Verbot umstritten
"Spiele 'L'Amour toujours' jetzt erst recht im Radio"
Mehrere Radiostationen haben den umstrittenen Party-Song von Gigi D'Agostino gecancelt. Doch die Meinungen über das Verbot gehen auseinander.
Nach Deutschland sind nun auch hierzulande mehrere Aufnahmen von Feiernden aufgetaucht, die rassistische Parolen zum Song "L' Amour toujours" von Gigi D'Agostino grölen. In einzelnen Clubs und auf dem Münchner Oktoberfest wurde der Kult-Hit bereits verboten. Auch erste Radiostationen in Österreich haben das Lied gecancelt – und damit eine heftige Diskussion befeuert.
Einst als Hommage an die Liebe und ihre "ewige Wirkung" geschrieben, wie der italienische DJ erklärt, wird die Party-Hymne seit einigen Wochen von der Neonazi-Szene zweckentfremdet, umgetitelt und für rassistische Parolen missbraucht. Nicht nur auf der deutschen Protz-Insel Sylt – "Heute" hat berichtet –, auch mittlerweile bei uns.
So zeigen jüngste Videos aus der Speki Bar in Klagenfurt und des V-Clubs Villach junge Partygäste, die scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen über Minuten "Ausländer raus" grölen.
Die Polizei hat erste Ermittlungen bereits eingeleitet, auch der Verfassungsschutz hat sich eingeschaltet.
Erklärung von Gigi D'Agostino
Nach rassistischem Gegröle der Bar-Gäste auf der norddeutschen Insel Sylt zu dem Lied "L’Amour toujours" hat der italienische DJ Gigi D’Agostino klargestellt, dass es in seinem Song ausschließlich um Liebe geht.
"In meinem Lied 'L’Amour toujours' geht es um ein wunderbares, großes und intensives Gefühl, das die Menschen verbindet. Es ist die Kraft der Liebe, die mich hochleben lässt", teilte D’Agostino am Samstag auf Anfrage mit. Zentral sei zudem die Freude über die Schönheit des Zusammenseins.
All die Liebe, über die es in seinem Song geht, lasse sich nicht in ein paar Augenblicken oder in einem Tag, einem Monat, einem Jahr zusammenfassen. Aus diesem Grund habe er seinem Lied den Titel "L’Amour toujours" gegeben – zu Deutsch: "Liebe immer". "Das ist die einzige Bedeutung, die mein Lied hat", so D’Agostino.
Auf den Vorfall in Deutschland ging er in seiner Mitteilung nicht ein. Er betonte aber, dass er nicht in den sozialen Medien unterwegs sei. (DPA)
Nachdem etliche Clubbetreiber und selbst die Organisatoren des Münchner Oktoberfests nun angekündigt haben, den Party-Song aus dem Programm zu nehmen, haben am Mittwoch nun auch mehrere Radiostationen nachgezogen.
Sowohl Ö3, kronehit, als auch Radio Wien streichen den Song aus dem Programm – zumindest bis auf Weiteres, wie es heißt. "Wir sind zum Entschluss gekommen, das Lied von Gigi D'Agostino aus der Playlist zu nehmen, da die Nummer von ein paar Schwachköpfen missbraucht wird", erklärt kronehit-Programmdirektor Georg Spatt gegenüber dem "Kurier". Doch die Meinungen über das Song-Verbot gehen auseinander.
"Das Radio-Verbot ist ein fatales Signal"
"Als Zeichen gegen Hass und Hetze spiele ich erst recht 'L' Amour toujours' von Gigi D'Agostino – denn ich finde das Signal, das die Kollegen von anderen Radiosender aussenden, leider absolut fatal!", kündigt 88.6-Morgenmoderator Dominik Timpel auf Facebook an, den Welthit am Montag um 9:15 Uhr in der Rubrik "Timpels Kronjuwelen" zu spielen.
Während die einen den Schritt als nötiges, hartes Vorgehen gegen Rassismus sieht, beruft er sich darauf, dass Musik niemals für Hass missbraucht werden dürfe – "aber genau deshalb darf ich doch diesen paar Vollidioten nicht so viel Macht geben, einen völlig unverdächtigen Song zu vereinnahmen und in den Schmutz zu ziehen! Einen völlig harmlosen Party-Song, der seit Jahrzehnten für viele eine absolute Gute-Laune-Nummer ist, zu canceln, nur weil ihn ein paar Haisln missbrauchen, sendet für mich die absolut falsche Botschaft – mein Zeichen ist: Hass und Hetze darf uns die Musik nicht nehmen!", stellt "der Timpel" klar.
„Einen völlig harmlosen Party-Song, der seit Jahrzehnten für viele eine absolute Gute-Laune-Nummer ist, zu canceln, nur weil ihn ein paar Haisln missbrauchen, sendet für mich die absolut falsche Botschaft – mein Zeichen ist: Hass und Hetze darf uns die Musik nicht nehmen!“
Überbordender Aktionismus würde zudem keinen Einfluss auf Ursache und Problem haben, argumentieren viele im Netz. Harte Kritiker orten etwa im Wiesn-Verbot einen eiskalt kalkulierten Marketingschmäh. Immerhin belegt "L’Amour toujours" seit einigen Tagen Platz eins auf der Streamingplattform Spotify; Platz zwei nimmt ein Remix des Klassikers ein.
Im Herbst kommt der italienische DJ für zwei Shows nach Österreich, am 4. Oktober nach Graz (bereits ausverkauft) und am 14. Dezember nach Klagenfurt. Man darf gespannt sein, ob Gigi D'Agostino seinen umstrittenen Party-Knaller weiterhin auf der Setlist lässt – oder ob er sich selbst ebenfalls cancelt.