Niederösterreich

Talfahrt! Betriebe sehen kein Licht am Ende des Tunnels

Hohe Energiepreise, die Inflation sowie höhere Löhne treiben die Industrie in NÖ in die Enge. Man befinde sich in einer "rezessiven Entwicklung".

Isabella Nittner
Die Stimmung unter den niederösterreichischen Unternehmern ist mehr als schlecht.
Die Stimmung unter den niederösterreichischen Unternehmern ist mehr als schlecht.
Getty Images/iStockphoto

Seit Monaten wird davor gewarnt, jetzt ist der Fall tatsächlich auch eingetreten: Aufgrund von anhaltend hohen Energiepreisen, hoher Inflation sowie höheren Lohnabschlüssen sei die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen massiv geschwächt worden, wie die Industriellenvereinigung Niederösterreich berichtet. Viele Branchen hätten regelrechte Auftragseinbrüche zu vermelden.

"Politik einfach zu langsam"

Man befinde sich derzeit laut Konjunkturbarometer in einer "rezessiven Entwicklung". "Diese Situation war zu befürchten und hat sich schon seit Monaten abgezeichnet. Die Politik war und ist in ihrer Steuerung einfach zu langsam", kritisiert IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer.

Betroffen seien demnach alle Branchen ausgenommen Unternehmen, die Technologien für den Energiebereich liefern oder im Kraftwerksbau tätig sind.

"Diese Situation war zu befürchten und hat sich schon seit Monaten abgezeichnet."

Grund für die schlechte Stimmung sei der hohe Anteil an energieintensiver Industrie sowie die Ausrichtung vieler Unternehmen auf Export. Wie berichtet musste ZKW, Global Player für Auto-Lichtsysteme mit Produktionsstandort in Wieselburg (Scheibbs), massive Sparmaßnahmen einführen, um die Produktion in Niederösterreich überhaupt am Laufen halten zu können. Bereits zu Beginn der Energiekrise rechnete man mit Zusatzkosten für Strom von über 15 Millionen Euro.

Thomas Salzer ist Präsident der Industriellenvereinigung NÖ
Thomas Salzer ist Präsident der Industriellenvereinigung NÖ
Andreas Bruckner / picturedesk.com

"Obwohl die Energiepreise nicht mehr so hoch sind wie vor einem Jahr, bleiben sie weiterhin hoch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und insbesondere zu internationalen Märkten. Allein schon deswegen sind viele Unternehmen derzeit international nicht wettbewerbsfähig", erklärt Salzer.

"Es muss etwas geschehen, sonst verlieren wir den globalen Anschluss!"

Er fordert bei der Bundesregierung Tempo ein. Womit er übrigens nicht alleine ist, erst kürzlich mahnte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die Regierung ab, man solle rasch die versprochenen Energiehilfen für Unternehmen bereitstellen. Auch die Wirtschaftskammer als Interessensvertretung der Unternehmen schlug diesbezüglich bereits Alarm – mehr dazu hier.

Neue Kurzarbeitsmodelle

Zusätzlich zur Auszahlung der angekündigten Energiezuschüsse, fordert der Präsident der Industriellenvereinigung in NÖ auch die Etablierung einer kostengünstigen Energieversorgung sowie eine rasche Umsetzung von praktikablen Kurzarbeitsmodellen für Betriebe.

"Es muss etwas geschehen, sonst verlieren wir den globalen Anschluss!", warnt Salzer.

Auch die Wirtschaftskammer NÖ berichtet von einem regelrechten Stimmungstief bei den nö. Unternehmen. Fast zwei Drittel (63,2 Prozent) rechnen laut einer WKNÖ-Umfrage in den nächsten zwölf Monaten mit einer Verschlechterung der Auftragslage, sechs von zehn Betrieben (58,4 Prozent) mit einer weiteren Eintrübung des Wirtschaftsklimas, rund die Hälfte mit Rückgängen bei den Umsätzen (49 Prozent) und bei den Investitionsvolumen (48,7 Prozent).

WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker.
WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker.
Philipp Monihart

"Das ist ein weiteres großes Alarmsignal für unseren Wirtschaftsstandort. Der vielfache Kostendruck auf unsere Unternehmen hinterlässt immer tiefere Spuren. Wir brauchen dringend eine leistbare Energieversorgung, flexible Finanzierungsmodelle zur Unterstützung bei Liquiditätsengpässen und zur Förderung von Investitionen, sowie Anreize für Überstunden und längeres Arbeiten im Alter", so WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker.