Gesundheit

Tabubruch – Profisportlerin spricht über Regelschmerzen

Starke Regelschmerzen hinderten die 19-jährige Tennisspielerin, Zheng Qinwen, daran, ihre beste Leistung zeigen zu können. Damit bricht sie ein Tabu. 

Sabine Primes
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Die 19-jährige chinesische Profispielerin Zheng Qinwen. 
Die 19-jährige chinesische Profispielerin Zheng Qinwen. 
JULIEN DE ROSA / AFP / picturedesk.com

Nach ihrem jüngsten Achtelfinal-Aus gegen Iga Swiatek bei den French Open hat die chinesische Tennisspielerin Zheng Qinwen ein wichtiges, in der Sportwelt aber bisher wenig wahrgenommenes Thema angesprochen – Menstruationsbeschwerden im Profisport. "Der erste Tag ist immer so hart. Und dann muss ich Sport machen, obwohl ich am ersten Tag immer solche Schmerzen habe", sagte Zheng Qinwen nach ihrer Niederlage. "Ich hatte solche Bauchschmerzen, dass ich nicht einmal ein 'Come on' schreien konnte. Ich wünschte, ich wäre ein Mann auf dem Platz und müsste das nicht durchmachen."

Der Schmerz ist der Spielerin anzusehen.
Der Schmerz ist der Spielerin anzusehen.
JULIEN DE ROSA / AFP / picturedesk.com

Tabu im Sport

Die Spielerin ist nicht die Erste, die dieses Thema anspricht. Als die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui mit ihrer Mannschaft bei Olympia 2016 "nur" den 4. Platz erreicht, hatte sie Schuldgefühle, ihre Kolleginnen im Stich gelassen zu haben. Dabei beugte sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorne. Auf die Frage der Reporterin, ob sie Schmerzen habe, antwortete Fu Yuanhui: "Ich habe gestern meine Periode bekommen und bin sehr müde. Das ist aber keine Entschuldigung. Ich bin nicht so gut geschwommen, wie ich hätte sollen."

Im April 2021 gab die amerikanische Tennisspielerin Danielle Collins bekannt, dass sie sich einer Operation wegen Endometriose unterzogen hatte, einer Erkrankung, bei der an anderen Stellen, wie den Eierstöcken und den Eileitern, Gewebe ähnlich der Gebärmutterschleimhaut zu wachsen beginnt. Nach sieben Wochen der Genesung war Collins wieder auf Tour und in den Monaten seitdem hat sie sich nicht gescheut, über die Schwierigkeiten zu sprechen, die sie im Umgang mit schmerzhaften Menstruationszyklen ertragen musste.

Zyklusabhängig

Tatsächlich unterliegt die Leistungsfähigkeit des weiblichen Körpers dem monatlichen Zyklus, der in 4 Phasen verläuft. Dennoch spricht nichts dagegen, während der Periode Sport zu treiben. Es kommt vor allem darauf an, auf die Signale des Körpers zu hören und ihn nicht zu quälen. Denn auch der Zyklus verlangt ihm einiges ab. 

1. Menstruationsphase: Mit jeder Menstruation beginnt ein neuer Zyklus. Der Körper stößt die Gebärmutterschleimhaut ab, was die Blutung und oft auch Regelschmerzen auslöst. Viele Frauen fühlen sich während ihrer "Tage" erschöpft und kraftlos und müssen sich beim Sport viel mehr anstrengen. 

2. Follikelphase: In der Follikelphase dreht sich im Körper alles darum, den nächsten Eisprung vorzubereiten. In den Eierstöcken wird vermehrt Östrogen produziert – das sorgt für ein höheres Energielevel und mehr Leistungsfähigkeit. Studien haben gezeigt, dass der Trainingseffekt bei Frauen in dieser Phase besonders hoch ist.

3. Eisprung: Beim Eisprung wird die reife Eizelle aus dem Eierstock in den Eileiter gestoßen. Das Östrogen erreicht hier sein höchstmögliches Level. 

4. Lutealphase: Nach dem Eisprung übernimmt ein anderes Hormon das Ruder: Progesteron. Es ist dazu da, die Gebärmutterschleimhaut weiter aufzubauen und auf eine potenziell befruchtete Eizelle vorzubereiten. Die Folgen sind häufig Beschwerden, die dem so genannten "Prämentstruellen Syndrom" (PMS) zugeordnet werden: Spannungsgefühl in den Brüsten, Blähbauch, Reizbarkeit und Erschöpfung. Das Energielevel sinkt mit jedem Tag weiter ab. Deshalb sollte das Training in dieser Zyklusphase deutlich weniger intensiv ausfallen. Tritt die Periode ein, beginnt der Zyklus von vorne.