Niederösterreich
SpitalsarztnunwegenMissbrauchs rechtskräftig verurteilt
Jetzt ging es Schlag auf Schlag: Nach dem Skandal rund um einen verurteilten Arzt im Kremser Spital wurde heute das Urteil rechtskräftig.
Zufälle gibt es nicht oder doch? Mit heutigem Tag ist das Urteil gegen jenen Arzt, der in den letzten Tagen viel Staub im Kremser Spital, Privatuni und in der Landesgesundheitsagentur aufgewirbelt hatte, rechtskräftig. Das Oberlandesgericht schloss mit Freitag den Akt und bestätigte auch die Strafhöhe von drei Jahren Haft wegen Missbrauchs von Unmündigen und wehrlosen Personen.
Missbrauch von Kind eines Freundes
Im Jahr 2017 war der Arzt Betriebsfeuerwehrarzt in Tulln geworden, arbeitete auch als Jugendleiter, AKH-Arzt und Notfallsanitäter und First Responder. Bereits 2019 soll sich der Mediziner an Mädchen vergangen haben, im Juli 2020 soll er ein alkoholisiertes Mädchen, mit dessen Familie er eng befreundet war, nach einem Florianievent missbraucht haben. Im Jänner 2021 waren die Vorwürfe gegen den Ex-Feuerwehrarzt und AKH-Arzt publik geworden, "Heute" berichtete als erstes Medium darüber - mehr dazu hier.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Jänner 2021 und dem Zerwürfnis mit dem AKH Wien suchte der Mediziner jedoch einen neuen Arbeitsplatz und wurde fündig im Landeskrankenhaus Krems, begann dort mit 1. März 2021 auf der Anästhesie als Oberarzt - alles dazu hier.
Berufung dauerte lange
Im Dezember 2021 musste der Mediziner in Korneuburg auf die Anklagebank. Der Angeklagte legte ein Tatsachengeständnis ab und bedauerte seine Taten zutiefst. Das Urteil: Drei Jahre Haft wegen sexuellen Missbrauchs einer wehrlosen Person und anderer Delikte - mehr dazu hier. Nur: Der Anwalt legte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein, das Urteil war bis heute nicht rechtskräftig.
Am 4. Mai erging eine Warnung per E-Mail ans Kremser Spital sowie am 5. Mai an die Privatuni. Nur: Monatelange passierte gar nichts. Erst am 19. September 2022 erlangte die Landesgesundheitsagentur Kenntnis und zog sofort die Konsequenzen, trennte sich mit Donnerstag (22.9.) vom Arzt und suspendierte den kaufmännischen und ärztlichen Direktor - mehr dazu hier. Die Privatuni wies die Anschuldigungen großteils von sich, meinte der Arzt habe nur bis 12. Mai 2022 an der Privatuni gelehrt.
Arzt muss jetzt ins Gefängnis
Mit der Patientenanwaltschaft soll jetzt der Fall lückenlos aufgerollt und geklärt werden. Es geht vor allem um die Zeit von 1. März 2021 bis 22. September 2022, in welcher der Arzt als Anästhesist am LK Krems werkte - alles dazu hier.
Am Freitag, 23. September 2022, bestätigte das Oberlandesgericht das Urteil gegen den Arzt. Der Akt war vom OGH am 2. Juni 2022 ans Oberlandesgericht abgegeben worden. Zwei bis drei Monate dauert es in der Regel, dass in der Folge ein Akt bearbeitet wird. Somit könnte es tatsächlich Zufall gewesen sein oder man hat möglicherweise jetzt besonderes Augenmerk auf den hochbrisanten Fall gehabt. Fakt ist: Der Arzt hat jetzt keine rechtliche Möglichkeit mehr, für ihn setzt es jetzt drei Jahre gesiebte Luft statt Krankenhausalltag.