Klimaschutz

Sonnenschutzmittel schädigen wichtige Einzeller im Meer

Vermeintlich umweltfreundliche Sonnencremes schädigen Meereslebewesen, berichten Wiener Forscher im Fachjournal "Scientific Reports".

Lydia Matzka-Saboi
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Sonnenschutz ist wichtig, allerdings beinhalten viele Sonnencremes ökologisch bedenkliche Stoffe.
Sonnenschutz ist wichtig, allerdings beinhalten viele Sonnencremes ökologisch bedenkliche Stoffe.
Getty Images/iStockphoto

Speziell Wirkstoffe in als "umweltfreundlich" vermarkteten Sonnencremes greifen Kieselalgen an, die in Symbiose mit Foraminiferen leben und für deren Stoffwechsel essenziell sind. Foraminiferen sind winzige, schalentragende Lebewesen, die einen wesentlichen Beitrag zum globalen marinen Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf leisten.

Foraminiferen gibt es schon seit Hunderten Millionen Jahren, sie sind aufgrund ihrer langlebigen Schalen wichtige Leitfossilien für vergangene Erdzeitalter. Anhand ihrer Gehäuse kann man etwa auf das Klima in der Vergangenheit rückschließen.

Der überwiegende Teil der Foraminiferen-Arten lebt im Meer und ernährt sich von pflanzlichem Plankton (Phytoplankton), also etwa von Algen. Viele Foraminiferen-Arten nutzen Algen aber auch auf andere Weise als Energielieferant: Weil die Algen Photosynthese betreiben können, leben die Foraminiferen mit ihnen in Symbiose und sind von der Fähigkeit der Algen abhängig, mittels Sonnenlicht Kohlenhydrate herzustellen.

Vermeintlich "umweltfreundliche" Sonnenschutzmittel gar nicht so "öko"

"Aufgrund der großen Menge an Foraminiferen in den tiefen wie auch flachen Gewässern und deren Aufnahme von Phytoplankton kann davon ausgegangen werden, dass sie einen wesentlichen Beitrag zum globalen marinen Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf leisten", erklärte Petra Heinz vom Institut für Paläontologie der Universität Wien gegenüber der APA. Diese Funktion könnte allerdings vor allem in küstennahen Gebieten durch die Verschmutzung mit Rückständen von Sonnencremes beeinträchtigt werden.

Für die Studie wählten die Wissenschafter vier Sonnenschutzmittel aus, zwei davon werden als "umweltfreundlich" vermarktet. Zudem testeten sie die Wirkung von reinem Ensulizol, das häufig als UV-Blocker in Sonnenschutzmitteln eingesetzt wird.

Sie zeigten, dass insbesondere Ensulizol einen starken negativen Einfluss auf die Kieselalgen hatte. Zudem beeinträchtigten vermeintlich "umweltfreundliche" Sonnenschutzmittel die Gesundheit von Foraminiferen stärker als konventionelle. Die Forscher gehen davon aus, dass insbesondere Metall-Nanopartikel wie Titandioxid oder Zinkoxid von "umweltfreundlichen" Sonnenschutzmitteln diese Wirkung verursachen. Diese Stoffe seien bereits früher als toxisch für mehrere Mikroorganismen eingestuft worden.