Niederösterreich
Teuerung, Kredite – Immer mehr Baufirmen pleite
Der Pleitegeier kreist über der Baubranche: Allein in NÖ gingen seit Jahresbeginn 13 Firmen, die Dienste rund ums Häuslbauen anbieten, in Insolvenz.
Hohe Inflation, Teuerungen, steigende Kreditzinsen – für viele Menschen platzte der große Traum vom Eigenheim in den letzten Monaten. Massive Konsequenzen hat das nun auch für die Baubranche. Allein in Niederösterreich mussten seit Jahresbeginn 13 Firmen, die Dienste rund ums Häuslbauen anbieten, Insolvenz anmelden. Erst vor wenigen Tagen traf es die Firma FR Bau GmbH mit Sitz in Maria Enzersdorf im Bezirk Mödling.
Probleme seit Corona-Pandemie
Doch nicht nur Baumeister stehen massiv unter Druck, auch Installateure, Estrichhersteller, Maler sowie Fliesenleger trifft die Krise mitten ins Herz.
Eigentlich strauchelt die Branche bereits seit Beginn der Corona-Pandemie: Nach vielen Jahren, in denen die Auftragslage gut war, konnte man aufgrund der Lockdowns plötzlich nicht mehr weiterarbeiten. Die geringe Arbeitsleistung sowie auch fehlendes Personal hätten Kosten verursacht, die großteils an den Betrieben hängen geblieben seien, berichtet Bau-Bundesinnungsmeister Robert Jägersberger, Baumeister aus Puchberg am Schneeberg, im Gespräch mit "Heute".
„"Alles, was man heute kalkuliert, ist morgen schon wieder obsolet."“
Als das "Werk'l" dann wieder zu laufen begann, marschierte Wladimir Putin in der Ukraine ein, von heute auf morgen explodierten die Energiepreise, viele Rohstoffe waren plötzlich gar nicht mehr erhältlich oder knapp und deshalb exorbitant teuer. "Seither gilt: Alles, was man heute kalkuliert, ist morgen schon wieder obsolet", fasst Jägersberger eines der Hauptprobleme kurz und knapp zusammen.
Nachfrage bei Einfamilienhäusern sinkt
Und weil deshalb die Kosten für die Konsumenten steigen, sinkt die Nachfrage. Viele können sich die Dienste von Baumeister & Co. nicht mehr leisten. "Bei den Industriebauten merkt man den Rückgang noch nicht so stark, aber bei Einfamilienhäusern schon. Die Rückgänge sind bei jedem Unternehmer anders, die einen verzeichnen 10 Prozent, die anderen 25 Prozent", so der Experte.
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Die seit 1. August geltende KIM-Verordnung, also die neue Kreditvergabe-Richtlinie, verschärft die Situation nochmals. Zur Erinnerung: Sucht man derzeit um einen Kredit an, muss man über 20 Prozent Eigenmittel in Bar verfügen, die monatliche Kreditrate darf zudem 40 Prozent des Nettohaushaltseinkommens nicht übersteigen.
"Die Baubranche ist grundsätzlich träge, das heißt, dass die Projekte lange dauern – erst wird geplant, dann bewilligt, dann gebaut. Es gibt also eine lange Vorlaufzeit. Diejenigen, die mittendrin stecken, werden versuchen, das Projekt noch wie geplant durchzuziehen. Jene, die neu beginnen, werden es sich zwei Mal überlegen, ob sie sich die Preise leisten können. Und auch wenn man es sich von Einkommensseite her leisten kann, ist ja immer noch die Finanzierung über Kredite fraglich", gibt Robert Jägersberger zu bedenken.
Dennoch ist er überzeugt, dass Immobilien die wertbeständigste Kapitalanlage sind.
Ob die Preise wieder sinken? "Ich wüsste nicht wo es billiger werden sollte", so Jägersberger. Die CO2-Besteuerung sowie steigende Löhne würden sinkende Preise aufgrund günstiger werdender Energie wieder in die Höhe schnellen lassen.
Die "Goldene Ära" sei laut Jägersberger jedenfalls vorbei. "Man muss wirtschaftlich sehr angestrengt kalkulieren, weil es ja auch genug Konkurrenz gibt. Es gibt viele gute Baufirmen, man muss also eine verträgliche Kalkulation der Angebote machen", so der Innungsmeister.
"Also ... wir waren schon in ruhigeren Fahrwassern unterwegs ...", resümiert Jägersberger. Viele Unsicherheitsfaktoren ließen Prognosen derzeit aber kaum zu: "Wird die Energie billiger? Ist der Krieg bald aus? Wann wird die Rohstoff-Zulieferung wieder planbarer? Das ist alles mitbestimmend dafür, wie es weitergeht", so der Baumeister.