Helmut M. (Name geändert) ist verzweifelt: Der 55-Jährige hatte vor einigen Jahren eine tiefe Venenthrombose im rechten Bein: "Seitdem habe ich immer wieder Probleme mit Venenentzündungen. Die letzte hatte ich im vergangenen Juli, weshalb ich im Sommer mit 30 sehr großen Heparin-Spritzen (wirken hemmend auf die Blutgerinnung, Anm.) reisen musste", berichtet der Wiener im Gespräch mit "Heute".
Da die Venenentzündung seit dem Sommer nicht wirklich besser wurde, wandte sich Helmut M. an die Spezialisten im AKH: "Dort stellte man fest, dass ich eine Venensanierung benötige. Die OP wäre eine EVLT, also eine Operation mit Laser. Der Arzt meinte, dass dies die beste Lösung ist. Ich wurde daher auf die Warteliste gesetzt – es hieß, dass es etwa zwei Jahre dauern wird."
„Zahle ich privat, hätte ich wohl in wenigen Tagen einen Termin. Das kann ich mir aber nicht leisten“Helmut M.benötigt eine EVLT-OP
Wochenlang versuchte der 55-Jährige, zu einem zeitnahen OP-Termin zu kommen – und scheiterte: "Man muss fairerweise sagen, dass ich in einem anderen Krankenhaus einen OP-Termin zur Crossektomie erhalten habe, den die Kasse gezahlt hätte. Allerdings ist dieses 'Venenstripping' eine OP-Art, von der mir viele andere Ärzte abrieten, weil durch das Herausziehen der Venen viele Kollateralschäden entstehen können", erklärt Helmut M.
Eine Erkenntnis brachte die wochenlange Suche allerdings: "Zahle ich privat, hätte ich wohl in wenigen Tagen einen Termin. Allerdings kann ich diese Kosten – es wurden bis zu 7.000 Euro genannt – nicht selbst tragen, weshalb ich auf einen Kassen-Termin angewiesen bin", ist Helmut M. ernüchtert.
In seiner Verzweiflung wandte sich der ehemalige Key Account Manager im vergangenen Winter erneut an das AKH: "Ich habe den Leiter der zuständigen Abteilung nochmals angeschrieben, um herauszufinden, ob ich in der Warteliste schon etwas vorgerückt bin. Aber als Antwort kam, dass die Wartezeit nun sogar 2,5 Jahre beträgt", meint Helmut M.
Neben der langen Wartezeit hat der 55-Jährige noch ein weiteres Problem: "Im AKH sagte man mir, dass ich bis zur Behandlung Blutverdünner nehmen soll. Ich habe das davor 4,5 Jahre lang gemacht und hatte schon eine subretinale Blutung, die angeblich zu einer partiellen Blindheit führen kann. Ich musste damals aus diesem Grund die Blutverdünnung wieder absetzen", berichtet der Wiener.
Nimmt Helmut M. die Blutverdünner nicht, besteht allerdings die Gefahr einer Thrombose: "Es könnte sich ein Blutgerinnsel bilden, die Gefahr liegt bei mir bei 22 Prozent. Das könnte wiederum zu einer Lungenembolie oder einem Schlaganfall führen. Ich sollte daher die Blutverdünner nehmen, aber ich habe Angst, dass ich wieder eine subretinale Blutung habe – die letzte musste mit mehreren Injektionen ins Auge behandelt werden. Also nehme ich sie derzeit nicht."
Aus diesem Grund will Helmut M. die OP so bald wie möglich hinter sich bringen: "Aber 2,5 Jahre Warten ist schon heftig", meint der 55-Jährige, der betont: "Ich mache den Ärzten und Krankenhäusern gar keinen großen Vorwurf. Ich glaube, dass unter den gegebenen Umständen noch sehr viel herausgeholt wird. Die Politik und die Verwaltung sind es, die hier versagen."
"Heute" fragte beim AKH bezüglich der langen Wartezeit um eine Stellungnahme an und erhielt folgende Antwort: "Die Fachambulanz am Universitätsklinikum AKH Wien gilt als eine Spezialambulanz auf dem Gebiet der Venenerkrankungen, da das gesamte Spektrum an konservativen und operativen Venenbehandlungen abgedeckt wird. Aus diesem Grund verzeichnen wir einen starken Zustrom an Patienten, welcher über die letzten Jahre noch zugenommen hat. Die Übernahme von anderen Patienten, welche einer speziellen und interdisziplinären Behandlung bedürfen, führt daher zu einer längeren Wartezeit im AKH Wien verglichen mit anderen Wiener Spitälern."
Da die Eingriffe zur Sanierung von Varizen (Krampfadern) auch in vielen anderen Einrichtungen durchgeführt werden, "empfehlen wir dem Patienten die Vorstellung in einem anderen Wiener Spital, wo von einer kürzeren Wartezeit auf diesen Eingriff auszugehen ist. Kliniken mit diesem Spektrum sind z.B. die Klinik Floridsdorf oder die Klinik Donaustadt. Bei Terminvereinbarung in der allgemeinchirurgischen Ambulanz der Klinik Floridsdorf wird voraussichtlich ein Termin im kommenden Herbst möglich sein."
Helmut M. hat sich nun für eine Zwischenlösung entschieden: "Ich strebe eine Schaumsklerosierung an, wo die Vene mit einem Mittel verklebt wird, und der Körper diese dann selbst abbaut. Die Behandlung kostet etwa 1.000 Euro, das kann ich zahlen, und man kann gleich danach nach Hause gehen. Zwar hält das Ergebnis nicht so lange, aber zumindest kann ich dann entspannter auf den AKH-Termin in 2,5 Jahren warten."