"Wie im Dritten Reich"

Sticker-Eklat –"Weiblichkeit statt Feminismus"

In Graz kursieren im öffentlichen Raum immer öfter Sticker, die an NS-Flugblätter erinnern und gegen Feminismus wettern. Expertinnen schlagen Alarm.

Dominik Mayer
Sticker-Eklat –"Weiblichkeit statt Feminismus"
Laut Expertinnen sei die Botschaft der Sticker, dass Frauen hinter den Herd gehören. (Symbolbild)
Aitor Carrera Porté / Westend61 / picturedesk.com

In Frakturschrift und auf braunem Hintergrund steht auf den Stickern "Weiblichkeit statt Feminismus" geschrieben. Darunter ist eine Frau abgebildet. Sie trägt blonde Zöpfe, ein weiß-blau-gepunktetes Kleid, hat rote Lippen und hebt ein blondes Kleinkind hoch.

Immer mehr Fälle gemeldet

Laut Katharina Scherke von der Uni Graz würden die Sticker "an Flugblätter des Dritten Reiches" erinnern. Die Soziologin ordnet frauenfeindliche Strömungen für die steirische Antidiskriminierungsstelle ein. Aktuell werden dort mehr und mehr Fälle solcher Sticker im öffentlichen Raum gemeldet.

"Sie kleben in Grazer Parks, Toilettenanlagen und auf Hausmauern", sagt Daniela Grabovac, Leiterin der Präventionsstelle. Für Grabovac sei die Botschaft hinter den Stickern problematisch.

Backlash in die 50er

Die Leiterin der Präventionsstelle befürchtet "einen Backlash in die 50er-Jahre". Die Botschaft sei klar, Frauen sollen Mütter werden und gehören hinter den Herd. Soziologin Scherke sieht das Problem darin, dass "durch die Zeichnung Weiblichkeit mit Mutterschaft gleichgesetzt wird, was das Frausein auf eine einzige Dimension reduziert".

Um diese Sticker geht es.
Um diese Sticker geht es.
© Steirische Antidiskriminierungsstelle

Falsche Haltung untergeschoben

Abgesehen von der Assoziation zu NS Flyern findet Scherke bedenklich, dass die Kernaussage einen Gegensatz zwischen Weiblichkeit und Feminismus suggeriere. Damit werde dem Feminismus eine Haltung untergeschoben, die nichts mit den Inhalten feministischer Strömungen zu tun habe. Feminismus habe die Gleichberechtigung aller Menschen zum Ziel und wolle Diskriminierung beziehungsweise Sexismus entgegenwirken.

Doch die weltweite politische Lage zeige, dass patriarchale Strukturen punkten. In Amerika regiert bald ein Präsident, der für seine sexistischen Äußerungen bekannt ist. Nach der US-Wahl ging ein Video des rechtsextremen Aktivisten Nick Fuentes viral, in dem er mit den Worten "your body, my choice" auf das Abtreibungsverbot anspielte. Der Körper gehöre der Frau, die Entscheidung sei aber seine, so die Aussage.

Aktuelle Studie

Laut der Leipziger Autoritarismus-Studie 2024 stimmen von 2.500 befragten Personen (zur Hälfte Männer und Frauen, zwischen 16 und 92 Jahren) rund ein Viertel der Aussage zu: "Durch den Feminismus werden gesellschaftliche Harmonie und Ordnung gestört." Jede vierte Person denkt sogar, dass sich "Frauen wieder mehr auf die Rolle als Ehefrau und Mutter besinnen" sollen.

Der Tradwive-Trend

In den sozialen Medien verbreitet sich im Zusammenhang mit diesem Thema derzeit ein anderer fragwürdiger Trend – die sogenannten "Tradwives" (traditionelle Hausfrauen). Was der Mann begehrt, wird von den "Tradwives" im Handumdrehen erfüllt. Dabei verkaufen sie sich immer perfekt gestylt wie aus einer Werbung der 50er-Jahre. Die Butter zum Kochen wird noch handgemacht, der Mozzarella für den Salat auch und das alles im Abendkleid.

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Graz sorgen Sticker mit der Aufschrift "Weiblichkeit statt Feminismus" für Aufregung, da sie an NS-Flugblätter erinnern und frauenfeindliche Botschaften verbreiten.
    • Expertinnen wie die Soziologin Katharina Scherke und Daniela Grabovac von der Präventionsstelle warnen vor einem Rückschritt in die 50er-Jahre und kritisieren die Reduktion von Weiblichkeit auf Mutterschaft sowie die falsche Darstellung von Feminismus.
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