Gesundheit
Studie: Österreichs Kinder können nicht mehr schwimmen
162.000 Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 19 Jahren können nicht schwimmen. Dabei ist Ertrinken bei Kindern die zweithäufigste Todesursache.
Rund 162.000 Kinder und Jugendliche in Österreich im Alter zwischen fünf und 19 Jahren können nicht schwimmen, davon sind rund 132.000 bis neun Jahre alt. Das zeigt eine repräsentative Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) aus dem Vorjahr. Millionen an Schwimmstunden sind während der Corona-Pandemie in den Schulen ausgefallen, in den Volksschulen fiel der Schwimmunterricht komplett aus. Gerade für Kinder ist das Erlernen von Schwimmfähigkeiten besonders wichtig, betont das KFV.
Vor der Pandemie schwammen Schüler rund 6.200.000 Stunden pro Semester, davon sind laut KFV durch die Pandemie 4.200.000 Stunden pro Halbjahr entfallen. Großteils nicht abgehalten wurde auch der Schwimmunterricht in Volksschulen, auch sonst waren Kinder seit Pandemiebeginn weniger im Wasser als die Jahre zuvor.
Ertrinken bei Kindern zweithäufigste Todesursache
In Österreich sterben laut KFV jährlich zwischen 22 und 47 Personen an den Folgen eines Ertrinkungsunfalles. Bei tödlichen Kinderunfällen ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache. "Auf jedes Kind, das ertrinkt, kommt statistisch gesehen noch ein Kind dazu, das zwar gerettet wurde, aber mit schweren Gehirnschäden leben muss", berichtete Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereich Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.
Halbe Million Österreich kann nicht schwimmen
Das KFV hat in der Studie die Schwimmkompetenz in der österreichischen Wohnbevölkerung erhoben. 2.300 Österreicherinnen und Österreicher wurden befragt und die Ergebnisse auf die Bevölkerung hochgerechnet.
Die Ergebnisse zeigen: Zwischen sieben und acht Prozent der österreichischen Bevölkerung ab fünf Jahren – das sind zwischen 600.000 und 700.000 Personen – können nicht schwimmen. Rund 20 Prozent schätzen ihre Schwimm-Fähigkeiten generell als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein. Begründet werden die fehlenden bzw. schlechten Schwimmkenntnisse damit, dass man in der Familie nicht schwimmen gegangen ist (36 Prozent) bzw. die Eltern auch nicht schwimmen können (21 Prozent), dass es keinen Schwimmunterricht in der Schule gab (27 Prozent), dass es keine Schwimmbäder in der Nähe gibt bzw. diese pandemiebedingt geschlossen waren (jeweils 15 Prozent).
Vier von zehn schlechten Schwimmern bzw. Nichtschwimmern (41 Prozent) hätten im vergangenen Jahr gerne einen Kurs besucht, um ihre Schwimmkenntnisse zu verbessern. Dies war jedoch aufgrund der Corona-Pandemie gar nicht oder nur erschwert möglich.
So schwimmen Österreichs Kinder
Betrachtet man die Ergebnisse der Gruppe der Kinder und Jugendlichen im Alter von fünf bis 19 Jahren, zeige sich, dass österreichweit 162.000 Kinder überhaupt nicht und weitere 95.000 Kinder nur (sehr) unsicher schwimmen können. Kinder zwischen fünf und neun Jahren machen dabei den Großteil aus: 132.000 Kinder dieser Altersgruppe sind Nichtschwimmer, 51.000 Kinder sind (sehr) unsichere Schwimmer.
Besonders stark angewiesen auf den Schulschwimmunterricht sind Kinder aus sozial schwächer gestellten Familien. Demnach kommt dem Schwimmunterricht im Rahmen des Schulsports eine besonders wichtige Bedeutung zu. So wird normalerweise sichergestellt, dass alle Kinder unabhängig ihrer sozialen Herkunft Zugang zu Schwimmkursen bekommen.
Schwimmunterricht in der Schule wichtig
"Schwimmen ist eine unvergleichbare Überlebenstechnik, deshalb ist es für jedes einzelne Kind ganz besonders wichtig, schwimmen zu lernen. Und das braucht Zeit, Übung und auch Erfahrung mit dem Element Wasser", sagte Trauner-Karner. Dem Schwimmunterricht im Rahmen des Schulsportes kommt hierbei eine besonders wichtige Bedeutung zu. So wird normalerweise sichergestellt, dass alle Kinder unabhängig ihrer sozialen Herkunft Zugang zu Schwimmkursen bekommen. "Wenn wir nicht hinnehmen wollen, dass auf Dauer viele Kinder – vor allem aus sozial schwächer gestellten Familien – nicht schwimmen können, muss eine ambitionierte und beherzte Aufholjagd auf allen Ebenen begonnen werden", forderte Karner.