Millionen Pillen vernichtet
Syrien-Rebellen verbrennen Assads Drogenvorräte
Die neuen Machthaber in Syrien haben am Mittwoch große Mengen an Drogen verbrannt. Darunter etwa eine Million Pillen des Aufputschmittels Captagon.
Die neuen Machthaber in Syrien haben am Mittwoch große Mengen an Drogen verbrannt, darunter etwa eine Million Pillen des amphetaminähnlichen Aufputschmittels Captagon. Der Handel mit Captagon hatte Syrien unter dem gestürzten langjährigen Machthaber Baschar al-Assad zum größten Drogenstaat der Welt gemacht.
Captagon war das mit Abstand wichtigste Exportgut Syriens und stellte alle legalen Ausfuhren in den Schatten, wie Recherchen von AFP auf der Grundlage offizieller Daten 2022 ergeben hatten.
Captagon, Cannabis und Tramadol
Ein Videojournalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie in der Hauptstadt Damaskus im Hof eines Gebäudes des früheren syrischen Sicherheitsapparats Feuer an die Drogen gelegt wurde. "Wir haben eine große Menge Captagon gefunden, etwa eine Million Pillen", sagte ein Vertreter der neuen Machthaber. Bei dem Drogenfund handelte es sich um ein Lager mit Cannabis, dem Schmerzmittel Tramadol und etwa 50 Tüten mit rosafarbenen Captagon-Pillen, wie der AFP-Journalist feststellte.
Saudi-Arabien größter Markt im Nahen Osten
Im Nahen Osten ist Saudi-Arabien der größte Markt. Dort ist Captagon die Partydroge der reichen Elite und weit weniger tabu als Alkohol. Aber auch einfache Arbeiter putschen sich damit auf, um dem höllischen Arbeitstempo standhalten zu können. Ursprünglich wurde Captagon als Medikament gegen Narkolepsie und Aufmerksamkeitsstörungen verwendet.
Caroline Rose, die beim New Lines Institute das Projekt zum Captagon-Handel leitet, sagt: "Eine wichtige Rolle spielt dabei, dass die Droge die Leistungsfähigkeit steigern kann, etwa bei der Vorbereitung auf Prüfungen." Bereits im vergangenen Jahr berichteten mehrere Medien über die Produktion von Captagon in Syrien. So schrieb die TAZ im Juli 2023: "Es gibt Hinweise darauf, dass Maher al-Assad, der Bruder des Präsidenten und De-facto-Chef der Eliteeinheit ‚4. Division‘, eine Schlüsselrolle im Captagon-Handel einnimmt."
Laut Rose überwacht die 4. Division zahlreiche Industrieanlagen zur Herstellung von Captagon, die überwiegend in Gebieten unter Kontrolle des Regimes liegen. Darüber hinaus habe die Einheit ihre Präsenz entlang der südlichen Grenzen zu Jordanien und zum Libanon deutlich ausgebaut.
US-Sanktionen gegen Assad-Clan
Im Jahr 2023 verhängte das US-Außenministerium Sanktionen gegen zentrale Akteure der Captagon-Industrie, darunter zwei Cousins von Diktator Assad sowie Mitglieder der Hisbollah, die am Drogenschmuggel beteiligt waren.
Vor knapp zweieinhalb Wochen hatten Kämpfer der Islamistenmiliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündeter Gruppen die Hauptstadt Damaskus eingenommen und die jahrzehntelange Herrschaft der Assad-Familie beendet. Seitdem bemühen sich die neuen Machthaber, die Neuordnung der staatlichen Strukturen und den Wiederaufbau des durch den fast 14-jährigen Bürgerkrieg schwer gezeichneten Landes voranzutreiben.
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Auf den Punkt gebracht
- Die neuen Machthaber in Syrien haben große Mengen an Drogen, darunter etwa eine Million Pillen des Aufputschmittels Captagon, verbrannt.
- Der Handel mit Captagon hatte Syrien unter dem gestürzten Machthaber Baschar al-Assad zum größten Drogenstaat der Welt gemacht, und die neuen Machthaber bemühen sich nun um die Neuordnung der staatlichen Strukturen und den Wiederaufbau des Landes.