Österreich
Neues Stadtquartier statt Krankenbetten
Im Wiener Sophienspital wurden rund 100 Jahre lang Patienten betreut. Bis 2022 soll das Areal zu einem Wohnquartier samt Bildungscampus und öffentlichem Park werden.
Am 7. Oktober 2017 übersiedelte der letzte Patient aus dem Wiener Sophienspital (Neubau) ins Kaiser Franz-Josefspital um. Seitdem wurde überlegt, wie das rund 13.500m² große Areal neu genutzt werden kann. Am Montag präsentierten der Neubauer Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) und der Leiter des Real Estate Managements des Krankenanstaltenverbunds Stefan Krejcza das neue Konzept.
Die Planungen für die "Sophie" sehen einen Mix aus Um-, Zu- und Neubauten vor. Nach der notwendigen Umwidmung und dem Beschluss des städtebaulichen Verkehrs, der Mitte 2020 geplant sind, rechnen die Projektverantwortlichen mit einem Baustart von Beginn 2021 und einer Fertigstellung bis 2022.
"Das Areal des ehemaligen Sophienspitals ist das einzige und größte innerstädtische Stadtentwicklungsgebiet innerhalb des Gürtels und im öffentlichen Eigentum. Mein Hauptanliegen war von Anfang an die Schaffung von leistbaren Wohnungen, Schulen und grünen Flächen", betonte Bezirksvorsteher Markus Reiter. Dies sei nun mit dem vorliegenden Konzept erreicht worden.
Nutzungsmix für lebendiges Quartier
"In den vergangenen Monaten fanden intensive stadtinterne Gespräche darüber statt, wie wir die "altehrwürdige" Sophie in Zukunft nutzen können", erklärte Krejcza. Unterstützung habe man durch den Architekten Peter Lorenz erhalten, der in einem Masterplan festgelegt habe, was alles möglich sei.
Herausgekommen ist eine Mischung aus Alt und Neu. So bleiben der denkmalgeschützte Kenyon-Pavillon im Norden der Anlage sowie der Karl Ludwig-Pavillon erhalten. Hier sowie im Westen zum Neubaugürtel sind rund 150 Wohnungen geplant, wovon zumindest die Hälfte gefördert errichtet wird. Etwa ein Drittel der Wohnungen sollen SMART-Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis von 7,5 Euro sein.
Neuer innerstädtischer Bildungscampus
Das ehemalige Verwaltungsgebäude zur Apollogasse wird zu einem Bildungscampus samt Turnhalle ausgebaut. Hier sollen fünf bis sieben Kindergartengruppen und neun bis 13 Volksschulklassen untergebracht werden. Der architektonische Realisierungswettbewerb ist derzeit für 2019 geplant.
Spitalspark wird zum öffentlichen Sophienpark
"Grünes Zentrum" des Areals soll der neue Sophienpark werden. Die bestehende, rund 4.000m² große Grünfläche wird damit zum drittgrößten Park Neubaus. "Der wertvolle Baumbestand bleibt erhalten. Zudem wird der Park für alle Bürgerinnen und Bürger geöffnet", freut sich Reiter.
Bessere Durchlässigkeit sorgt für Anbindung an den Bezirk
Bisher ist das Grundstück des ehemaligen Sophienspitals durch Mauern von den umgebenden Bezirksteilen oder der angrenzenden Lazaristenkirche abgeschnitten. Um für das neue Stadtquartier eine bessere Anbindung zu schaffen, sieht der Masterplan auch neue Wege vor. Einer soll den künftigen Sophienpark zwischen Apollogasse und Europaplatz erschließen, ein zweiter soll die Anbindung zur Kenyongasse schaffen.
In weiterer Zukunft sei auch eine städtebauliche Verbindung zwischen Sophienpark und Westbahnhof oder anders, zwischen Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus denkbar.
Geplant sind zudem eine gute soziale Infrastruktur sowie ein nachhaltiges Mobilitätskonzept mit Car-Sharing-Angeboten und e-Bikes geplant.
Grundstück bleibt öffentliches Eigentum
In den nächsten Wochen und Monate beginne man die Suche nach geeigneten Unternehmen, die das Areal dem Konzept entsprechend entwickeln werden. Das Grundstück soll aber auch weiterhin im Besitz der Stadt bleiben. "Der KAV hat als Grundstückseigentümer beschlossen, ein 99-jähriges Baurecht zu vergeben", so Krejcza.
Bürger bestimmen mit
In den nächsten zwei Wochen sollen die Anrainer und Interessierte über die Pläne für das Sophienspital informiert werden. "Die Lokale Agenda Neubau führt noch im Juni eine erste Phase eines Bürgerbeteiligungsverfahrens durch. Dabei können Vorschläge und Ideen zur Gestaltung des Parks, der Erweiterungsflächen oder der Nutzung der Sockelzonen eingebracht werden", so Reiter.
Das Team der Agenda Neubau sowie Vertreter des Bezirks stehen an vier Tagen (Dienstag, 19. Juni; Mittwoch, 20.Juni; Dienstag, 26. Juni und Mittwoch, 27.Juni) jeweils in der Zeit von 16 bis 20 Uhr auf dem Gelände des Sophienspitals für Fragen und Anregungen zur Verfügung.
Zusätzlich können Ideen auch online eingebracht werden. (lok)