Klimaschutz

Studie: Tierwohl senkt Risiko von Pandemien

Der Einfluss von Tierwohl auf Pandemien wie Covid-19 werde unterschätzt – mit den bekannt dramatischen Folgen für die menschliche Gesundheit.

Lydia Matzka-Saboi
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Umwelt- und Tierschützer fordern schon lange ein Ende der brutalen Massentierhaltung. Eine aktuelle Studie von Vier Pfoten zeigt den Zusammenhang von Tierleid und Pandemien auf.
Umwelt- und Tierschützer fordern schon lange ein Ende der brutalen Massentierhaltung. Eine aktuelle Studie von Vier Pfoten zeigt den Zusammenhang von Tierleid und Pandemien auf.
Stefan Sauer / dpa / picturedesk.com

Das Risiko von Pandemien würde sinken, wäre Tierwohl ein zentraler Bestandteil von Präventionsplänen: Zu diesem Schluss kommen Fachleute aus den Bereichen Virologie, Human- und Veterinärmedizin sowie Klimaforschung in einer aktuellen Studie, die von der NGO Vier Pfoten veröffentlicht wurde. Die Tierschutzorganisation sieht darin "einen klaren Auftrag für das bevorstehende internationale Pandemie-Abkommen der Weltgesundheitsorganisation WHO".

Laut den 29 Forschern und Wissenschaftlerinnen – unter ihnen auch die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb und der Lebensmittelforscher Kurt Schmidinger – wird der Einfluss des Tierwohls auf Pandemien wie Covid-19 signifikant unterschätzt. Zoonosen – also Krankheiten, die sowohl vom Tier auf den Menschen als auch umgekehrt übertragen werden können – seien "ein deutliches Symptom für die schwere Krise zwischen Mensch, Tier und Umwelt", heißt es in der Studie.

Klimakrise und brutaler Umgang mit Tieren begünstigt Zoonosen

"Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bereits 75 Prozent der Infektionskrankheiten Zoonosen sind, sprich tierischen Ursprungs. Unser Gesundheitssystem, aber auch die globalen Landwirtschafts- und Agrarsysteme müssen angesichts dieser Herausforderung dringend neu geordnet werden", fordert Nina Jamal, Kampagnenleiterin für Pandemien bei Vier Pfoten.

Die "brutalsten Ausformungen dieses Ungleichgewichts sind gleichzeitig die größten Treiber für die Entstehung von Zoonosen: Massentierhaltung, Lebendtiermärkte und Pelzfarmen". Die Zerstörung von Lebensräumen und die Klimaerwärmung begünstigen den Sprung des Virus von Tieren auf den Menschen noch weiter.

"Tierschutz ist zu einer zentralen Überlebensfrage des Menschen geworden. Wir brauchen daher einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Tieren", sagt Vier Pfoten-Expertin Nina Jamal.

Tierschutz als Prävention für Pandemien

Der Lebensmittelwissenschaftler Kurt Schmidinger erklärt: "Gerade die intensive industrielle Tierhaltung ist das beste Beispiel: Wir wissen, dass sie Epidemien sowohl direkt als auch indirekt begünstigt. Zudem trägt sie zur steigenden und sehr gefährlichen Antibiotikaresistenz bei. Das Ende dieser Massentierhaltung würde nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen sehr positive Auswirkungen haben."

Die wissenschaftliche Empfehlung ist daher: Das Risiko von Pandemien würde sinken, wäre Tierwohl ein zentraler Bestandteil von Pandemiepräventionsplänen. Der Ausbruch von Covid-19 habe "deutlich gezeigt, dass die Gesundheit von Einzelnen die Bedingung für die Gesundheit aller ist. Tierwohl müsse auf die globale politische Agenda, um wirksame Präventionsmaßnahmen für zukünftige Pandemien zu entwickeln".

Angesichts der vorliegenden Fakten sei es schon lange keine bloße Frage von Ethik mehr, ob wir unseren Umgang mit Umwelt und Tieren ändern sollten. Allein der pure Egoismus unserer eigenen Spezies sollte uns zum Handeln antreiben.

"Es zeigt sich einfach immer mehr, dass Zoonosen durch ein gestörtes ökologisches Gleichgewicht begünstigt werden", sagt Roman Wittig vom renommierten Max-Planck-Institut. "Wir brauchen also gesunde Ökosysteme für unsere Gesundheit. Daher sollten wir alles tun, um die Abholzung der Regenwälder, die illegale Jagd auf Wildtiere und den Klimawandel zu stoppen."