der Bitte um mehr Rücksichtnahme".

    Im Schritttempo näherte sich der Pferdebesitzer in einer nicht beleuchteten, einspurigen Straße einer Menschengruppe. "Zwei Männer und einige Jugendliche hatten einen Scheinwerfer aufgestellt, durch diesen und Raketen wurde ich geblendet, ich erkannte somit kein Gesicht", schildert der 60-Jährige.

    Plötzlich bemerkte der Tierarzt unter seinen Reifen einen leichten Widerstand: "Ich dachte, ich sei über einen Karton gefahren." Dem war auch so, nur was Wolfgang Babinek nicht wissen konnte: In der Schachtel waren noch einige Pyroartikel im Wert von rund 20 Euro enthalten. Der Veterinärmediziner fuhr nach Hause und legte sich nieder.

    Polizei besuchte Tierarzt

    Am nächsten Tag bekam er einen überraschenden Besuch von der Polizei Korneuburg: Er hätte die jungen Männer genötigt, indem er einen Mann fast überfahren hätte. Und er hätte ein Sachbeschädigung zu verantworten. Eine Anzeige wegen des Verdachtes der Nötigung und Sachbeschädigung (Wert der Böller in der Schachtel 25 Euro) wurde gemacht. "Der Mann konnte sich angeblich nur durch einen Sprung zur Seite retten", schüttelt der Veterinärmediziner den Kopf.

    Der 60-Jährige wandte sich an die renommierte Rechtsanwältin Astrid Wagner. Denn immerhin ist die angelastete, mutmaßliche Straftat mit bis zu einem Jahr Haftstrafe bedroht.

    "So eine Ungerechtigkeit darf nicht sein. Das ist eine Täter-Opfer-Umkehr, gegen die wir uns wehren werden", so Astrid Wagner, die selbst ein großes Herz für Tiere hat.