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So trickst Putin den Westen mit Öllieferungen aus

Im Vorjahr sanktionierten die EU und die USA den Import von russischem Öl. Mit einem Trick verkauft der Kreml den Rohstoff aber weiterhin weltweit.

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Russland gelingt es in letzter Zeit besser, Öl an den westlichen Barrieren vorbei auf den Markt zu bringen.
Russland gelingt es in letzter Zeit besser, Öl an den westlichen Barrieren vorbei auf den Markt zu bringen.
REUTERS

Neben der teilweisen Ausschließung Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT wurden auch Maßnahmen wie ein Öl-Embargo beschlossen und der Preis pro Barrel (159 Liter) auf 60 Dollar (57 Euro) begrenzt. Die zugrunde liegende Absicht war, sicherzustellen, dass Russland keine zusätzlichen Einnahmen aus dem Öl erzielt, das nicht mehr von der EU abgenommen wird. Denn nachdem Europa als Käufer für russisches Öl weggefallen war, erhöhte Putin kurzerhand den Verkauf von Öl an andere Länder, insbesondere China und Indien.

Sanktionen sind nicht lückenlos

Diese Sanktionen sind jedoch nicht vollständig lückenlos, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes Deutschlands hervorgeht. Deutschland importiert immer noch erhebliche Mengen russisches Erdöl über Indien, das beispielsweise zur Herstellung von Dieselkraftstoff weiterverarbeitet wird. Die Einfuhren von Mineralölprodukten aus Indien sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als das Zehnfache gestiegen, die "Bild" schreibt.

Selbst wenn Europa weiterhin indirekt Öl aus Russland bezieht, bleibt die Frage, ob der Ölpreisdeckel zumindest finanzielle Auswirkungen auf Putins Kriegsbemühungen hat. Die enttäuschende Antwort lautet eher nein, da Russland die Sanktionen zunehmend umgeht. Die Marktmacht des Westens im Bereich der Reedereien und Versicherungen sollte genutzt werden, um den Ölpreisdeckel durchzusetzen.

Das bedeutet konkret: Wenn zum Beispiel ein Tanker einer europäischen Reederei russisches Öl nach Indien transportiert, sollte dies nur dann erlaubt sein, wenn der Preis für das geladene Öl maximal 60 Dollar pro Barrel beträgt. Händler aus verschiedenen Teilen der Welt, die sich nicht an diese Preisobergrenze halten, sollten in den G7- und EU-Staaten keine Versicherungen und andere Dienstleistungen mehr für ihre Schiffe erwerben können.

Russland umgeht westliche Barrieren

Allerdings funktioniert dieser Mechanismus zunehmend nicht wie geplant. Russland gelingt es in letzter Zeit besser, Öl an den westlichen Barrieren vorbei auf den Markt zu bringen. Besonders problematisch ist dabei die Überwachung der Einhaltung durch die Behörden der Länder, in denen die Reedereien und Versicherungsunternehmen ansässig sind.

Berichten aus Kiew zufolge sind die monatlichen Öl- und Gaseinnahmen Russlands trotz der Preisdeckelung zwischen Februar und August wieder angestiegen, und zwar von 12,1 Milliarden Dollar auf 17,1 Milliarden Dollar.

So funktionierts

Die Umgehung der Sanktionen erfolgt oft auf folgende Weise: Ein Öltanker aus Indien oder China startet in der Ostsee oder im Schwarzen Meer und hat eine Versicherung aus dem Westen sowie Rohöl an Bord, das nicht mehr als 60 Dollar pro Barrel kostet. Während der Fahrt auf hoher See wird die Fracht mehrmals an Zwischenhändler weiterverkauft, wobei der Preis bei jedem Verkauf steigt. Beim Anlegen in Indien kostet das Öl dann plötzlich deutlich mehr als beim Abfahren aus Russland.

Die Differenz zwischen den Preisen beim Start in Russland und bei der Ankunft in Indien betrug im Januar noch elf Dollar pro Barrel, wie eine Berechnung von Benjamin Hilgenstock von der Kyiv School of Economics für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" zeigt. Im August waren es bereits 28 Dollar, was einer erstaunlichen Steigerung von 154 Prozent entspricht.

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