Estland prescht vor
"Spätestens 2026 verloren" – NATO will Russen ausbluten
NATO-Mitglied Estland stellt eine neue Strategie vor, die eine Niederlage Russlands in der Ukraine bis spätestens 2026 unausweichlich machen soll.
Nach mehr als 660 Tagen Krieg gibt es für die Ukraine eine neue Perspektive auf einen Sieg. Trotz scheinbar festgefahrener Front prescht Unterstützer und NATO-Mitglied Estland mit einem neuen Strategiepapier vor: Russland solle auf den Schlachtfeldern der Ukraine ausgeblutet werden, bis allerspätestens 2026 Wladimir Putins Armee in Trümmern liegt und ihre Niederlage eingestehen muss.
"Kollektiv können wir und werden wir diesen Abnützungskrieg gegen Russland gewinnen. Wir können den Weg für die Ukrainische Armee bis zu einer militärischen Niederlage Russlands ebnen, vorausgesetzt wir beginnen jetzt mit dem Aufbau", heißt es in einem Diskussionspapier, das das Estnische Verteidigungsministerium vergangene Woche in voller Länge veröffentlich hat.
„2024 ist eine Zeit, um die notwendige industrielle und militärische Basis aufzubauen, um Russland zu schlagen."“
Dazu wird ein neuer Ansatz vorgeschlagen, "denn es ist klar, dass unsere bisherige Strategie das russische Regime in seiner Kosten-Nutzen-Analyse nicht zu der Überzeugung bringen konnte, dass es nur verlieren kann." Deshalb solle nun schnellstmöglich die klare Botschaft an den Kreml geschickt werden, dass Russland diesen Krieg auch 2024 nicht für sich entscheiden werde können.
Stattdessen solle 2024 das Jahr des Aufbaus der strategischen Verteidigung der Ukraine werden – "eine Zeit, um die notwendige industrielle und militärische Basis aufzubauen, um Russland zu schlagen." Konkret spricht das NATO-Land von einem Mehr an Soldaten, kritischer Ausrüstung und auch Ausbildungen in wichtigen Fähigkeiten auf und hinter dem Schlachtfeld, welche geschaffen werden sollen. Dazu einen massiven Ausbau der Waffenproduktion in Europa und den USA, sowie Präzisionsschläge auf kritische Infrastruktur, Logistikknoten und Kommandozentralen der Russen durch die Ukrainer.
50.000 Tote und Verwundete alle 6 Monate
Die Esten sehen die Ukraine in diesem kommendem Jahr weiter in einem Stellungskrieg, der aber auch Putins Schergen eine hohe Abnutzungsrate aufzwingt: "Selbst wenn das auch Russland Zeit gibt, seine eigenen Bemühungen zu stärken, wird es nicht genug Offensivkraft haben, um Entscheidungsschläge durchzuführen".
Denn, so enthüllen sie, es geht darum, Russlands Armee ausbluten zu lassen. Die Ukraine könne dann 2025 noch kräftiger zurückschlagen, so die zur Diskussion gestellte These: "Die Ukraine hat es geschafft, alle sechs Monate rund 50.000 russische Soldaten auf dem Schlachtfeld zu töten oder schwer zu verwunden. Durch die Erhöhung unserer militärischer Unterstützung, wird die Abnutzungsrate der russischen Armee und ihrer Ausrüstung zweifelsohne ein für Russland nicht mehr haltbares Level erreichen, während gleichzeitig die Abnutzungsrate auf ukrainischer Seite sinkt."
Die Kosten dafür, so rechnet das estnische Verteidigungsministerium vor, seien bedeutend geringer als Russland gewinnen zu lassen. Denn, ein russischer Sieg über die Ukraine würde bedeuten, dass sich alle NATO-Staaten selbst gegen das Putin Regime, dessen Kriegsmaschinerie bereits auf Hochtouren läuft, und seine imperialistischen Ambitionen rüsten müssten. Das russische Militär in der Ukraine mit einer maximalen Abnutzungsrate zu besiegen, würde hingegen direkt die Zahl der notwendigen Einheiten verringern, die für eine konventionelle Abschreckung innerhalb Europas notwendig wären.
Estnische Militärhilfe für die Ukraine
Mit dem jüngsten Unterstützungspaket hat Estland eigenen Angaben zufolge der Ukraine bisher Militärhilfe im Gegenwert von rund einer halben Milliarde Euro geleistet. Das entspricht rund 1,4 Prozent des BIP des baltischen Landes von rund 36,2 Milliarden Euro (2022). Für die nächsten vier Jahre sollen jeweils 0,25 Prozent des BIP an weiteren Militärhilfen für die Ukraine bereitgestellt werden.
"Russland gibt mehr als doppelt so viel für die Kriegsführung in der Ukraine aus wie die Ramstein-Koalition, deren Volkswirtschaften zusammengenommen 30 Mal so groß sind, für die Militärhilfe an die Ukraine. Unsere Berechnungen zeigen, dass, wenn die freie Welt bereit wäre, der Ukraine mit 0,25 Prozent ihres BIP pro Jahr zu helfen, dies ausreichen würde, um das Russland, das sich nur auf rohe Gewalt versteht, das Rückgrat zu brechen. Dies ist ein geringer Preis im Vergleich zu den Kosten, die anfallen, wenn sich die russische Aggression für sie auszahlt", sagt Verteidigungsminister Hanno Pevkur zu dem Papier.
„Russland wird spätestens 2026 verloren haben“
Weiter heißt es im Diskussionspapier: "Der Ausgang des russischen Angriffskrieges wird die Zukunft der Ukraine und der Euro-Atlantischen Region definieren. Alles geringere als ein Sieg der Ukraine wäre ein strategischer und kostspieliger Fehler, der Schockwellen um die Welt senden würde. Es wäre eine gefährliche Blaupause und Chance für feindliche Kräfte uns ein weiteres Mal herauszufordern. Im Gegenzug wird [eine russische Niederlage] eine machtvolle Botschaft der Abschreckung an alle Staaten und nicht-staatlichen Akteuren darüber, was die realen Kosten von Aggression gegen die Euro-Atlantische Gemeinschaft sind."
Deshalb schwört das NATO-Land alle Bündnisstaaten auf ihre neue Leitlinie ein und warten mit einer Hammer-Prognose auf: "Mit dieser immer wachsenden Entschlossenheit wird die Ukraine siegen und Russland wird spätestens 2026 verloren haben."