Burgenland
So starben die beiden Syrer in übervollem Kleinbus
In Siegendorf wurde ein Bus von der Polizei gestoppt. An Bord: 26 erschöpfte Flüchtlinge, zwei weitere Flüchtlinge hatten die Fahrt nicht überlebt.
Heute spielten sich in Siegendorf (Burgenland) dramatische Szenen ab: Soldaten und die Polizei wollten einen Klein-Lkw (Renault, mit ungarischem Kleinbus) kontrollieren, der Lenker ergriff sofort die Flucht. Im Laderaum kauerten auf engstem Raum 28 Flüchtlinge, zwei Menschen (rund 30 Jahre alt; ersten Informationen zufolge syrische Staatsbürger und Kurden, alles Männer) waren tot - mehr dazu hier.
Die anderen 26 Flüchtlinge waren zwar von der Fahrt erschöpft, aber wohlauf. Die beiden Syrer sollen in einem furchtbaren körperlichen Zustand und völlig dehydriert gewesen sein. Keiner der restlichen überlebenden 26 Flüchtlinge brauchte medizinische Hilfe.
Fahndung
Da der mutmaßliche Schlepper bewaffnet sein könnte, hat die Polizei eine großräumige Fahndung eingeleitet - die Fahndung läuft.
Wie konnte Schlepper flüchten
Die Konrolle hatte laut Polizei durch das Bundesheer stattgefunden. "Die Gegend beim Pusztahof in Siegendorf ist bekannt für Schlepperfahrzeuge. Daher auch dort die Patrouille ab 13 Uhr. Und dabei fiel eben der verdächtige Kastenwagen auf - und im Zuge dessen wurde der Bus angehalten", so Polizei-Chefsprecher Herbert Marban. Wie der mutmaßliche Schlepper einfach Heer und in der Folge Polizei davonlaufen konnte, ist derzeit noch völlig unklar.
Derzeit steht ein Großaufgebot der Polizei, ein Polizeihelikopter, Drohnen und auch die ungarische Exekutive im Fahndungseinsatz. Auch das Landeskriminalamt Burgenland hat die Ermittlungen aufgenommen. Die 26 Flüchtlinge wurden noch vor Ort befragt.
Neben der Polizei assistiert das Bundesheer seit mehreren Jahren an der Grenze: Seit 2015 gibt es einen Herresassistenzeinsatz zur Verhinderung illegaler Migration (im Auftrag des BMI) und seit 2020 einen Assistenzeinsatz zur Covid-Kontrolle (im Auftrag des Gesundheitsministeriums).
Dramen in letzten Jahren
In den letzten Monaten hatten sich die Schlepperfahrten in NÖ und im Burgenland gehäuft. Nach der furchtbaren Tragödie 2015 mit 71 toten Flüchtlingen in Parndorf, hatte es in den letzten Jahren immer wieder lebensbedrohliche Schlepperfahrten gegeben - 16 Migranten fast in Lieferwagen erstickt im Jahr 2019 oder 43 Flüchtlinge erstickten fast im Frachtraum 2020.
Die Schlepper von Parndorf hatten 2019 beim Prozess in Ungarn lebenslange Haftstrafen ausgefasst. Möglich also, dass dieser Prozess wieder in Ungarn stattfinden wird (weil ungarisches Fahrzeug, wo starben die Männer).