Wien
Strengere Maskenpflicht in Wien sorgt für Kritik
Während bundesweit die Masken fallen, bleiben die Nasen in Wien großteils bedeckt. Das verärgert vor allem Betreiber von Kinos oder Theatern.
Seit heute fallen in den Bundesländern die Masken. Wie berichtet, schreibt Wien im Gegensatz zum Bund den Bürgern aber weiterhin in vielen Bereichen eine Maskenpflicht vor. So bleiben im Einzelhandel, in Geschäften zur Deckung des täglichen Bedarfs, also etwa Supermärkten sowie bei kulturellen Veranstaltungen, die in geschlossenen Innenräumen stattfinden – also etwa Kino, Konzerte oder Theater – die Nasen weiterhin bedeckt. Eine FFP2-Maske ist dabei nicht ausdrücklich vorgeschrieben, es reicht ein Mund-Nasen-Schutz.
Damit fährt Wien angesichts der steigenden Infektionen mit der Delta-Variante nicht nur erneut einen deutlich strengeren Kurs an, der Bund, das Land führt auch die Maskenpflicht dort wieder ein, wo sie laut einer Verordnung des Bundes schon lang nicht mehr erforderlich war. Denn laut Entscheid des Gesundheitsministeriums wurden Masken in Kino oder Theatern bereits mit 1. Juli abgeschafft, es genügte ein 3G-Nachweis – aber eben nur bis gestern. Denn mit Inkrafttreten der Wiener Verordnung sind die Masken seit heute wieder vorgeschrieben. Das sorgt bei Betreibern für Kritik.
Kino-Betreiber sieht "unsinnige Willkür"
Gegenüber ORF Wien bezeichnet etwa Christian Dörfler, Kinobetreiber in Wien und Branchensprecher in der Wirtschaftskammer die Rückkehr der Maskenpflicht als "wirklich unsinnig" und sieht "Willkür". Für Kritik sorgt auch die aus seiner Sicht "komplette Ungleichbehandlung" des Kulturbereichs im Vergleich zur Gastronomie.
Denn dort reiche ein 3G-Nachweis aus, um ohne Masken und Mindestabstand an einem Tisch sitzen zu dürfen. Dass das im Kino nicht erlaubt sei, versteht Dörfler nicht. Vor allem da er Kinobesuche sogar als sicherer ansehe, weil hier nicht gesprochen werde und Abstände eingehalten würden.
Kritik an Maskenpflicht beim Einkaufen
So gar keine Freude an der verlängerten Maskenpflicht haben auch so manche Handelstreibende. Denn – ebenfalls im Unterschied zu allen anderen Bundesländern – bleibt Wien bei den "bedeckten Nasen" im gesamten Handel. Es sei "komplett unlogisch, dass wir im Handel Masken tragen sollen und andererseits in einer Bar, in einer Diskothek, in einem Club viel mehr Menschen zusammenkommen und dort keine Maskenpflicht herrscht", kritisiert etwa Unternehmerin Sonja Völker in "Wien heute".
Verschärfte Regeln für Nachtgastro ab heute
Mit heute treten auch die verschärften Regeln für die Nachtgastronomie in Kraft. Damit ist der Eintritt in Diskos oder Clubs nur noch bei Einhaltung der 2G-Regel möglich. Rein dürfen also nur geimpfte oder PCR-getestete Personen (Test nicht älter als 72 Stunden).
Doch auch dagegen regt sich bereits Widerstand. Denn laut der Verordnung des Gesundheitsministeriums sind bei der Anwendung der 2G-Regel Zeltfeste ausgenommen. Hier bleibt die 3G-Regel bestehen, da solche Veranstaltungen ab 100 Besuchern durch Bezirksbehörden genehmigt werden müssen.
Branchensprecher kündigt Klage an
Gegenüber der APA kündigt Nachtgastro-Sprecher Stefan Ratzenberger bereits eine Klage an: "Wir werden ob der 2G-Regel in der Nachtgastronomie und der 3G-Regel für Zeltfeste den Klagsweg beschreiten", so Ratzenberger. Denn die neuerliche Verschärfung würde vielen Lokalen der Nachtgastronomie ihre wirtschaftliche Basis entziehen. Rund die Hälfte der Betriebe wolle jetzt wieder zusperren, erklärt Ratzenberger.
Dabei sei die Infektionsgefahr auf Zeltfesten "sicher nicht geringer als in Diskotheken und Co.", so Ratzenberger. Wie die Nachtgastro gegen die Verschärfungen vorgehen will, werde derzeit noch geprüft.