In den vergangenen drei Wochen wurden laut der Universität Athen etwa 21.500 Erdbeben in der Nähe der beliebten Ferieninsel Santorin verzeichnet. Eine anhaltende seismische Aktivität, die nicht nur die Bewohner des Eilands - viele von ihnen sind geflüchtet - beunruhigt. Experten aus der ganzen Welt versuchen herauszufinden, was die Ursache für die Beben ist und mit welchen Szenarien als Nächstes zu rechnen ist.
So sei ein stärkeres Hauptbeben genauso möglich, wie ein Vulkanausbruch oder daraus resultierende Tsunamis. Diese könnten nicht nur die Santorin, sondern auch umliegenden Inseln und sogar das Festland treffen. Am ehesten gehen die Wissenschaftler jedoch davon aus, dass sich die Lage wieder beruhigen wird.
Dennoch feilt der Krisenrat der Regierung an einem Notfallplan und diversen Schutzmaßnahmen. So wird über Zugangsbeschränkungen zu gefährdeten Gebieten nachgedacht. Zudem werden Strategien zur Evakuierung entwickelt. Im Falle eines Tsunamis würde dies zwischen 7000 und 8000 Personen betreffen – wobei auch Anpassungen für die Tourismussaison berücksichtigt werden müssen.
Für die Tourismusbranche Grund genug, um besorgt auf die kommenden Sommermonate zu blicken. Schließlich zeichnen sich die Auswirkungen der Beben bereits in den Buchungszahlen ab. "Sollte sich die Lage nicht schnell beruhigen, droht Santorini eine schwache Tourismussaison und massive finanzielle Verluste", warnt Margarita Karamolegkou gegenüber "BBC". Die Hotelier betreibt vier Hotels auf der Insel. Bisher habe es zwar noch keine Stornierungen gegeben, dafür seien aber die Buchungen zurückgegangen.
„Sollte sich die Lage nicht schnell beruhigen, droht Santorini eine schwache Tourismussaison.“Margarita KaramolegkouHotelbetreiberin
Tourismusministerin Olga Kefalogianni betonte gegenüber ERTnews: "Für uns hat die Sicherheit der Besucher Vorrang." Dennoch sei es wahrscheinlich, dass die Insel in diesem Jahr nicht den gewohnten Ansturm an Touristen erleben werde.
Antonis Pagonis, Präsident des griechischen Hotelierverbandes, bereitet neben der Buchungsentwicklung auch Sorge, dass die Saisonarbeitskräfte nun abwandern könnten, weil sie weniger Touristen erwarten. "Es ist nicht so, dass ich Angst vor Erdbeben habe – Santorin bebt immer", sagt beispielsweise ein Saisonarbeiter namens Manos, der in den vergangenen fünf Sommern auf der Urlaubsinsel als Barkeeper gearbeitet hat, gegenüber "BBC". "Wenn die Saison schwach ist, verdiene ich vielleicht nicht so viel Geld, oder sie brauchen mich den ganzen Sommer über nicht. Dieses Risiko kann ich nicht eingehen." Darum habe er stattdessen einen Job auf Korfu angenommen.
Gleiches gilt für die Saisonkräfte, welche die Hotels für den Sommer renovieren sollten. Aufgrund der Beben wurden die Arbeiten ausgesetzt.