Wien
Wo Terroropfer starb, gibt’s nun Pommes und Gedenken
Vor zwei Jahren tötete ein Terrorist am Franz Josefs Kai einen Gastronomen. Nun zog eine deutsche Pommes-Kette hier ein. Eine Gedenktafel ist geplant.
Am 11. Februar war feierliche Eröffnung der Wiener Pommesfreunde: Andreas Fischer (52) und Walter Urbanitsch (52) haben den Neuanfang an diesem besonderen Ort gewagt, "Heute" berichtete im Vorfeld. Im November 2020 waren bei einem Terroranschlag am Bermudadreieck vier Menschen gestorben und 23 zum Teil schwer verletzt: "Wir wollen das Andenken hochhalten. Wir begrüßen und unterstützen das Anbringen einer Gedenktafel von ganzem Herzen. Im Moment sind die Hausverwaltung und unsere PR dazu im Dialog", so Andreas Fischer.
Das Lokal am Franz Josefs Kai 27 sah nach der Übernahme und vor dem Umbau noch exakt so aus, wie es nach dem Anschlag verlassen worden war. "Persönliche Dinge der Betreiber waren noch da", so Walter Urbanitsch betroffen, "auch Briefe". Er würde sie gern zurückgeben, aber die Spur zu der Familie habe sich verloren. Auch der Vermieter wisse nicht, wo die einstigen Mieter nun sind. Während der Umbauzeit sei der Anschlag bei den Handwerkern durchaus ein Thema gewesen. "Aber im Tagesgeschäft jetzt merkt man davon fast nichts. Nur manche Touristen fragen nach, aus Neugier", so die Beobachtung der beiden. Denn der Gedenkstein steht ganz in der Nähe, am Desider-Friedmann-Platz.
Nachbarn freuen sich über Rückkehr des Lebens
Das Lokal stand nach dem Anschlag zwei Jahre lang leer. Die benachbarten Gastronomen, auch die Anwohner ringsum begrüßten es jetzt darum sehr, dass wieder Leben einzieht, dass der Geisterort eine neue Bestimmung erhalten hat. Andreas Fischer und Walter Urbanitsch bekamen von den Nachbarn dazu viele liebe Rückmeldungen. "Wir wollen mit diesen ganz vielen positiven Gedanken in die Zukunft schauen", so der gebürtige Wiener Walter Urbanitsch.
Außerdem ist das Franchise Unternehmen Unterzeichner der Charta der Vielfalt, "damit setzt Pommesfreunde ein Zeichen für Toleranz". Auch das Team im Lokal ist bunt, das sei schon auch Teil des Konzepts. Nicht zuletzt gibt es alle Speisen in den Varianten Fleisch, veggie und halāl – rund ein Drittel der Fleischesser bestelle halāl. Offenheit, Buntheit, Toleranz – das Gegenteil engstirnigen Denkens sind Zeichen, die die beiden Gastronomen an diesem Ort setzen wollen.
Käsekrainer als Curry Wurst
Der Start sei sehr gut angelaufen, so die beiden Franchise-Nehmer. Und bei jeder Neueröffnung der Kette gibt es immer ein lokales Gericht – abgestimmt auf die jeweilige Stadt. In Wien ist es die Käsekrainer. Das Besondere: Die Käsekrainer kommt hier als Curry Wurst daher. "Das ist einmalig in Wien", freuen sich die beiden. Dass es frisches Fassbier gibt, ist ebenso eine Besonderheit der Wiener Filiale. Auch eine in der Filiale gebackene Topfengolatsche gibt es.
Ab elf Uhr gibt es hier zu essen. Am Wochehende bis nachts zwei Uhr. Auch das Coffee to go Geschäft wollen die beiden ausbauen. Und wenn dann im Frühjahr die zwei Schanigärten mit rund 30 Plätzen eröffnen, dann ist hier endgültig wieder das Leben zurück.