Welt
Taliban kehren zur Verfassung von 1964 zurück
Die Taliban wollen in Afghanistan vorübergehend zur Verfassung aus der Zeit der 60er-Jahre zurückkehren – der Königszeit.
In einer Erklärung teilte der Justizminister der Taliban Abdul Hakim Scharai am Dienstag mit, die militant-islamistischen Taliban würden vorübergehend die Verfassung aus der Zeit des 1973 abgesetzten Königs Sahir Schah anwenden.
Damals war der König weder dem Volk noch dem Parlament gegenüber rechenschaftspflichtig. Ausgenommen von der alten Verfassung seien Artikel, die dem Islam widersprächen, so Hakim Scharai. Die Verfassung von 1964 soll für die Zeit der Übergangsregierung gelten.
Derzeit Übergangsregierung
Die radikal-islamistischen Taliban haben mit der Machtübernahme in Afghanistan im August eine Übergangsregierung bestehend aus 50 Mitgliedern geformt – nur Männer aus dem Umfeld der Taliban. Wahlen haben sie indes nie in Aussicht gestellt. Die Islamisten dürften in Kabul auf unabsehbare Zeit an der Macht bleiben.
Die bisherige afghanische Verfassung, die 2004 verabschiedet wurde, lehnen die Taliban ab.
Jene gilt aufgrund der darin verankerten Rechte und Freiheiten für die Bürger aber als eine der besten Verfassungen in der Region. Diese sieht unter anderem einen gewählten Präsidenten vor. Das lehnen die Taliban auch ab.
"Islamisches Emirat"
Der Taliban-Justizminister betonte außerdem, dass die Regierung all jene internationalen Gesetze und Verträge respektiere, die nicht im Widerspruch zum islamischen Recht – der Scharia – und den Grundsätzen des "Islamischen Emirats" (so nennen die Taliban ihre Regierung) stehen.
An Kränen aufgehängt
Zuletzt machten die Taliban mit einer Zurschaustellung von vier getöteten Männern Schlagzeilen. Dabei habe es sich um vier mutmaßliche Entführer gehandelt, die sie zuvor erschossen hatten.
Das Aufhängen der Leichen an Kränen solle eine "Lektion" dafür sein, dass Entführungen nicht geduldet würden, erklärte indes der Vizegouverneur der Provinz Herat, Schir Ahmed Muhadschir. Mehr dazu hier >>