Nach gewaltigen Eruptionen
Sonnensturm-Warnung – das kommt jetzt auf die Erde zu
Die Sonne hat Unmengen geladene Partikel in Richtung Erde geschossen. Die Folge ist ein geomagnetischer Sturm in unserer Atmosphäre.
Auch wenn der Blick auf den grauen Himmel es derzeit nicht vermuten lässt, hinter allen Wolken, draußen im All, ist unsere Sonne derzeit höchst aktiv. In mehreren Eruptionen hat sie nun aufgeladenes Material in Richtung Erde geschossen.
Am 1. und 2. Oktober wurde die bis dahin zweitstärkste Eruption des aktuell 25. Sonnenzyklus überhaupt gemessen. Sie wurde von den US-Weltraumwetter-Beobachtern der NASA und NOAA als X7.1 (R3 – Stark) klassifiziert.
So werden Sonneneruptionen klassifiziert
Unter X fallen die intensivsten aller Sonneneruptionen, die Zahl dahinter ist ein Indikator ihrer Stärke. Weil es sich um die oberste Kategorie handelt, ist diese nach oben hin offen. Die größte bisher gemessene Sonneneruption (4. November 2003) war eine X45.
Das beigefügte R ist die Klassifizierung der möglichen Radio-Blackouts auf einer fünfteiligen Skala zwischen R1 – Minimal und R5 – Extrem).
Aufgrund des koronalen Masseauswurfs wurde eine Sonnensturm-Warnung ausgegeben. Zwischen Donnerstag (3. Oktober) und Samstag (5. Oktober) könnte es zu leichten bis starken Störungen im Erdmagnetfeld kommen. Der erwartete Höhepunkt ist am Freitag.
Der der Sonne zugewandten Seite der Erde könnte beim Eintreffen der Partikel eine rund eine Stunde lange Funkstörung drohen. Dazu könnte die Radioübertragung via Kurzwelle großräumig ausfallen.
Zudem könnten auch wieder Nordlichter in südlicheren Regionen auftreten. Gesundheitsgefahr für uns Menschen am Boden besteht keine.
Am Donnerstag legte unser Zentralgestirn noch einen drauf. US-Beobachter registrierten um 14:18 Uhr MESZ eine weitere starke Eruption, die als X9.0 (R3 – Stark) klassifiziert wurde. Die bisher stärkste in diesem Sonnenzyklus!
Mega-Sonnensturm kann uns "in Steinzeit zurückwerfen"
Dieses Mal ist zwar nicht mit gröberen Zwischenfällen zu rechnen, aber "es ist jederzeit möglich, dass ein sehr extremer Sonnensturm auftritt", warnte Melanie Heil von der ESA-Weltraumwettermission in Darmstadt bereits in der Vergangenheit vor potenziell weitreichenden Folgen.
"Erreicht so ein Sonnensturm die Erde, kann er uns vorübergehend in die technologische Steinzeit zurückwerfen", lautet die eindringliche Warnung von ESA-Wissenschaftsdirektor Günther Hasinger in einem früheren "Spiegel"-Interview über einen möglichen Extremfall.
"Wenn der Sonnensturm auf Gebiete mit empfindlicher Infrastruktur trifft, kann er Strom- und Mobilfunknetze lahmlegen. Die digitale Kommunikation bricht zusammen, Kliniken und Kernkraftwerke müssen auf Notstromaggregate zurückgreifen." Weitreichende Blackouts, Kommunikationsausfälle und der Ausfall zahlreicher akkubetriebener Geräte wären die Folge.
Noch davor würde es Satelliten treffen. Die solaren Teilchen könnten Spannungsspitzen in der Elektronik und somit einen Ausfall der Satellitennavigation oder des Fernsehens auslösen. "Außerdem gefährden Sonnenstürme das Leben von Astronauten. Die geladenen Partikel können menschliches Erbgut schädigen und begünstigen Krebserkrankungen", so ESA-Experte Hasinger.
"Wenn wir extreme Ausbrüche rechtzeitig erkennen, bleiben uns acht Stunden bis zwei Tage, bis die Teilchen auf die Erde treffen. Bis dahin kann etwa die Stromversorgung auf das Nötigste zurückgefahren werden, um Schäden an laufenden Anlagen zu verhindern", erklärt der ESA-Experte.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Sonne hat in mehreren Eruptionen große Mengen geladener Partikel in Richtung Erde geschossen
- Bis Samstag könnte es durch den Sonnensturm zu Funkstörungen und dem Auftreten von Nordlichtern kommen
- Gesundheitsgefahr für Menschen am Boden besteht keine