Kärnten

Frau auf Jobsuche: "AMS war traumatisierend für mich"

Als Frau mit Autismus-Spektrum-Störung hatte es Katja Schöffmann nicht immer leicht. Nun fand die Kärntnerin endlich eine berufliche Heimat.

Clemens Pilz
Katja Schöffmann: Bei der Kirchenzeitung fand die Kärntnerin ein berufliches Zuhause.
Katja Schöffmann: Bei der Kirchenzeitung fand die Kärntnerin ein berufliches Zuhause.
privat

Katja Schöffmann ist hoch gebildet, schloss Studien in Publizistik und Spanisch ab, absolvierte Praktika beim ORF und im EU-Parlament. Doch die Suche nach einer passenden Arbeitsstelle wurde für die ehemalige Einserschülerin trotz dieser Qualifikationen zu einem dauerhaften Spießrutenlauf.

Denn 33 Jahre lang wusste die heute 38-Jährige nicht, dass sie von Autismus betroffen ist. Die Auswirkungen: Soziale Kontakte fallen der Klagenfurterin schwer, die Gefühle ihres Gegenübers kann sie schwer deuten, auf Geräusche reagiert sie empfindlich. Diagnostiziert wurde Schöffmann erst nach ihrem Praktikum bei der EU.

"Ich hatte dort jeden Tag panische Angst vor der Arbeit, vier Monate lang. Dann bin ich nach Hause gekommen und war drei Wochen wegen meiner Ängstlichkeit im Krankenhaus. Die Psychotherapeutin schöpfte sofort Verdacht, weil ich mehr auf das Muster vom Teppich als in ihre Augen geschaut habe."

"Ich galt als sozial untragbar"

Trotz Diagnose war es Schöffmann danach lange Zeit unmöglich, einen festen Job zu finden. Eine Anstellung in einem Krankenhaus als medizinisch-administrative Schreibkraft wurde nach dem Probemonat aufgelöst, da die Kärntnerin von den Kollegen als "sozial untragbar" empfunden wurde: "Die anderen haben immer Smalltalk gemacht und ich hätte eigentlich meine Ruhe gebraucht. Ich habe das nur einen Monat ausgehalten, habe während dieser Zeit auch stark abgenommen." Auch der Gang zum Amt fiel Schöffmann schwer. "Das AMS war traumatisierend für mich – der Druck, allein schon der Weg mit dem Bus dorthin. Ich bin psychisch viel stabiler, seitdem ich von dort weg bin", erinnert sie sich.

Denn inzwischen fand die 38-Jährige endlich einen Job, der ihr liegt: Sie ist als Journalistin für die Kärntner Kirchenzeitung tätig. "Ich bin dort für Musik, Kultur und Aviso zuständig. Ich mag die Themenvielfalt und schreibe gerne. Ich habe dort das beste Team der Welt." Herausfordernd sei es nach wie vor, zum Hörer zu greifen und mit Fremden zu telefonieren. "Aber Menschen zu treffen und zu ihrer Sichtweise zu interviewen, das gefällt mir."

Brav, schüchtern – und ohne Diagnose

Eine Autismus-Diagnose erst nach 33 Jahren, so ähnlich geht es vielen Betroffenen, vor allem Frauen. Zwar zeigte Schöffmann schon im Kindergartenalter Symptome, doch "wenn man brav und schüchtern ist, dann passt das schon, daher werden Frauen oft spät diagnostiziert". Akademisch erfolgreich, sozial zurückhaltend – damit flog die Journalistin lange Zeit unter dem Radar. In der Schule litt sie zwar unter dem Mobbing durch Mitschüler, schrieb aber gute Noten und wurde von Lehrern daher nicht weiter beachtet.

Grobe Probleme zeigten sich aber, als es um den Berufseinstieg ging. "Dieser ist sehr schwierig für Menschen mit Autismus. Ich war bei Bewerbungsgesprächen für Praktika, das war immer sehr traumatisierend mit Schwindel, Übelkeit und extremer Anspannung."  Da Schöffmann inzwischen selbst den Sprung in die Arbeitswelt geschafft hat, möchte sie nun Menschen in ähnlichen Situationen weiterhelfen. Als Teil des Team "Arbeitsleben" unterstützt sie Autismus-Betroffene auf ihrem Weg zum Job.

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