Steiermark
Steirer-Arzt fassungslos: "What the hell ist hier los?"
Schon wieder musste ein Corona-Infizierter nach Einnahme des Wurmmittels Ivermectin ins Spital. Der Arzt des Kranken versteht die Welt nicht mehr.
Mit "massiver Atemnot" wurde vergangene Woche ein Steirer ins Diakonissenspital Schladming eingeliefert. Der 58-jährige Bergführer hatte sich mit dem Coronavirus infiziert – und sich dann selbst mit dem Krätze- und Entwurmungsmittel Ivermectin therapieren wollen. "Er hat das Mittel in der Hoffnung genommen, dass es Corona behandelt", erzählt der ärztliche Leiter Karl Wohak im Gespräch mit "Heute".
Vier Tage lang soll der 58-Jährige die Wurmkur geschluckt haben. Als ihm aber immer mehr die Luft wegblieb, suchte er seinen Hausarzt Oliver Lammel in Ramsau am Dachstein auf. Via Twitter schildert der Mediziner, die dramatische Situation seines Patienten.
Gravierender Sauerstoffmangel
"Japsend nach Luft", sei der Alpinist mit akuter Covid-19-Lungenentzündung in seiner Praxis angekommen. Die Sauerstoffsättigung seines Blutes habe da nur noch 79 Prozent betragen – Hypoxämie! Selbst durch die Gabe von 11 Litern reinem Sauerstoff habe er die Sättigung nur auf 92 Prozent anheben können, berichtet der Hausarzt. Immer noch zu wenig, normal wären 94 bis 98 Prozent.
Die Aussagen seines Patienten machen "Doc Lammel" aber fassungslos: "Er habe eh Ivermectin eingenommen. What the hell ist hier los?", schreibt der Bergdoktor auf Twitter. Sein Patient ist aber leider bei Weitem nicht der einzige, der diesem Irrglauben aufsitzt.
Dank Ivermectin auf Intensiv
In impfskeptischen Kreisen hält sich das Gerücht, dass der Wirkstoff gegen das Coronavirus helfen würde, nach wie vor hartnäckig – auch weil es von FPÖ-Chef Herbert Kickl immer wieder angefacht wird.
In Oberösterreich war das rezeptpflichtige Medikament nach den öffentlich getätigten Behauptungen des Oberblauen immer wieder ausverkauft, auch eine an Krätze erkrankte Wienerin musste wegen des Ansturms auf das Mittel warten.
Immer wieder müssen Menschen mit Vergiftungen nach unsachgemäßer Ivermectin-Einnahme ins Spital, etwa weil sie eine eigentlich für Pferde gedachte, viel zu hohe Dosis schlucken – eine Steirerin landete deswegen auf der Intensiv.
Hilft nicht gegen Corona
Warum Kickls Wurm-Medikament kein Corona-Heilmittel ist, haben wir bereits in diesem Artikel erklärt. Ivermectin-Anhänger. die dem medizinischen Rat unzähliger Ärzte und Behörden immer noch keinen Glauben schenken wollen, sollte zumindest folgendes bedenken: selbst der Hersteller MSD (!), der an einem hohen Verbrauch ja durchaus finanzielles Interesse hätte, warnt vor der Einnahme! Mehr dazu hier >