Fall vor Gericht

"Sozialhilfe gestrichen, weil ich zu wenig daheim war"

Ein Mann (26) ist verzweifelt: Ihm wurde die Sozialhilfe gestrichen. Das Gericht warf ihm vor, dass er oft nicht zuhause ist.

Johannes Rausch
"Sozialhilfe gestrichen, weil ich zu wenig daheim war"
Der Linzer Jakob S. kämpft um die Auszahlung seiner Sozialhilfe.
privat

Jakob S. ist mit seinen Nerven am Ende. Der 26-Jährige wohnt in Linz, bezog früher vom Magistrat Unterstützung. Doch diese wurde ihm jetzt gestrichen. "Die Sozialhilfe ist weg, weil ich nicht immer daheim war", versteht er die Welt nicht mehr.

Der Fall ging vor das Landesverwaltungsgericht. In der Verhandlung erklärte es, dass der Mann keinen Anspruch auf Sozialhilfe habe, da es nicht davon ausgeht, dass sein Lebensmittelpunkt in Linz sei. Der Sozialverein B37 vermittelte ihm einen Rechtsanwalt, der ihn vor Gericht vertrat.

Er habe sich wiederholt außerhalb von Oberösterreich – konkret in Wien, Traiskirchen (Bez. Baden), Vösendorf (Bez. Mödling) – aufgehalten und laut eigenen Angaben auch in Deutschland.

Per Standortverlauf auf Google Maps musste er seine Ortswechsel nachweisen. "Ich habe viele Sozialkontakte im ganzen Land", erklärt Jakob S. "Die pflege ich nicht nur online, sondern treffe mich auch mit den Leuten. Dann bin ich halt einen Tag mal bei einem Freund und am nächsten Tag bin ich wieder weg."

Seine Rechtsanwältin argumentierte in der Verhandlung, dass für die Auszahlung der Sozialhilfe nur jene Tage nicht herangezogen werden könnten, die er nicht in Österreich verbracht hat. Das seien "nicht viele" gewesen. Und: "Diese können gerne abgezogen werden."

220 Euro Sozialhilfe

Davor hat Jakob 220 Euro Sozialhilfe bekommen. "Nachdem die Beihilfe abgelehnt wurde, habe ich mich trotz meiner damaligen Arbeitsunfähigkeit um einen 40-Stunden-Job bemüht", so der Betroffene. Bis Februar habe ihm dieser Job "wirklich Spaß gemacht" und ihm gezeigt, dass er "arbeitsfähig" sei.

Mein Plan ist es, nicht mehr auf die Sozialhilfe angewiesen zu sein.
Jakob S.
Linzer, dem die Sozialhilfe gestrichen wurde

"Nervenaufreibend"

Wie fühlt sich der Linzer jetzt? Momentan "relativ gut". "Allerdings muss ich mich immer noch um eine Rechtsangelegenheit kümmern, die sehr nervenaufreibend ist", so der Betroffene. "Mein Plan ist es, nicht mehr auf die Sozialhilfe angewiesen zu sein. Ich möchte jetzt eine Abendschule besuchen und die Matura nachholen, um danach in verschiedenen Bereichen weiter lernen zu können."

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    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 26-jähriger Mann aus Linz verlor seine Sozialhilfe, weil das Gericht feststellte, dass er sich oft außerhalb von Oberösterreich aufhielt und somit sein Lebensmittelpunkt nicht in Linz sei
    • Trotz seiner Bemühungen, einen Vollzeitjob zu finden, bleibt er verzweifelt, da er die Sozialhilfe dringend benötigt
    JR
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