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"Street Fighter 6" im Test – der erste Next-Gen-Prügler

Nicht nur technisch und grafisch sind Kampfspiele mit "Street Fighter 6" in der nächsten Generation angekommen, auch neue Mechaniken begeistern.

Rene Findenig
"Street Fighter 6" im Test – der erste Next-Gen-Prügler spielt sich flüssig, trifft die Steuerung auf den Punkt und sieht auch noch fantastisch aus.
"Street Fighter 6" im Test – der erste Next-Gen-Prügler spielt sich flüssig, trifft die Steuerung auf den Punkt und sieht auch noch fantastisch aus.
Capcom

Gerade die bereits etwas in die Jahre gekommenen Kampfspiele auf der noch damaligen Xbox- und PlayStation-Generation wie "Tekken" oder "Street Fighter" enttäuschte etwas, da die großen Neuerungen fehlten. Einzig "Mortal Kombat 11" konnte sich da etwas heraustun – mit einer Art Mix aus persönlicheren, taktischeren Kämpfen, einem Ausrüstungssystem für die Kämpfer, aber auch verheerenden "Fatal Blows" und "Crushing Blows", mit denen verloren geglaubte Matches gedreht werden konnten. Danach wurde es allerdings ruhig am Prügel-Sektor – doch nun wartet auf die Fans ein Kampfspiel-Feuerwerk! "Street Fighter 6" ist da, "Tekken 8" wurde ebenso enthüllt wie "Mortal Kombat 1" angekündigt. Was soll da noch schiefgehen?

Klar ist aber bereits jetzt, dass es weder "Tekken" noch "Mortal Kombat" leicht haben werden, denn das neue "Street Fighter 6" klatscht mal eben so mit Leichtigkeit alles weg, was man am Prügel-Sektor bisher für gut befunden hat. Capcom hat hier ganze Arbeit geleistet – das zeigt sich auch in den Wertungen. Nur Stunden, nachdem Testberichte erscheinen durften, stapelten sich die Bestwertungen der Fachpresse. Auf der Review-Sammelseite Metacritic etwa kam der Capcom-Titel in der PlayStation-5-Version am Dienstagnachmittag auf 92 von 100 möglichen Punkten, in der PC-Version gar auf 93 Punkte. "'Street Fighter 6' spielt in einer eigenen Liga und ist eines der besten Kampfspiele seit Jahrzehnten", schreibt etwa Wccftech.

Altbekannte Charaktere mit teils ganz neuen Stärken

Ein Eindruck, den wir nur bestätigen können, denn "Street Fighter 6" vergisst zwar nicht auf seine Gameplay-Wurzeln, macht aber bei Grafik, Technik, Steuerung und spielerischen Möglichkeiten alles entweder neu oder besser. Dabei sind natürlich wieder die bekannten "Street Fighter"-Charaktere wie Ryu, Ken, Chun-Li, Cammy, Blanka oder Zangief. Und natürlich haben sie auch die von den Fans geliebten, ikonischen Spielstile behalten. Ryu etwa verteilt weiter Hadouken und Uppercuts am laufenden Band, bekommt nun aber mit Hashogeki einen neuen Nahkampfangriff, der seine Mid-Range-Stärke ergänzt. Chun-Li wiederum ist optisch etwas gealtert, bewegt sich eleganter und bekam eine neue Haltung, die mehr Kombos ermöglicht.

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    Weder das kommende neue "Tekken", noch das angekündigte neue "Mortal Kombat" werden es leicht haben, denn das neue "Street Fighter 6" klatscht mal eben so mit...
    Weder das kommende neue "Tekken", noch das angekündigte neue "Mortal Kombat" werden es leicht haben, denn das neue "Street Fighter 6" klatscht mal eben so mit...
    Capcom

    Auch wenn sich bisherige "Street Fighter"-Spieler in den Rollen ihrer Lieblingsfiguren sofort wohlfühlen werden, spielen sich alle 18 der Starter-Kämpfer neu und anders. Dadurch steigt auch die Lernkurve an – erste Schläge und Tritte sind schnell gesetzt, da der Fokus aber auf Kombos liegt, ist stundenlanges Ausprobieren Pflicht, um gegen harte Gegner oder Mitspieler bestehen zu können. Gänzlich neu wiederum ist das Drive-System, das nicht nur ganz neue Kombos bringt, sondern diese – entsprechendes Können und Timing vorausgesetzt – auch verlängern und erweitern lässt. In einer etwas simpleren Form kennt man das aus "Mortal Kombat 11": Angriffe, denen ein Spezialangriff folgt, können per Dash abgebrochen werden.

    Das neue Drive-System als Herzstück des Spiels

    Das sorgt aber nicht nur dafür, dass Gegner überrascht werden können, die gerade eine lange Spezialattacke erwarten – auch kann man bei ausreichend gefüllter Drive-Leiste einfach wild weiterprügeln und den Gegner so eiskalt mit einer langen Kombo-Kette überwältigen. Beeindruckend ist, wie gut es das Game schafft, das auch auf den Bildschirm zu bringen, denn die verschiedenen Kombos gehen wie in einem Animationsfilm fließend und flüssig ineinander über, statt als einzelne, abgehakte Manöver mit kleinen Unterbrechungen dargestellt zu werden. Je nach Spielsituation können Gamer aber auch auf Drive-Rush oder Drive-Impact zurückgreifen – wiederum eine halbwegs gefüllte Drive-Leiste am Bildschirm vorausgesetzt.

    Gefüllt wird die Leiste übrigens so gut wie automatisch, denn alles, was man in "Street Fighter 6" tut, – Attackieren, Blocken oder sich einfach nur Bewegen – sorgt für einen kleinen Schub. Zurück zu den Drive-Möglichkeiten: Drive Impact ist quasi eine besondere Verteidigungs-Weise, die kurioserweise durch einen Angriff ausgelöst wird. Per Knopfdruck wird durch den Angriff eine Art Rüstung aufgebaut, die einen gegnerischen Angriff nicht nur absorbiert, sondern den Spieler direkt kontern lässt. Das ist nicht nur ein Erfolgsrezept, wenn man gegen eine Wand gedrängt wird, sondern kann den Feind auch in ein Burnout bringen, in dem er kurz wehrlos ist. Drive Rush wiederum ist ein Satz nach vorne mit einer folgenden Attacke.

    Einige knifflige Kombos mit durchschlagendem Erfolg

    Besonders knifflig wird es dann mit den Manövern Drive Parry und Drive Reversal. Drive Parry benötigt das perfektes Timing, um einen gegnerischen Angriff abzuwehren und ein gutes Stück der eigenen Drive-Leiste aufzuladen. Drive Reversal ist noch einmal die Steigerung, die Angriffe abwehrt und gleichzeitig mit eher schwachem Schaden zurückschlägt. Perfekt, um sich aus einem Fäuste-Hagel zu befreien! Und dann wartet natürlich noch die neue Overdrive-Mechanik, die so knifflig wie durchschlagend ist. Ausgelöst werden muss sie während eines Spezialangriffs wie Ryus Hadouken – drückt man die zwei Buttons richtig, versetzt das den Angriff in den Overdrive, ähnlich den EX-Spezialattacken früherer "Street Fighter"-Titel.

    Doch nicht nur Drive-Manöver kosten einen Teil der entsprechenden Leiste, auch gegnerische Angriffe tun dies mit ihren Spezialmanövern. Und steckt man zu viel ein, geht in den erwähnten Burnout – in dem man dann gegen gegnerische Aktionen nicht mehr viel tun kann. Eine deutliche Verbesserung dieser Betäubt-Mechanik zeigt sich im Vergleich zu älteren Titeln dadurch, dass man nicht einfach darin landet, weil man zu viel Treffer einsteckt, sondern weil man mit den eigenen Ressourcen nicht haushält. Wer einfach die Drive-Leiste immer bis aufs Maximum leert, darf sich nicht wundern, wenn er ständig im Burnout landet. Die taktische Komponente zeigt sich im neuen Titel stärker als in jedem anderen "Street Fighter".

    Nicht leicht, aber ein tolles Trainings-System für Anfänger 

    Einige der genannten Mechaniken werden langjährigen "Street Fighter"-Fans sicher bekannt vorkommen – und tatsächlich ist es so, dass Capcom einige davon wieder zurückbringt, aber in allen Fällen wurden sie deutlich überarbeitet oder vollständig erneuert und fühlen sich so ganz frisch an. Ebenfalls ausgeweitet und gut wie nie ist der Trainings-Modus, den das Spiel vor allem für Anfänger auch dringend braucht. Dieser führt auch komplette Neulinge Schritt für Schritt an erst einfache Manöver und später dann an die knackigsten Kombos und kompliziertesten Kampfattacken heran. Wenn "Street Fighter 6" allerdings eines nicht ist, dann ein simpler Arcade-Prügler, in dem man ohne Vorwissen gute Chancen hat. Das sollten Neulinge wissen.

    Das Game hat aber für alle, die eine Herausforderung suchen, mächtig etwas auf dem Kasten, ganz egal ob Einzel- oder Mehrspieler. Die "World Tour" ist die Singleplayer-Kampagne des Spiels, der nun nicht mehr nur von Kampf zu Kampf über den Globus führt, sondern auch eine ganz eigene, erkundbare Spielwelt abseits der Matches mit sich bringt. Mit einigen Minispielen und Automaten-Games kann der Spieler-Avatar Kleingeld verdienen, das man wiederum in Outfits stecken darf, die auch noch die Statuswerte unserer Figur etwas verändern. In der Spielwelt verstecken sich zudem die Meister des Titels, also die ikonischen "Street Fighter"-Kämpfer, kann man deren Angriffe für die selbst erstellte Spielfigur nutzen und mixen.

    Für Einzel- und Mehrspieler ist einfach alles mit dabei

    Viel Tiefgang zeigt die Story in der "World Tour" zwar nicht, sie unterhält aber mit fetziger Musik, coolen Sprüchen, schrägem Humor und actiongeladenen Animationen. Abseits von der Kampagne gibt es auch noch das Training, Standard-Kämpfe und Herausforderungen mit bestimmten Attacken-Vorgaben oder wechselnden Effekten für die Einzelspieler. Die Modi lassen sich zudem noch nach den eigenen Wünschen modifizieren – sodass man sich sogar einige Arcade-artige Mini-Level mit zerstörbaren oder interaktiven Umgebungen und Objekten bauen kann. So stark die Einzelspieler-Seite von "Street Fighter 6" aber auch ist, so richtig bedient wird man erst in den vielen Online-Modis für Anfänger, Geübte, aber auch absolute Profis.

    Kernstück der Online-Modi ist ein Hub, vollgestopft mit Arcade-Automaten (teils sogar mit älteren "Street Fighter"-Games), Trainings-Möglichkeiten, Kampf-Herausforderungen, einem Moderator – und natürlich anderen Spielern. Gespielt werden kann per Crossplay quer über PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X/S und PC, der Rollback-Netcode sorgt zudem für stabile Verbindungen und Kämpfe. Generell kann gesagt werden: So eine spannende, witzige und vollgefüllte Online-Welt gab es bisher in keinem einzigen Prügler. Ein Manko: Schon jetzt zeigt sich, dass es einen Battle Pass mit gratis, aber auch kostenpflichtigen Inhalten geben wird. Dieser scheint allerdings nicht einmal in der teuersten Spielversion inkludiert zu sein.

    "Street Fighter 6" im Test – der erste Next-Gen-Prügler

    Wenn wir schon bei Kritik sind, gibt es sonst gar nichts auszusetzen? Nicht viel. Zwiegespalten sehen wir die für Echtgeld erwerbbaren "Fighter Coins". Wie beim Battle Pass soll es nur um kosmetische Objekte gehen, zu den Inhalten geben sich die Macher derzeit aber noch seltsam wortkarg. Das war es dann aber auch schon mit dem Meckern, denn neben Gameplay und Umfang zeigt sich auch die Technik fantastisch. Die Kämpfer sehen atemberaubend aus und bewegen sich unglaublich flüssig, die Kampfarenen sind detailliertest gestaltet und bieten interaktive Dekos und Objekte, die Grafik kommt ohne Ruckler und mit konstanten 60 FPS (im Performance-Modus) aus und sogar die neuen Menüs erscheinen nun fetzig wie nie. 

    Und vielleicht das Wichtigste bei diesem Genre: Die Steuerung von "Street Fighter 6" ist dank Capcom perfekt auf den Punkt getroffen – zwischen Button-Druck (getestet wurde auf der PlayStation 5 mit dem frei belegbaren DualSense Edge Wireless Controller) und dem Ausführen am Bildschirm gibt es gefühlt absolut keinerlei Verzögerung. Das neue "Street Fighter 6" zeigt sich im "Heute"-Test als das allererste echte Next-Gen-Kampfspiel, zockt sich absolut flüssig, trifft die Steuerung auf den Punkt und sieht auch noch fantastisch gut aus. Achja, und die Musik rockt einfach nur. Nicht nur technisch und grafisch sind jetzt Kampfspiele mit "Street Fighter 6" in der nächsten Generation angekommen, auch die neuen Mechaniken begeistern.

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