Life

So radikal verändert ein Magenbypass den Körper

Heute Redaktion
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Samantha Geballe teilt ihre körperliche Verwandlung mit der Welt. Die einst krankhaft Übergewichtige besteht seit dem Magenbypass aus Haut und Knochen.

"Das ist keine weitere Story über ein fettes Kind", beginnt Samantha Geballe ihre Erklärung zum titellosen Projekt, das sie seit 2013 führt und mit dem sie ihr Leben schonungslos offen und ehrlich portraitiert. Die junge Amerikanerin war stark fettleibig, ihr körperlicher Zustand lebensbedrohend. Ein Jahr vor dem rettenden Einsatz eines Magenbypasses fängt Samantha an, sich selbst – nackt – aufzunehmen.

Ein Projekte ohne Ende

"Ich mache Selbstportraits, um Perspektiven umzukehren – zwischen der Sicht, die andere auf mich haben und meinem eigenen Selbstbild", schreibt die gebürtige Kalifornierin, die jetzt mit Frau und Katzen in der Nähe von San Francisco lebt. Und auch heute, Jahre nach der Operation, macht sie mit ihrem Projekt weiter.

Statt Fettmassen umgeben nun hängende Hautlappen Samanthas Körper. Sie hat eine starke Botschaft an die Welt: "Ich teile meinen Körper und meine Geschichte nicht, um Mitleid zu erhaschen oder mich selbst zu profilieren. Vielmehr soll es Andersartigkeit und Veränderung in der allgemeinen Wahrnehmung vermenschlichen."

Im Interview erzählt die radikale Künstlerin von ihrem Werdegang und wie viel Überwindung es kostet, sich vor der Kamera auszuziehen:

Hallo Samantha! Kommst du aus einem kreativen Umfeld? Was hat dich motiviert, selbst Kunst zu machen?

Ich bin mit Kunst aufgewachsen. Selbst kreativ zu arbeiten, war schon immer ein guter Weg für mich, Stress abzubauen. Mit der Fotografie habe ich vor etwas weniger als zehn Jahren begonnen und Street Art in Hollywood fotografiert. Ich wusste nicht genau, was ich da tat aber es fühlte sich gut an.

Du bist vor allem durch deine radikalen Selbstportraits bekannt geworden. Was hat dich dazu bewegt, dich so offen zu zeigen?

Ich möchte ungern Leute dazu auffordern, für mich Modell zu stehen. Das ist mir unangenehm; deswegen bin ich meistens mein eigenes Motiv. Die ersten Selbstportraits – noch lange vor meinem Magenbypass – waren noch keine Akte, das kam erst mit der Zeit. Meine Kleider sahen auf den Bildern falsch aus. Ich fühlte mich in meinem Körper so unwohl und Klamotten schienen es nur noch schlimmer zu machen. Es war schmerzhaft aber hilfreich, die Wahrheit über mein Äußeres unverfälscht zu sehen.

Wie schwer war es – oder ist es immer noch –, dich so der Welt zu zeigen?

Ich überwinde meine Angst vor meinen Unsicherheiten jedes Mal aufs Neue, indem ich mir selbst keine Zeit lasse, um darüber nachzudenken. Ich springe quasi immer wieder ins kalte Wasser, wenn ich neue Bilder mache und sie veröffentliche. Ich habe auch gelernt, auf Feedback nicht mehr zu sensibel zu reagieren und emotionalen Abstand zu halten.

Welche Art von Feedback bekommst du denn? Wie reagieren die Leute auf deine Werke?

Meine Kunst ist sehr polarisierend. Ich bekomme natürlich sehr viele hasserfüllte Kommentare und oft auch sehr wenig Verständnis. Aber für jede bösartige Nachricht bekomme ich fünf wunderschöne, voller Wärme und Optimismus.

Darf ich fragen, wie viel Gewicht du inzwischen verloren hast?

Das möchte ich lieber nicht beantworten. Ich befürchte, die Leute könnten sonst denken, dass es in meinem Projekt um Gewichtsverlust geht; oder eine "Vorher-Nachher"-Story. Es geht aber um das Leben, um eine Reise, die nie endet.

Bist du glücklich?

Ich bin inzwischen öfter glücklich, als unglücklich. Dafür bin ich dankbar.

Gibt es etwas, das du der Welt noch mitteilen möchtest, was sie durch deine Bilder und Videos vielleicht nicht gleich erkennen?

Ich liebe meine Frau und meine Katzen.

(Benjamin Quirico/Tilllate)