Sportmix
Thiem hat nach "Physio-Streit" neuen Betreuer
Dominic Thiem zieht im Training die Schläge wieder voll durch. Das Tennis-Ass hat einen neuen Physio gefunden, sein Team ist damit komplett.
Es hätte ein Tennisfest werden sollen. Dominic Thiem gegen Novak Djokovic auf-rot-weiß-rotem Boden. Ein Länderkampf wie in der guten, alten Tennis-Zeit unter Thomas Muster. Ein modernes Unterpremstätten, so wie 1994 gegen die Deutschen – am besten noch mit Happy End.
Das hätte Österreich in der aktuell tristen Lage gut getan. Spielt es aber nicht. Der Lockdown erlaubt keine Fans beim Davis-Cup-Finalturnier in Innsbruck. Und Dominic Thiem ist noch nicht matchfit. "Es tut richtig weh. So einen geilen Heim-Davis-Cup erlebe ich vielleicht nie wieder", sagt er.
Österreich trifft also ohne Top-100-Spieler auf Serbien (Freitag) und Deutschland (Sonntag). Stefan Koubeks Truppe zählt zu den krassesten Außenseitern, nur die Spieler von Ecuador und Kolumbien sind im Ranking ähnlich schlecht platziert.
Stöhnen aus Tennishalle verdächtig laut
Dominic Thiem ist noch nicht bereit. Doch es gibt gute Nachrichten für alle Fans, die seit Monaten auf ein Comeback des 17-fachen Turniersiegers warten. Bald wird man den US-Open-Champion nicht mehr nur als Werbefigur für individuelles Haar- und Bartstyling im MediaShop (Motto: "Stylen wie ein Champion") sehen. Auch als Spielball der Politik in der Impfdebatte hat der 28-Jährige nach seiner Immunisierung ausgedient.
Zu den guten Nachrichten: Das Stöhnen aus der Tennishalle in Traiskirchen wurde in den letzten Tagen lauter, verdächtig laut. Die ehemalige Nummer drei der Welt arbeitet nach seiner Handgelenksverletzung und fünf Monaten Turnierpause hart am Comeback. Das soll beim Einladungsturnier in Abu Dhabi (ab 16. Dezember) wie geplant wenige Tage vor Weihnachten steigen.
Mit Fitness-Coach Jez Green schuftet Thiem aktuell. "Ich arbeite konzentriert an meiner Rückkehr, mache täglich kleine Fortschritte", sagt er. Tennistrainer Nicolas Massu stieß noch nicht zum neu formierten "Team Thiem", in dem Ex-Konditionscoach Mike Reinprecht bei der Saisonvorbereitung – so wie "Heute" berichtete - keine Rolle spielt.
Rechtes Handgelenk getapt, volles Tempo
Thiem zieht im Training die Schläge wieder voll durch. Sein rechtes Handgelenk hat er getapt, macht aber bis jetzt keine Probleme. Nicht bei der Klappbewegung der Vorhand beim Ausschwung, die beim ersten Comeback-Versuch nie rund lief. Auch bei der einhändigen Rückhand, wo die Bedenken nach dem Einriss der Sehnenscheide und des Kapselgelenks am größten waren, ist er nicht beeinträchtigt.
Ein spezielles Treffen mit Bresnik
Die positiven Rückmeldungen vom eigenen Körper führten nach "Heute"-Infos zuletzt zu einer skurrilen Situation: Thiem wollte beim Training in der Südstadt noch einige Minuten anhängen. Das war aber nicht möglich, weil sein Ex-Trainer und Mentor Günter Bresnik auf seinen Trainingsplatz beharrte und pünktlich mit seinem Training loslegen wollte.
Klar ist: Bei Österreichs Sportler des Jahres 2020 beginnt mit dem Comeback eine neue Ära. "Es waren die letzten sechs Jahre unglaublich", sagt er selbst. "Jetzt ein mieses Jahr, und ich hoffe, dass noch sechs, sieben gute Jahre folgen."
„"Ein mieses Jahr. Ich hoffe, dass noch sechs, sieben gute Jahre folgen"“
Im Ranking ist er auf Platz 15 abgerutscht. Seine Betreuer-Box wird beim Neustart komplett anders aussehen. Nach Fitness-Trainer Jez Green und Manager Galo Blanco wurde auch die wichtige Position des Physiotherapeuten neu vergeben.
Das Kapitel um die unrühmliche Trennung vom Langzeit-Vertrauten und Ex-Physio Alexander Stober ("Heute" berichtete exklusiv) soll damit endgültig geschlossen sein. Thiem selbst sah Fehler bei Stobers Behandlung nach der Verletzung im Juni und teilte ihm dann das Aus nicht mit. Der Deutsche unterstellte ihm "fehlende Courage" nach Jahren der Loyalität.
Team Thiem mit Costa komplett
Den Deal mit seinem neuen Physio hat wie schon bei Fitness-Guru Jez Green Thiems neues Management "Kosmos" eingefädelt. Nach "Heute"-Infos knetet in Zukunft Carlos Costa die Muskeln des Niederösterreichers. Das Team Thiem ist damit komplett.
Auf der Tour wird Costa "Charlie" genannt, der Portugiese ist kein Unbekannter. Erst 35 Jahre alt, ein Ex-Schwimmer, im Tennis-Zirkus arbeitete er mit Tommy Haas, Kevin Anderson oder Ana Ivanovic. Auch mit Comebacks kennt er sich aus. Am Weg zurück half er Tomas Berdych.
„"Ich freue mich auf mein altes Tour-Leben"“
Thiem sehnt seine Rückkehr herbei. "Ich freue mich extrem auf mein altes Tour-Leben. Mein gewohnter Tennis-Rhythmus geht mir ab."
Die ATP-Finals in Turin hat er genau verfolgt. Seine Siegertipps Novak Djokovic und Daniil Medvedev gingen nicht auf. 2019 und 2020 stand er selbst beim letzten Saison-Highlight des Jahres im Finale. Eine Teilnahme hält er 2022 für möglich. "Das wäre ein Traum. Doch das wird ein steiniger Weg."