Über 130 Tote

Terror-Nacht in Moskau – das ist über Täter bekannt

Nach dem Terroranschlag in der Nähe von Moskau ist die große Frage nach der Identität und dem Motiv der Täter – und in wessen Auftrag sie handelten.

20 Minuten
Terror-Nacht in Moskau – das ist über Täter bekannt
Das sollen die Täter sein: Der IS gab am 23. März 2024 ein Bekennerschreiben mit diesem Foto heraus.
Telegram

Die Opferzahlen steigen stündlich, aktuell ist von 133 Toten die Rede, mehr als 100 wurden verletzt. Laut Angaben des russischen Geheimdienstes FSB sind die vier mutmaßlichen Täter sowie sieben weitere Verdächtige gefasst worden. Trotzdem bleiben viele Fragen offen.

Wer wurde festgenommen?

Der russische Geheimdienst FSB veröffentlichte am Samstagmittag mehrere Videos, auf denen die mutmaßlichen Täter unverpixelt zu sehen sind. Sie werden von den Polizisten zu Boden gedrückt und dabei "verhört". Im Video gibt einer von ihnen an, er sei für den Anschlag bezahlt worden, mit etwa 500.000 russischen Rubel, umgerechnet etwa 5.000 Euro.

Einer der Tatverdächtigen sagt, er habe für den Anschlag 500'000 russische Rubel erhalten.
Einer der Tatverdächtigen sagt, er habe für den Anschlag 500'000 russische Rubel erhalten.
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Russische Telegram-Kanäle haben zudem ein kurzes Video verbreitet, das angeblich den Moment der Festnahme eines der Verdächtigen zeigt, schreibt das russische Portal "Meduza". Dabei sei zu sehen, wie dem Mann, dessen Hände zusammengebunden sind, ein Stück seines rechten Ohrs abgeschnitten und in den Mund gesteckt wird. Beim mutmaßlichen Täter handle es sich um den 30-jährigen Rajab Alizadeh.

Wer hat sich zum Anschlag bekannt?

Der Islamische Staat, der in Syrien gegen Russland kämpft und auch in der russischen Kaukasusregion aktiv ist, hatte den Anschlag bereits zuvor für sich reklamiert. Kurz nach dem Angriff am Freitagabend schrieb die Gruppe bei Telegram, IS-Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft ... am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. In der IS-Erklärung hieß es weiter, die Angreifer hätten sich "sicher in ihre Stützpunkte zurückgezogen".

Das sollen die Täter sein: Der IS gab am 23. März 2024 ein Bekennerschreiben mit diesem Foto heraus.
Das sollen die Täter sein: Der IS gab am 23. März 2024 ein Bekennerschreiben mit diesem Foto heraus.
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Dazu veröffentlichte der IS Fotos der angeblichen Täter, allerdings verpixelt. Die "Bild" zitiert die Organisation aus mehreren IS-Medienkanälen: Der Anschlag sei Teil des Krieges gegen diejenigen Länder, "die den Islam bekämpften". Das Ziel sei gewesen, Tausende von Christen zu töten. Relativ detailliert wird in dem Bekennerschreiben auch das Vorgehen beschrieben: Zuvor sei der Ort intensiv ausgespäht worden, dann hätten drei Angreifer auf die Konzertbesucher geschossen, ein vierter habe Brandsätze im Gebäude deponiert.

Wen vermuten Terror-Experten hinter dem Anschlag?

US-Terrorexperten vermuten den IS-Ableger aus Afghanistan "Islamischer Staat Khorasan Province" (ISKP) als Hauptverdächtigen für den Anschlag. Beweise dafür gebe es allerdings keine, schreibt "The Guardian".

Der ISKP wurde auf dem Höhepunkt der Expansion des IS im Jahr 2015 gegründet, als die im Irak und in Syrien ansässige Gruppe versuchte, durch den Aufbau eines Netzwerks von Ablegern im Nahen Osten, im Maghreb, in Westasien und in anderen Teilen Afrikas, zu expandieren.

Warum verdächtigt Russland die Ukraine?

Die russischen Behörden und auch Kremlchef Wladimir Putin gingen bisher nicht auf die Selbstbezichtigung des IS ein. Nach der Tat wurde die Ukraine als möglicher Auftraggeber vom russischen Geheimdienst genannt. Auch der russische Präsident Wladimir Putin sagte später in einer Fernsehansprache, alle vier Angreifer seien festgenommen worden, als sie versucht hätten, in die Ukraine zu fliehen. Nach ersten Erkenntnissen sei dort ein "Fenster" für ihren Grenzübertritt vorbereitet worden.

Was sagt die Ukraine zu den Anschuldigungen?

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hat Putins Behauptungen zu einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag deutlich zurückgewiesen. Putins Anschuldigung sei eine "absolut falsche und absurde Aussage", sagte HUR-Vertreter Andri Jussow am Samstag laut ukrainischen Medien. "Dafür muss man kein Experte für Sicherheitsfragen sein", führte Jussow demnach aus: "Seit mehr als zwei Jahren dauert die Vollinvasion an, die Grenzgebiete sind voller feindlicher Truppen, Spezialagenten, Vertretern von Geheimdiensten und Sicherheitskräften. Die Grenzlinie ist vermint, sie wird mit allen Mitteln überwacht – darunter Luftaufklärung von beiden Seiten."

Der Ukrainer fügte hinzu: "Natürlich kann diese Version keiner Kritik standhalten. Das versteht jeder auf der Welt, außer vielleicht der zombifizierten russischen Bevölkerung." Jussow beschuldigte den Kreml zudem, die Tragödie in Moskau nutzen zu wollen, um Repressionen im eigenen Land weiter zu verschärfen und eine "Eskalation" des Kriegs zu rechtfertigen.

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