Kultur
So trauert Österreich um Hermann Nitsch
Der Tod von Universalgenie Nitsch trifft nicht nur die heimische Kunstszene, auch das politische Österreich verneigt sich vor dem großen Künstler.
Hermann Nitsch ist mit 83 Jahren gestorben, laut seiner Frau Rita Nitsch sei er "friedlich eingeschlagen". "Die heimische Kunst ist damit um eine ihrer auch international bedeutendsten Persönlichkeiten ärmer", meldet sich Bundespräsident Alexander von der Bellen zu Wort, "konsequent hat Hermann Nitsch über Jahrzehnte hinweg an seinem kultischen Stil gearbeitet, seine Werke und sein Wirken haben niemanden kaltgelassen."
Ein Gesamtkunstwerk aus Malerei, Musik, Theater und Performance
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betont, was für ein herber Verlust der Tod von Nitsch für die internationale, aber auch die heimische Kulturszene ist: " „Nitsch wurde in Wien geboren und war Mitbegründer einer der wichtigsten avantgardistischen Kunstströmungen, des ,Wiener Aktionismus‘. Ihn bloß als bedeutenden Maler zu bezeichnen, wäre ganz falsch, hatte er doch immer das Gesamtkunstwerk, bestehend aus Malerei, Musik, Theater und Performance, im Auge. Und er war als unverwechselbares Künstler-Original auch immer selbst Teil dieses Gesamtkunstwerks.“
Lange umstritten, heute von allen gefeiert
So umstritten der Künstler zu Lebzeiten immer wieder war, so einhellig sind Kommentare nach seinem Ableben. So meint Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) : "Heute hat uns ein wahrhaft einzigartiger Künstler verlassen. Seine vielfältige Auseinandersetzung mit Kunst, Ästhetik, Religion und Philosophie hat Hermann Nitschs Werk förmlich durchzogen. Was mich persönlich an Nitsch beeindruckt hat, ist seine Durchsetzungskraft und seine Standhaftigkeit trotz aller Kritik, die ihm vor allem zu Beginn entgegengeschlagen ist. Meine Gedanken sind heute bei seiner Frau Rita, seiner Familie und seinen Freunden.“
"Eine Zentralfigur der Kunstwelt verlässt die Bühne"
Für seine archaische Kunst voller Mystik erhielt Nitsch 1984 den Österreichischen Kunstpreis und 2005 den Großen Österreichischen Staatspreis. Innerhalb der Kunstszene war Nitsch schon viel früher akzeptiert, als in der Allgemeinheit. So meint Belvedere Generaldirektorin Stella Rollig: "Mit Nitsch verlässt eine Zentralfigur der Kunstwelt die Bühne. Sein Gesamtwerk sucht in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts seinesgleichen, er hat entscheidend zum Wandel unseres Kunstbegriffs beigetragen."
Nitsch als Vorbild für Generationen
Und für Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder war Hermann Nitsch bereits zu Lebzeiten selbst ein Kunstwerk gewesen: "Auch äußerlich eine ikonische Figur, die nur mit der Bekanntheit von Andy Warhol und Joseph Beuys verglichen werden kann, lässt allzu leicht vergessen, dass wir mit Hermann Nitsch einen großartigen Menschen verlieren, dessen Charakterstärke, Weisheit und Humanismus ein Vorbild für Generationen sein kann: weit über die Kunst hinaus“